Elbphilharmonie, Hamburg, 15. Oktober 2024
Neue Philharmonie Hamburg
Dian Tchobanov, Dirigent
Alexander Yakovlev, Klavier Foto: Classic@home
Werke von Sergej Rachmaninow und Johannes Brahms
Mit seinem souveränen, virtuos brillanten Klavierspiel sorgt auch Alexander Yakovlev in der Hamburger Elbphilharmonie für furiose Applausstimmung! Es müssen eben nicht immer dieselben sein… guten Rachmaninow können eben nicht nur Mikhail Pletnev und Daniil Trifonov. Auch die Neue Philharmonie Hamburg ließ sich in diese berauschende Stimmung hineinreißen und spielte einen brillierenden Brahms!
von Johannes Karl Fischer
Die Ränge rauschend gefüllt, das Publikum in begeisternder Jubelstimmung, wer spielt denn da, Wiener Philharmoniker, Royal Concertgebouw Orchestra? Nein, heute bleibt’s mal ganz städtisch, die Neue Philharmonie Hamburg gastiert im neuesten Hamburger Musiktempel mit Rachmaninow und Brahms. Ganz wie früher, denn zu Zeiten dieser beiden Komponisten konnten weder Publikum noch Orchester mal so eben schnell rumreisen. Ein wohl willkommener, kleiner Ausflug in die Zeit, als die romantischen Werke noch zu den neuesten Uraufführungen zählten.
Zum absoluten Highlight des heutigen Abends wurde Alexander Yakovlevs atemberaubende Darbietung von Rachmaninows zweiten Klavierkonzert. Aus dem Kawai-Shigeru-Flügel holte er die ganze Breite dieser türmenden Musik heraus und vereinte sich in bester Harmonie mit dem für Rachmaninow’sche Verhältnisse etwas sanft spielenden Orchester. Vor allem im dritten Satz konnte seine makellos brillante Technik im vollen Glanz über die Tasten perlen, er füllte den ganzen Saal mit der grandiosen Energie der scheinbar endlos vorbeisausenden Noten.
Hier zeigte sich auch die große Klasse seines Instruments – stand dieser Flügel der namenhaften Konkurrenz klanglich um nichts nach! Ein Musizieren auf solchem Niveau braucht einen Weltklassepianisten und ein Weltklasseklavier, mit bunten Klangfarben und feiner Präzision holte er die langen wie kurzen Melodien aus dem Flügel.
Die donnernde Stimmung im Saal konnten nur zwei exzellent gespielte Zugaben beruhigen, vor allem mit Tschaikowskys für Klavier bearbeitetem Nussknacker-Walzer holte der Solist des Abends noch einmal einen richtig saftigen Klang aus den Tasten! Als würde ein ganzes Orchester sich in diesem einen Instrument wiederfinden…
Auch Dian Tchobanovs begeisterndes Dirigat brachte die Neue Philharmonie Hamburg in eine für dieses rauschende Klavier passende, mehr denn passende Stimmung. So füllte auch an vielen Stellen ein intensiver Rachmaninow-Klang den Saal und gab dem heldenhaften Pianisten des Abends ein mehr denn solides Klangpolster.
Die zweite Hälfte des Konzerts gehörte dann ganz dem Orchester mit der zweiten Sinfonie von Johannes Brahms. Es strahlte mit blühender Brillanz im dritten Satz das Oboen-Solo sonnenhell und klar durch den Saal! Und plötzlich spielte das Orchester wie in den Sog dieser tonmalerischen Musik hineingesaugt, als säße man nun inmitten einer blumigen Alpenwiese am Rande des Wörthersees. Die insgesamt furiose Stimmung ließ auch im Schlusssatz nicht nach, hier tobten sich die MusikerInnen nochmal so richtig aus und feierten diese Musik mit einem regelrecht Klangfeuerwerk.
Am Ende wurde die zweite Sinfonie von Brahms zum zweiten Highlight des Abends. Feurig stürzten sich Streicher und Bläser dann noch in dessen ersten ungarischen Tanz als Zugabe, da nahm die Stimmung im Saal nochmal so richtig an Fahrt auf! Und so war die fulminante Reise in die Zeit der Brahms und Rachmaninow-Uraufführungen leider auch schon wieder zu Ende…
Johannes Karl Fischer, 17. Oktober 2024 ,für
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