Ungeliebte Opern 3: Arabella von Richard Strauss

Ungeliebte Opern 3: Arabella von Richard Strauss   klassik-begeistert.de, 5. Januar 2024

Richard Strauss mit Viorica Ursuleac und Alfred Jerger nach der Generalprobe zu »Arabella« © Historisches Archiv der Sächsischen Staatstheater, Foto: Reinhard Berger

von Dr. Ralf Wegner

Arabella ist eine lyrische Komödie, heißt es. Was ist daran lustig, wenn ein Vater seine Tochter zwecks Besserung seiner selbstverschuldeten finanziellen Situation mit einem reichen Irgendwen (zumindest für die Tochter) verheiraten will und darüber hinaus seine andere Tochter in Männerkleidung steckt, um deren Unterhaltskosten zu minimieren?
Strauss’ Oper wurde zudem nicht Mitte des 19. Jahrhunderts, sondern 1933 uraufgeführt, als solche Sitten allgemein schon lange nicht mehr toleriert oder gar als lustig empfunden wurden.

Strauss konnte allerdings gut für Frauenstimmen komponieren. Deshalb gehört die Partie der Arabella wohl auch zu den von Sopranistinnen geliebten Rollen. Wer hat sie nicht gesungen. Meine erste Arabella auf der Hamburg Opernbühne war Arlene Saunders, später folgten Gundula Janowitz, Lucia Popp, Anja Harteros und Camilla Nylund. Ihretwegen hatte sich der Besuch des Opernhauses immer gelohnt. Wenn unter diesem Niveau gesungen wurde, konnte einem das Werk im Halse stecken bleiben.

Außerdem besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem vermutlichen Alter Arabellas bei ihrer Vermählung und, wegen der stimmlichen Anforderungen, jenem der Sängerinnen dieser Partie. Die vorgenannten Sopranistinnen waren bei ihrem Auftreten im Durchschnitt mehr als doppelt so alt (44 Jahre) wie die zu verkuppelnde Arabella Hofmannsthals. Von welcher 44-jährigen kann man glaubhaft annehmen, dass sie sich den Ehepartner vorschreiben lässt?

Wir akzeptieren diese Ungereimtheiten aber wegen des schönen Gesangs einer erfahrenen lyrisch-dramatischen Sopranistin.

Dr. Ralf Wegner, 5. Januar 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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Ein Gedanke zu „Ungeliebte Opern 3: Arabella von Richard Strauss
klassik-begeistert.de, 5. Januar 2024“

  1. Geschätzter Kollege Dr. Ralf Wegner,

    wenn ich „Arabella“ lese, schießt mir ohne zu denken in den Kopf: wundervolle Musik, traumhaft schöne Gesangsszenen – mir fällt kaum eine Arie/Duett ein, die/das so zum Dahinschmelzen ist wie „Und du wirst mein Gebieter sein“, und Tomasz Konieczny. Der musste als Mandryka in der Bechtolf-Inszenierung an der Wiener Staatsoper aus dem Stand beidbeinig auf den Tresen hüpfen – eine zirkusreife Aktion. Bleibt nur zu hoffen, dass Bogdan Roščić die Oper nicht komplett vom Spielplan gestrichen hat. Seit 2020 ist da nicht mehr zu finden.

    Jürgen Pathy

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