Von Thaler – Eigenes Werk, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?
Das reiche Musikleben von Budapest lockt mich immer wieder, der Stadt einen Besuch abzustatten. Auch diesmal hat sich der Ausflug gelohnt, mit drei Abenden in drei Spielstätten.
Engelbert Humperdinck
Hänsel und Gretel / Janczi és Juliska
Libretto von Adelheid Wette, ungarische Fassung von Frigyes Róna
Jancsi/Hänsel: Bernadett Nagy
Juliska/Gretel: Zsófia Nagy
Anya/Gertrud: Tünde Szabóki
Apa/Peter: Máté Fülep
Boszorka/Knusperhexe: Beatrix Fodor
Regie: Katalin Gémes
Choregraphie: Noemi Kulcsár
Orchester: Szent István Filharmonikusok
Dirigent: Gábor Horváth
Pesti Vigadó, 21. April 2024
von Dr. Rudi Frühwirth
Eine entzückende Aufführung von Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ im großen Saal des Pesti Vigadó war die letzte musikalische Station meines Aufenthalts.
In Budapest wird die Oper mit Rücksicht auf die Kinder im Publikum meist in ungarischer Sprache gesungen und heißt dann „Janczi és Juliska“. Die wundervolle Musik ist natürlich in der ganzen Welt die selbe, und ich ließ mich von ihr nur zu gern in meine Kindheit zurückführen. Und das umso lieber, als mit Bernadett Nagy als Janczi und Zsófia Nagy als Juliska zwei bezaubernde Sängerinnen und sehenswerte Darstellerinnen auf der Bühne standen. (Die beiden sind übrigens nur auf der Bühne Geschwister.)
Beatrix Fodor gestaltete die Hexe sängerisch und schauspielerisch ganz köstlich, und auch das arme Besenbinderpaar war ausgezeichnet. Ein kleiner Wermutstropfen war die Verstärkung der Gesangsstimmen, bedingt vor allem durch das Streben nach absoluter Verständlichkeit des Textes. Auch hat der Saal keinen Orchestergraben, was eine zusätzliche Erschwernis für die Sängerinnen und Sänger darstellt. Leider war die Verstärkung eine Spur zu laut geraten – auf ein paar Dezibel hätte ich gerne verzichtet.
Das Orchester, geleitet von Gábor Horváth, bot eine grundsolide Leistung in allen Gruppen, von der prächtigen Ouvertüre bis zum jubelnden Schluss. Besonders hervorheben möchte ich den warmen, einschmeichelnden Streicherklang, ideal für die hochromantische Partitur. Etliche Szenen wie etwa der Abendsegen, das Erwachen der Kinder im zweiten Akt und der Untergang der Hexe wurden durch sechs junge Tänzerinnen belebt; sie waren in der Choreographie von Noemi Kulcsár eine wahre Augenweide.
Das Pesti Vigadó, auch als Pester Redoute bekannt, ist eigentlich ein Konzert- und Ballsaal und verfügt daher nur über minimale Beleuchtungs- und Bühnentechnik. Die Ausstattung bestand folglich nur aus wenigen fantasievollen Requisiten. Sie wurde ergänzt durch suggestive Diaprojektionen und witzige Kostüme.
Die Inszenierung war einfallsreich und kindergerecht. Sie verzichtete auf plumpe Aktualisierung und andere störende Einfälle und erzählte einfach die Geschichte, wie wir sie kennen und lieben.
Aus dem herzlichen Schlussapplaus schloss ich, dass sie nicht nur den begeistert lauschenden Kindern, sondern auch den Erwachsenen gefallen hatte. Auf die Gefahr hin, dass ich belächelt werde: auch ich habe jede Minute dieses rührenden, unschuldigen Vergnügens genossen!
Dr. Rudi Frühwirth, 29. April 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Philip Glass, „Les Enfants Terribles“ Eiffel Arts Center, Budapest, 19. April 2024