arena-opera-festival-2024-netrebko/Photography: Olga Rubio Dalmau
Es war ein Abend, den man so schnell nicht mehr vergisst: Anna Netrebko als strahlende Tosca, ihr Ex-Ehemann Yusif Eyvazov in herrlichen Duetten als Cavaradossi und Luca Salsi als grandioser Scarpia – und am Pult der Verona-Stardirigent Daniel Oren.
Giacomo Puccini, Tosca
Libretto Luigi Illica
Dirigent: Daniel Oren
Orchester, Chor und Techniker der Fondazione Arena di Verona
Regie und Bühnenbild: Hugo de Ana
Tosca : Anna Netrebko
Cavaradossi: Yusif Eyvazov
Scarpia: Luca Salsi
Angelotti: Gabriele Sagona
Sagrestano: Giulio Mastrototaro
Pastore: Lorenzo Pigozzo
Arena di Verona, 16. August 2024
von Dr. Charles E. Ritterband
„Du bist die Größte“ schallte aus dem Publikum ein Zwischenruf nach minutenlangem geradezu frenetischem Beifall, mit dem Netrebkos herrlich inniges, so überaus subtiles „Vissi d’arte“ honoriert wurde.
Man muss es vorbehaltlos eingestehen: die Netrebko gehört als Tosca immer noch zur Weltklasse, ihre gereifte, nunmehr deutlich tiefere Stimmlage mit edler Patina passt perfekt zu dieser überragenden Figur, die sich ja vom ersten zu zweiten Akt von einer ziemlich eitlen und vor allem verhängnisvoll eifersüchtigen Diva zur todesmutigen Heldin wandelt. Darstellerisch überzeugend dramatisch, neben dem großartig diabolischen, blutrünstig-lüsternen Luca Salsi mit sonorem Bass-Bariton als Scarpia.
Und man muss konzedieren: Auch ihr Ex-Mann und immer noch Bühnenpartner Yusif Eyvazov legte, zumindest in den Duetten mit Netrebko, Glanzleistungen hin – nachdem er diesen Rezensenten auf eben dieser Spielstätte in einem früheren Jahr als Radamès neben Netrebko als Aida doch arg enttäuscht hatte. Doch Solo ist Eyvazov nach wie vor zweitklassig – seine Stimme wirkt dort unschön gepresst und mit den Höhen hat er hörbar Mühe. Sehr schön hingegen an diesem Abend sein „E lucevan le stelle“ (was diese denn auch über dem Rund der römischen Arena uneingeschränkt taten).
Daniel Oren überzeugte einmal mehr, wie er konzentriert und kompromisslos dieses hervorragende Orchester leitet, das ihm ganz offensichtlich treu ergeben ist. Different holt er aus diesem Klangkörper das ganze Spektrum der grandiosen Musik Puccinis heraus: Oren besteht auf subtilsten Pianissimi und treibt dann wieder das Orchester zu Klangwogen und leidenschaftlichen Stürmen an. Inszenierung und Bühnenbild von Hugo de Ana sind gebührend düster, die Szene wird dominiert von einem anfangs verhüllten, dann das Geschehen überragenden Engelskopf, der dann im letzten Akt den Schauplatz Engelsburg markiert und überdimensioniert beherrscht.
Der erste Akt kulminiert in der gigantischen Theatralik, der hemmungslosen Machtdemonstration der katholischen Kirche in ihrer Hochburg Rom.
Was Puccini vom mörderischen Zusammenspiel zwischen Religion und brutaler Staatsmacht, verkörpert vom Polizeichef Scarpia, „vor dem ganz Rom gezittert hat“ (wie Tosca nach dem Tyrannenmord ausruft), hält, bedarf keiner Erläuterungen – der Regisseur trug das Seine bei, indem er den prachtvoll gewandeten Kardinälen Totenkopf-Masken aufsetzte…
Dr. Charles E. Ritterband, 18. August 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
warum nur wird eyvasov immer schlecht gemacht. man nenne mir einen radames oder auch cavaradossi, der besser ist in der arena, und ich habe viele gehört.
ich rede von heute…
allerdings wird es keinen tenor geben, der neben netrebko nicht etwas blass wirken wird.
nur nicht kaufmann nennen, der mit seinen gehauchten piani nie überzeugt…
gero vierich