Besucherrekord: 58.000 Besucher aus der ganzen Welt besuchen die Händel-Festspiele

Händel-Festspiele Halle 2018 – ein Bericht

Foto: Thomas Ziegler (c)
Händel-Festspiele Halle 2018 – „Fremde Welten“

von Guido Müller

Mit großem Erfolg und den meistens restlos ausverkauften über 120 Veranstaltungen, davon insgesamt acht szenischen Aufführungen, sind am vergangenen Sonntag mit einem grandiosen Open-Air-Konzert in der Galgenbergschlucht mit Händel (Feuerwerksmusik mit imposantem Höhenfeuerwerk), Mozart und Rameau mit der Staatskapelle Halle, der Marktkantorei und Robert-Franz-Singakademie aus Halle, der jungen Sopranistin Miriam Sabba (wunderschöne Stimme in allen Lagen!) und Dominik Köninger (Bariton)  die weltweit größten Barock-Musikfestspiele in Händels Geburtsstadt zu Ende gegangen. Über die gelungene Inszenierung und musikalische Umsetzung der  Oper „Berenice“ in der Oper Halle zum Auftakt  der Festspiele wurde hier bereits berichtet.

Großartige Festkonzerte boten neben Joyce DiDonato auch Julia Lezhneva, Sophie Karthäuser, Magdalena Kozena, Nathalie Stutzmann, Ann Hallenberg, Max Emanuel Cencic und Xavier Sabata. Spannende musikalische Dialoge gab es dem Festivalmotto „Fremde Welten“ entsprechend mit persischer Musik in einem stimmungsvollen Abendkonzert „Flammende Rose, Zierde der Erde“ im Festsaal  der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Naturwissenschaften mit Maryam Akhondy (Gesang) und am Ende einem auf Persisch (!) mitsingenden Publikum und mit dem Festival Women in Jazz mit Ulrike Tropper und dem auf historischen Instrumenten spielenden hervorragenden Quadriga Consort aus Graz unter dem Motto „Pleasure Gardens“ mit Tanzmusik, Trink- und Seemannsliedern von den britischen Inseln der Händelzeit in London, musiziert in der stimmungsvollen kleinen St. Georgskirche.

Im Bad Lauchstädter Goethetheater führte Wolfgang Katschner mit der renommierten Lautten Compagney Berlin Händels Serenata „Parnasso in festa“ in Sigrid D’Hoofts  historisch orientierter Inszenierung mit farbprächtigen Kostümen opulent auf.

Im Goethetheater gab es als tschechische Produktion auch eine Oper, bei der Händel nur den dritten Akt beigesteuert hat: „Muzio Scevola“. Hier gab es leider mit dem manieriert und technisch oft fehlerhaft singenden Countertenor Alexis Vassiliev die einzige weniger klangschöne Überraschung – besonders in Anbetracht der vielen technisch und musikalisch herausragenden Altus- und Sopran-Sänger heutzutage.

Das Pasticcio „Ormisda“, eine Zusammenstellung von Best-off-Arien durch Händel, eine Gastproduktion aus London unter der Leitung von Leo Duarte mit der Sopranistin Marie Lys und dem Tenor Hugo Hymes faszinierte im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen musikalisch ganz besonders. Auch in Zukunft werden das Londoner Handel Festival und Halle kooperieren.

Ebenfalls als Pasticcio gab es im nördlich von Halle gelegenen klassizistischen Bernburger Theater „Oreste“ in einer Produktion aus Wien unter Leitung von Ruben Dubrovsky zu sehen. Hier stellte Händel  eigene Musik  effektvoll zusammen.

Eine regelrechte Uraufführung bot der Leiter des Stadtsingechors aus Halle, des ältesten mitteldeutschen Knabenchors,  Clemens Flämig mit einem selbst zusammengestellten Pasticcio der „Herkules“-Vertonungen von Bach und Händel. Ein wahres neues Opernwerk des  18. Jahrhunderts der beiden Komponisten gab es zu entdecken, die sich zu Lebzeiten nie begegnet sind. Christina Roterberg (Sopran), Susanne Langner (Mezzosoran), Tobias Hunger (Tenor) sowie Kaspar Kröner (Altus) begeisterten zusammen mit dem Händelfestspielorchester und dem Stadtsingechor die Zuschauer zu Standing Ovations.

„Rinaldo“ in der Spätfassung von 1731 kann auch mit vielen von Händel selbst zusammengestellten Arien aus anderen späteren Erfolgsopern als Pasticcio bezeichnet werden.  Hier bot Christophe Rousset gemeinsam mit dem glänzend disponierten Kammerochester Basel und Sandrine Piau (Sopran) sowie den glänzenden Countertenören  Christopher Lowrey  und Xavier Sabata französische Feinzeichnungen einer der Opern Händels mit den meistens Hits.

Der Chor der Oper Halle unter Leitung von Rustam Samedov glänzte in der Wiederaufnahme der szenischen Produktion des Oratoriums „Jephta“ in der tief berührenden Inszenierung von Tatjana Gürbaca zusammen mit Robert Sellier (Tenor), Ines Lex (Sopran), Leandro Marziotte (Altus) und dem tonschönen Bass von Ki-Hyun Park sowie dem von Einsparungen bedrohten Händelfestspielorchester unter Leitung von Christoph Spering.

Über 58.000 Besucher aus der ganzen Welt kamen zu den Händel-Festspielen. Besucherrekord. Barock boomt!

Im nächsten Jahr werden bei den Händel-Festspielen in Halle und Umgebung dann Händels Frauen im Mittelpunkt stehen. Ein unerschöpfliches Thema seiner Opern und Oratorien, während bekanntlich über seine privaten Beziehungen zum weiblichen Geschlecht wenig historisch gesichert bekannt ist.

Guido Müller, 13. Juni 2018, für
klassik-begeistert.de

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