arcis_collective © Valerie Liebs
Die pulsierende Energie des Arcis Saxophon Quartetts springt im kleinen Live Evil Club unmittelbar auf mich über. Dazu tanzen, nein umschwirren mich die Tänzerinnen Yamini Kalluri und Roberta Pisu. Ich tauche ein und ab in diesem Moment, in der mich diese Kunst ein- und umfängt.
Arcis Saxophon Quartett
Aperetivo – arcis_collective @Live Evil
Besetzung:
Tänzerinnen Yamini Kalluri und Roberta Pisu
Arcis Saxophon Quartett Ricarda Fuss, Claus Hierluksch, Jure Knez und Anna-Marie Schäfer
Live Evil, München, 11. Mai 2025
von Frank Heublein
Das arcis_collective darf ich an diesem frühen Abend mein erstes Mal kennenlernen. Das Arcis Saxophon Quartett lässt sich musikalisch nicht einordnen. Das ist egal, denn ihre pulsierende Energie springt im kleinen Club Live Evil im Münchner Gasteig unmittelbar auf mich über.
Zuerst unterlegt mit elektronischen Beats, dann pures Quartett. Vollgas, Pedal durchgedrückt vom ersten bis zum letzten Ton. In der Zugabe höre ich nicht nur Saxophontöne, es wird von allen Vieren auch gescattert. Wer den Begriff noch nicht kennt: Der Sänger oder die Sängerin singt klangvolle Silben lautmalerisch instrumental phrasiert. Hier in dem atemberaubenden Tempo der Musik. Locker über hundert beats per minute (bpm).

Dazu tanzt Yamini Kalluri zuerst am Platz. Houdini würde blass werden, was an verknüpfter Bewegung ganz ohne Seil alles möglich ist. Ein Stepptanz ohne Schuhe. Ohne Klack mit Stampf. Wuchtig. Scattern kann auch sie. Ihr ganzer Körper bewegt sich und mich innerlich wie äußerlich. Stillsitzen bleiben, das ist schwer für mich. Im zweiten Teil schwärmen die vier Saxophone aus, werden bewegt von den beiden Tänzerinnen. Lehnen Rücken an Rücken, werden gedreht. Die Musik verschmilzt mit der Bewegung.

Ich kann mich schwer entscheiden, wo ich hinschaue, einzig ein 360° Blick würde helfen. Das ist das Konzept des Abends: Alle Ausführenden bewegen sich im Raum und sind vor, hinter und neben mir. Wie es in der Beschreibung richtig heißt: „Sie bewegen sich, sie atmen mit der Musik, mit dem Tanz. Eine Grenze zwischen den Kunstformen existiert nicht. Es ist ein Spiel, ein Dialog, ein ständiges Neuschreiben der Bewegung im Takt der Klänge.“ Ich öffne mich in einer mir neuen Art und Weise, höre und sehe mich rund herum.

Neues Kunstland erkunden mit dem arcis_collective. Ganz einfach. Ganz mitreißend. Einfach hingehen. Selber eintauchen und entdecken. An Abenden wie diesen kann ich mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch kommen. Also die Menschen hinter ihrer Kunst kennenlernen. Die Verschmelzung geht im Après-Tanz weiter, wenn ich mag.
Frank Heublein, 12. Mai 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni Reaktorhalle, München, 10. Mai 2025
Dancing Postmodernism | Merce Cunningham Museum Brandhorst, München, 8. Mai 2025
Eva Gevorgyan, Klavier, Maximilian Haberstock, Dirigent Herkulessaal, München, 3. Mai 2025