Khatchaturians „Masquerade“ beglückt als vollkommenes Balletterlebnis in Jerewan

Ballettabend, Khatchaturians „Masquerade“  Alexander Spendiarjan Opern- und Ballett-Theater, Jerewan, 30. März 2023

Foto: Die Statue Aram Khatchaturians von dem Opernhaus in Jerewan © Lukas Baake  

Aram Khatchaturian,  Masquerade

Dirigent, Harutyun Arzumanian
Ballettmeister, Raffy Mikaelian
Bühne und Kostüm, Avetis Barseghian

Arbenin,  Ruben Muradian
Nina,  Anahit Vasilian
Zvezdich,  Militon Kirakosian

Alexander Spendiarjan Opern- und Ballett-Theater, Jerewan,
30. März 2023

von Lukas Baake

Bereits mit der ersten Szene wurde der Ton für den restlichen Abend angegeben. Vor der schneebedeckten Silhouette der Altstadt St. Petersburgs entfaltete sich ein lebendiger Maskenball der russischen Oberschicht in der Mitte des 19. Jahrhunderts, von dem aus die Handlung zu einem tragischen Mord an der Hauptprotagonistin führte. Opulente und historisierende Kostüme, ausgefeilte Choreographien und ein breiter, satter Orchesterklang machten Aram Khatchaturians Werk dabei zu einem abgerundeten Balletterlebnis.

Dabei hätte man sich keinen besseren Aufführungsort als das Opernhaus in der armenischen Hauptstadt vorstellen können. Das neoklassizistische Prunkstück wurde vor 90 Jahren eröffnet und hat bis heute einen zentralen Platz im armenischen Kulturleben. Der Architekt Alexander Tamanian zeichnete auch für die umfangreiche Restrukturierung Jerewans in den 1920er-Jahren verantwortlich und platzierte seinen Musiktempel in das Herz der Hauptstadt. Auf diese Weise fungiert das Opernhaus als zentraler Schnittpunkt der weitläufigen Boulevards.

Geprägt von erdigen Tönen und tief-rotem Samt, bietet der Innenraum Platz für 1400 Besucher. Die breiten Gänge sind den Helden und Heroinen der armenischen Musikgeschichte gewidmet, unter anderem der armenisch-sowjetischen Sopranistin Gohar Gasparian. Aram Khatchaturian selbst, die übergroße Figur der armenischen Komposition im 20. Jahrhundert, ist mit einer Statue an der nördlichen Seite des Opernhauses verewigt. Zwei seiner Ballette (Spartakus und Gayaneh) wurden hier aufgeführt und sind, gemeinsam mit der ersten armenischen Oper Anousch von Armen Tigranian (1912), fester Bestandteil des Repertoires.

© hetq.am

Die Aufführung konnte jedoch nicht weiter von dem bloßen Herunterspielen eines Repertoirestücks entfernt sein. Angeleitet von dem energischen Dirigat von Harutyun Arzumanian bot das Orchester rhythmische Präzision, emotionale Tiefe und einen warmen, ergreifenden Klang. Auch bekannte und bisweilen überspielte Passagen wie das dunkle Walzermotiv oder die joviale Mazurka ertönten in einem unverbrauchten und lebendigen Klang. Damit erschuf Arzamanian den idealen Hintergrund für die Handlung, die um Maskenbälle, Eifersucht und Rachegelüste im Aristokratenmilieu des imperialen Russlands kreiste.

Das rundum beglückende Balletterlebnis war auch auf die herausragenden Tänzer und brillante Choreographie zurückzuführen. Ruben Muradian, führender Solist des Hauses mit internationaler Renommée, bot einen energisch-eleganten Arbenin, der zunehmend dem von Eifersucht befeuerten Wahnsinn anheimfiel. Anahit Vasilian als Nina avancierte zum Publikumsliebling und wurde im Anschluss mit Beifall und Blumen zelebriert. Komplettiert wurde diese Leistung durch die klare Körpersprache und das brillante Rollenverständnis von Militon Kirakosian als Zvezdich.

Der Ballettabend wurde somit zu einem sinnlichen Hochgenuss zwischen Musik, Tanz und Architektur.

Lukas Baake, 4. April, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

La Sonnambula, Oper von Vincenzo Bellini Opéra Royal de Wallonie, Liège, 22. Januar 2023  

La Monnaie Kammerorchester, Sir Antonio Pappano, Dirigent, Ian Bostridge, Tenor, La Monnaie, Brüssel, 19. Dezember 2022    

Belgisches Nationalorchester, Matthias Goerne und Michael Schønwandt Palais des Beaux-Art, Brüssel, 22. Oktober 2022    

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