Eleonora Buratto und Jonathan Tetelman © Bettina Stoess
Petrenko und das Orchester führen den Beweis, wie genial Puccinis Partitur instrumentiert ist, was im alltäglichen Opernbetrieb oft in den Hintergrund gerät. Oh, würden doch die Berliner Philharmoniker öfter Oper spielen! Am Ende ist das Publikum völlig aus dem Häuschen und bereitet den Künstlern und dem Orchester lautstarke Ovationen.
Konzertant:
Giacomo Puccini
Madama Butterfly
Cio-Cio-San Eleonora Buratto
Suzuki Teresa Iervolino
B.F. Pinkerton Jonathan Tetelman
Sharpless Tassis Christoyannis
Rundfunkchor Berlin
Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Dirigent
Philharmonie Berlin, 25. April 2025
von Peter Sommeregger
Die Erwartungen an diesen Abend waren hoch, schließlich hatten alle Beteiligten bei den Osterfestspielen in Baden-Baden das Werk mehrfach aufgeführt, also traf man auf ein gut eingespieltes Team. Dass es dann zu einer wahren Sternstunde kam, war vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass die Gesangssolisten, frei von den Zwängen einer Bühnenaufführung, ihre ganze Konzentration dem Gesang und der Textbehandlung widmen konnten.
Erstaunlich, wie gekonnt sie aber den schmalen Streifen des Konzertpodiums für kleine Gesten und Interaktionen nutzten, welche die Handlung gut illustrierten. Im Mittelpunkt stand natürlich das Liebespaar, die blutjunge Japanerin und der amerikanische Offizier Pinkerton.
Jener fand in Jonathan Tetelman einen Interpreten, wie man ihn stimmiger nicht finden könnte. Schlank, groß, gut aussehend, in Erscheinung und Stimme das Idealbild eines italienischen Tenors. Als Figur ist jener Macho nicht unbedingt ein Sympathieträger, aber wer kann dem Schmelz und der virilen Ausstrahlung dieses Künstlers widerstehen? Tetelmans perfekte Gesangslinie lotet die Partie bis in die kleinsten Facetten aus.

In Eleonora Buratto hat er freilich eine Partnerin, die ihm auf Augenhöhe begegnet. Sicher, die Sängerin ist natürlich kein 15-jähriges Mädchen, sondern eine reife Frau, aber ihr Sopran verfügt neben einer sicheren Höhe auch über dunklere Farben. Im Zwiegesang steigern sich Buratto und Tetelman zu gewaltiger Lautstärke, was man bei so perfektem Gesang aber sehr gerne in Kauf nimmt.
Auch die Nebenrollen waren ausnahmslos gut besetzt. Teresa Iervolino konnte in der kleinen Rolle der Suzuki ihren samtenen Mezzosopran leider nur selten hören lassen, man würde die Sängerin gerne einmal in einer größeren Rolle hören. Der griechische Bass Tassis Christoyannis gab der Rolle des Sharpless Gewicht, seine Stimme konnte sich raumfüllend entfalten und rückte seine Nebenrolle ins Zentrum des Geschehens.
Das Sensationelle des Abends war aber das Spiel der Berliner Philharmoniker unter Kirill Petrenko.

So hat man Puccinis Partitur noch nicht gehört, jedes kleinste Detail wird ausmusiziert und hörbar. Die Sänger nahmen diese Vorgabe dankbar an, und steigerten sich ihrerseits zu einer höchst subtilen Phrasierungskunst.
Kirill Petrenko schien Eleonora Buratto förmlich jede einzelne Phrase vorzugeben, so wurde eine perfekte Harmonie erreicht. Manche Stellen meinte man das erste Mal zu hören, wie etwa den dumpfen Schlag, an der Stelle, als Butterflys Traum endgültig zerbricht und ihr Schicksal besiegelt wird.
Petrenko und das Orchester führen den Beweis, wie genial Puccinis Partitur instrumentiert ist, was im alltäglichen Opernbetrieb oft in den Hintergrund gerät. Oh, würden doch die Berliner Philharmoniker öfter Oper spielen! Am Ende ist das Publikum völlig aus dem Häuschen und bereitet den Künstlern und dem Orchester lautstarke Ovationen.
Peter Sommeregger, 26. April 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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CD-Blu-ray-Rezension: Giacomo Puccini Madama Butterfly klassik-begeistert.de, 21. Dezember 2024