CD/Blu-ray Rezension:
Bohuslav Martinů
The Greek Passion
Simon Stone Regie
Wiener Philharmoniker
Maxime Pascal Dirigent
Unitel 811104
von Peter Sommeregger
Das vom Komponisten selbst geschriebene Libretto geht auf einen Roman des Griechischen Schriftstellers Nikos Kazantzakis zurück. Fertig gestellt 1959, zeigten sowohl Herbert von Karajan für Wien, als auch Rafael Kubelik für London Interesse an einer Uraufführung. Nachdem sich diese Pläne zerschlagen hatten, arbeitete Martinů das Werk um, in dieser Form wurde die Oper 1961 in Zürich uraufgeführt, diese Fassung liegt auch der in englischer Sprache gesungenen Aufführung der Salzburger Festspiele von 2023 zugrunde.
Aufführungen in der historischen Felsenreitschule in Salzburg stellen stets eine Herausforderung an den Regisseur dar, für die übermäßig breite Bühne mit geringer Tiefe benötigt man ein spezielles Regiekonzept. Simon Stone geht klug mit dem Bühnenraum um, verteilt die Chorsolisten geschickt, und stellt so eine bestechende Breitwandwirkung her. Die gleichnishafte Handlung kommt klar zur Wirkung, hoch- und hinunter fahrende Podeste sorgen für überraschende Effekte. Auf Bühnenbilder wird darüber hinaus verzichtet, die gänzlich in Weiss gehaltene Bühne schafft vielleicht gerade deshalb eine zwingende Atmosphäre. Auch auf Kostüme wird verzichtet, wir sehen Alltagskleidung, in der Gruppe der Flüchtlinge auch zeitgenössische Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Ein Tick zu viel ist vielleicht der während der Aufführung an die Rückwand der Bühne gemalte Schriftzug „Refugees out“. Das wirkt wie ein Holzhammer in der sonst subtilen Umsetzung des Stückes.
Der Fokus der Aufführung liegt fast komplett auf dem Chor, dem die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor individuelles Leben einhaucht. Auf höchstem Niveau bewegen sich auch die Solisten, allen voran der wunderbar lyrische Tenor Sebastian Kohlhepps, dessen Wandlung vom Hirten Manolios zur Christusfigur glaubwürdig gelingt. Mit sonoren Bässen sind die Priester Grigoris und Fotis ausgestattet, die von Gábor Bretz und Lukasz Golińdki eindrucksvoll interpretiert werden. Die Braut Manolios’, Lenio, singt Christina Gansch mit schönem frischen Sopran, die interessantere, weil gebrochene Persönlichkeit ist Katerina, der im kraftvollen Sopran Sara Jakubiaks eine ideale Interpretation findet.
Über weite Strecken wirkt das Werk oratorienhaft, trotz der Aktionen auf der Bühne überwiegt der Eindruck einer statischen Aktion. Die durchaus eingängige, gut singbare Musik läuft aber stellenweise Gefahr, in Monotonie abzudriften. Die Wiener Philharmoniker unter der umsichtigen Leitung von Maxime Pascal breiten einen luxuriösen Klangteppich für die Solisten aus, die mit einer großartigen Ensembleleistung überzeugen. Schade, dass dem Werk bis heute eine größere Breitenwirkung versagt blieb.
Peter Sommeregger, 17. August 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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