„La Traviata": Wie schön, dass die Bayerische Staatsoper die finanziellen Mittel hat, immer wieder große Namen und aufgehende Sterne zu engagieren

Foto: Wilfried Hösl (c)
Bayerische Staatsoper
, 2. Oktober 2018
Giuseppe Verdi, La Traviata
Oper in drei Akten (vier Bildern)
Libretto von Francesco Maria Piave

von Barbara Hauter

Der Taktstock erhebt sich und gleitet betont sanft herab. Den harmonischen, aber spannungsreichen Bewegungen der Dirigentin folgt das Orchester mit einem überaus poetischen Beginn der berühmten Ouvertüre zu „La Traviata“. Was macht man mit einer Oper, die gefühlt tausendmal gehört ist? Man spielt sie so, dass es klingt, als würde man die Musik zum ersten Mal hören. So geschehen in der Bayerischen Staatsoper unter der musikalischen Leitung von Keri-Lynn Wilson.

Hauchfein eröffnet die Dirigentin, zerbrechlich flirrend, kaum zu greifen. Andeutungen des kommenden Todes der Violetta, der Kurtisane, deren Liebe an den gesellschaftlichen Konventionen scheitert, die ihr Glück für das Glück Anderer opfert und ihr Leben am Ende in den Armen ihres Liebsten aushaucht. Ihr Leben ist wie eine Kerze im Wind. Es leuchtet mal hell, mal flackernd, um am Ende zu erlöschen. Und so dirigiert Keri-Lynn Wilson „La Traviata“: mit viel Dynamik. „Giuseppe Verdi, La Traviata, Kristina Mkhitaryan, Pavol Breslik,
Bayerische Staatsoper“
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Anna Karenina: 1000 Seiten Tolstoi in 1 Stunde 45  – aufwühlender Tanz durch die Emotionen

Foto: Wilfried Hösl (c) Bayerisches Staatsballett, Nationaltheater, München, 1. Oktober 2018
Anna Karenina, Ballett von Christian Spuck  (Spielzeitpremiere)
Nach dem gleichnamigen Roman von Lew N. Tolstoi
Musik von Sergej Rachmaninow, Witold Lutoslawski, Sulkhan Tsintsadze, Josef Bardanashvili

von Barbara Hauter

Ein Handlungsballett aus dem 21. Jahrhundert erzählt in der Ballettsprache des 20. Jahrhunderts eine tragische Geschichte aus dem 19. Jahrhundert: Das funktioniert dank Weltklasse-Tänzern und einer musikalischen Leitung, die alles zusammenhält. Und dem Publikum gefällt´s. Kein Wunder: Die Solisten tanzen gefühlsintensiv, die Musik ist spannend zusammengestellt und perfekt präsentiert, das Bühnenbild leicht verständlich und die Kostüme hübsch anzusehen. „Anna Karenina, Ballett, Sergej Rachmaninow, Witold Lutoslawski, Sulkhan Tsintsadze, Josef Bardanashvili, Christian Spuck,
Bayerisches Staatsballett, Nationaltheater, München“
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Mozarts Figaro in München: Temporeiche Tollheiten – makellos präsentiert

Foto: Wilfried Hösl (c)
Bayerische Staatsoper
, 26. September 2018
Wolfgang Amadeus Mozart, Le nozze di Figaro
Opera buffa in vier Akten
Libretto von Lorenzo Da Ponte

von Barbara Hauter

Perfekte Stimmen und ein grandioses Orchester – die Bayerische Staatsoper in München hat auch bei „Figaros Hochzeit“ geliefert. Kein Wunder bei einem Opernhaus, das dieses Jahr den Oscar der Opernwelt und den Titel “Opernhaus des Jahres” gewonnen hat.

Vorhang auf noch während der Ouvertüre. Es enthüllt sich eine Miniaturversion der Münchner Opernbühne in Puppenformat. Die erste Szene spielen Marionetten. Figaro misst den Raum aus fürs Ehebett und küsst seine Susanna inniglich, als durch den Puppenbühnenboden der menschliche Figaro (Alex Esposito) bricht und mit den Puppen spielt. Das Publikum lacht und hat verstanden, um was es die nächsten dreieinhalb Stunden geht: um die Liebe und das verwirrende Spiel um die komplizierteste der menschlichen Emotionen. „Wolfgang Amadeus Mozart, Le nozze di Figaro,
Bayerische Staatsoper, München“
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Danke München, für diesen tollen Abend zum Ende der Opernfestspiele 2018!

