Kirill Petrenko ehrt den Jubilar Anton Bruckner beim Start in die neue Saison 2024/25

Anton Bruckner, Symphonie Nr.5 B-Dur, Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko   Philharmonie Berlin, 23. August 2024

Bruckner final years © wikipedia.com

Anton Bruckner
Symphonie Nr.5 B-Dur

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko

Philharmonie Berlin, 23. August 2024

von Peter Sommeregger

Bisher hat Chefdirigent Kirill Petrenko noch keine Symphonie Anton Bruckners bei seinen Berliner Philharmonikern dirigiert. Der unmittelbar bevorstehende 200. Geburtstag des Komponisten bot nun einen geeigneten Anlass, dieses überfällige Debüt nachzuholen.

Die Latte liegt bei den monumentalen symphonischen Werken Bruckners und ihren Interpreten in Berlin aber auch sehr hoch. Unvergessen sind Konzerte mit Bernard Haitink, Mariss Jansons, Herbert Blomstedt, Christian Thielemann u.a. Das ist ein Schatten, aus dem sich Petrenko erst einmal lösen muss. Dass seine Wahl für sein Debüt auf die 5. Symphonie fiel, ist nachvollziehbar, gilt sie doch allgemein als das „Glaubensbekenntnis“ des Komponisten.

Zu Beginn irritieren ein wenig die lange gehaltenen Generalpausen, sehr bedächtig schichtet Petrenko die Bausteine des einleitenden Adagio hin zum Allegro auf, um so strahlender erscheint dann der Bläserchoral, der in seiner Wucht den Grundton für das Werk vorgibt.

Stark zurück genommen dann das Adagio des zweiten Satzes, den Petrenko sehr langsam, wie vorgeschrieben nimmt. Hier blüht das Orchester auf, wird geschmeidig in den Streicherpassagen und stellt so den perfekten Kontrast zum monumentalen Kopfsatz her.

Kirill Petrenko, Berliner Philharmoniker  © Monika Rittershaus

Im dritten Satz überwiegen die tänzerischen, fast volksmusikhaften Elemente, die aber immer wieder barsch unterbrochen werden. Nach und nach setzt sich ein schwermütiger Grundton durch, am Ende steht Resignation. Die volkstümlichen Passagen geben einmal mehr Kirill Petrenko die Gelegenheit, auf dem Podium zu tänzeln, es ist interessant zu beobachten, wie er die Musik mit seiner Körpersprache aufnimmt.

Das Finale schließlich greift noch einmal die Themen des ersten und zweiten Satzes auf und schließt so den thematischen und formalen Kreis. Petrenko treibt die Musiker zu virtuosen Einzelleistungen an, jeder für sich ein Meister seines Instruments.

Ehe der donnernde, verdiente Applaus einsetzen kann, meint ein einsamer Buh-Rufer sich profilieren zu müssen. Bei der Leistung des Orchesters kann das nur dem Interpretationsstil zugedacht gewesen sein. Dem Unbekannten sei ins Stammbuch geschrieben, dass sein „Stil“ in diesem Haus inakzeptabel ist.

Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko © Monika Rittershaus

Sicher, Petrenko muss und wird an Bruckner noch arbeiten. Die Übergänge zwischen den einzelnen Themenblöcken geraten manchmal noch zu spröde, aber auch die eingangs genannten Pultgrößen haben nicht als Bruckner-Experten begonnen, also wird man mit Interesse verfolgen können, wie Petrenko an Bruckners Werken noch wachsen wird.

Peter Sommeregger, 24. August 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Buchbesprechung: Anton Bruckner Eine Biografie klassik-begeistert.de, 23. Mai 2024

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Kent Nagano, Anton Bruckner, Sinfonie Nr. 5 B-Dur Elbphilharmonie, Großer Saal, 4. März 2024

Anton Bruckner, Sinfonie Nr. 5 in B-Dur, WDR Sinfonieorchester, Marek Janowski Kölner Philharmonie, 24. November 2023

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