Saarländisches Staatstheater, Walkuere © Martin Kaufhold
Richard Wagner
Die Walküre
Erster Tag des Bühnenfestspiels »Der Ring des Nibelungen« von Richard Wagner
Dirigent
Sébastien Rouland
Inszenierung, Bühnenbild, Kostüme
Alexandra Szemerédy, Magdolna Parditka
Saarländisches Staatstheater, 9. März 2024
von Peter Sommeregger
Es verdient Respekt, wenn ein Haus von der Größe des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken sich an Wagners monumentale Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ wagt. Die kleineren Rollen können natürlich aus dem Ensemble besetzt werden, für die Partien wie Siegmund, Wotan und Brünnhilde setzt man auf Gäste, und hat dabei eine gute Hand bewiesen.
Vielleicht nicht ganz so glücklich war die Wahl des Regieteams. Das ungarische Duo Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka zeichnet auch für das Bühnenbild und die Kostüme verantwortlich, wobei letztere auch gut von einem Abverkauf bei Adidas stammen könnten. Wenig Freude bereiten dem Auge auch die Bühnenbilder, die dem Gesamtkonzept folgend nur die Nüchternheit eines Forschungsinstitutes widerspiegeln, in dem Experimente an lebenden Menschen stattfinden.
Sicher, man könnte Wagners Intentionen schon in diese Richtung deuten, schließlich missbraucht Wotan das Zwillingspaar Siegmund und Sieglinde zur Erschaffung des „freien“ Helden. Die Regisseurinnen beißen sich aber an ihrem Konzept fest, und verwandeln den vielleicht sinnlichsten Akt der Opernliteratur in eine klinische Studie.
Nichts, aber auch gar nichts lässt sich von dem Zauber der aufkeimenden Liebe nachvollziehen, wenn zwei zuckende Probanden in getrennten Kojen auf Klinikbetten liegen. Dass Hunding dann als Klinikmitarbeiter im Arztkittel auftritt, ist zwar konsequent, aber bürstet das Bühnengeschehen noch weiter gegen den Strich.
Im zweiten Akt wird Wotan als Chef des dubiosen Institutes vorgestellt, der die Schar seiner Walküren-Töchter mittels Chip-Implantaten unter Kontrolle hält. Das Zucken der Manipulierten wird über den gesamten Abend zu einem ermüdenden Running Gag.
Im so genannten Walkürenritt des dritten Aktes brechen dann endgültig die Dämme des schlechten Geschmacks. Was die acht Wunschmaiden an ordinären und plumpen Aktionen veranstalten, taugte bestenfalls noch zu einer Parodie. Den Tiefpunkt bildet dann aber das völlig verschenkte Schlusstableau. Da befinden sich auf einmal auch Loge und Fricka auf der Bühne, Brünnhilde wird in ein CRT-Gerät gelegt, und dann in die Flammen eines Krematoriums geschoben. Da bleibt nur die bange Frage, wie dieser Ring zu einem befriedigenden Ende gebracht werden soll.
Musikalisch fällt der Abend erheblich erfreulicher aus. Peter Sonn leiht dem Siegmund seinen sehr hellen, aber kräftigen Tenor, der in den „Winterstürmen“ auch durchaus lyrische Qualitäten erkennen lässt.
Seine Zwillingsschwester Sieglinde wird von Viktorija Kaminskaite mit frischem, unverbrauchten Sopran adäquat verkörpert. Der Gast-Wotan Thomas Johannes Mayer bringt seine Rollenerfahrung als großen Pluspunkt mit. Sein geschmeidiger Bassbariton gestaltet die Gebrochenheit von Wotans Charakter glaubwürdig. Aile Asszonyi als seine Tochter Brünnhilde findet neben den dramatischen Passagen auch zu innigen Zwischentönen. Gewöhnungsbedürftig allerdings ihr Schlachtruf im zweiten Akt, und Ermüdungserscheinungen am Ende sind auch nicht zu überhören. Die Fricka mit Judith Braun und der Hunding mit Hiroshi Matsui sind rollendeckend aus dem Haus besetzt, ebenso die acht Walküren, die vokal durchaus achtbar abschneiden.
Am Pult steht Generalmusikdirektor Sébastien Rouland, der dem souverän aufspielenden Orchester durchaus stärkere Impulse vermitteln könnte.
Einige Passagen, wie etwa die Todverkündigung, ziehen sich unnötig zäh in die Länge. Da ist für die nächsten Ring-Etappen noch viel Luft nach oben!
Peter Sommeregger, 13. März 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Giuseppe Verdi, La Traviata, Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken
Peter I. Tschaikowsky, Dornröschen, Saarländisches Staatstheater