Foto: © Wilfried Hösl
Leoš Janáček, Aus einem Totenhaus, Bayerische Staatsoper,
München, 30. Juli 2018

von Raphael Eckardt

Mit Leoš Janáceks Oper „Aus einem Totenhaus“ läuft in München derzeit eine Produktion, die nicht nur durch herausragenden musikalischen Interpretationsgeist besticht, sondern auch durch teilweise beinahe reizüberflutendes Bühnenspektakel für Furore sorgt. Kurzum: Eine ganz besondere Theatershow, die all das zu bieten hat, was der geschulte Opernbesucher von einem echten Castorf erwartet. Hinter einer imposanten Büste des in Russland teilweise als Halbgott verehrten Politikers Wladimir Iljitsch Lenin bestechen beeindruckende Live-Videos auf riesigen Screens mit Szenen aus dem Inneren des Bühnenlebens, im Vordergrund führen tragikomische Männer in Unterwäsche durch private Mythologien, die auch auf den zweiten oder dritten Blick nicht ganz klar zu entschlüsseln sind.

„Leoš Janáček, Aus einem Totenhaus, Bayerische Staatsoper, 30. Juli 2018“ weiterlesen

Große Stimmen:
Damrau, Castronovo und Piazzola begeistern in „La Traviata“ bei den Münchner Opernfestspielen

Foto: © Wilfried Hösl
Giuseppe Verdi, La Traviata, Nationaltheater München, 25. Juli 2018

Asher Fisch, Musikalische Leitung
Günter Krämer, Inszenierung
Andreas Reinhardt, Bühne

Carlo Diappi, Kostüme
Wolfgang Göbbel, Licht
Sören Eckhoff, Chor

Diana Damrau, Violetta Valéry
Rachael Wilson, Flora Bervoix
Alyona Abramowa, Annina
Charles Castronovo, Alfredo Germont
Simone Piazzola, Giorgio Germont
Matthew Grills, Gaston
Christian Rieger, Baron Douphol
Andrea Borghini, Marquis d’Obigny
Kristof Klorek, Doktor Grenvil
Long Long, Giuseppe
Boris Prýgl, Ein Diener Floras
Oleg Davydov, Ein Gärtner

Bayerisches Staatsorchester
Chor der Bayerischen Staatsoper 

von Sebastian Koik

Damrau, Castronovo, Piazzola: Wunderbare Sänger machen Verdis „La Traviata“ bei den Münchner Opernfestspielen am 25. Juli 2018 im Nationaltheater zu einem musikalischen Feinkostabend.
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Rolando Villazon gehört noch immer zu den besten Sängern unserer Zeit

Foto: (c) http://rolandovillazon.com / Centre Stage Artist Management Bayerische Staatsoper München, Münchner Opernfestspiele, 18. Juli 2018
Werke von Manuel de Falla, Federico Mompou, Fernando Obradors, Carlos Guastavino, Silvestre Revueltas, Alberto Ginastera, Alberto Nepomuceno und Luis A Calvo
Rolando Villazon, Tenor
Carrie-Ann Matheson, Klavier

von Raphael Eckardt

Auf seine Entertainer-Qualitäten ist seit jeher Verlass. Keiner scherzt, trinkt und tanzt so charmant unverkrampft wie Rolando Villazon. Das sollte sich auch am vergangenen Mittwoch im Bayerischen Nationaltheater bei den Münchner Opernfestspielen nicht ändern. Villazon ist eben Villazon – egal ob er italienischen Belcanto singt, oder aber wie an diesem Abend beinahe ausschließlich spanische und lateinamerikanische Kompositionen. Nur die hohen Töne seines unverwechselbaren Tenors, die hat das mexikanische Charmebündel nicht mehr richtig im Griff. „Rolando Villazon, Carrie-Ann Matheson, Münchner Opernfestspiele,
Bayerische Staatsoper“
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München: Elisabeth Kulman betört mit ihrer feurig glänzend warmen Stimme

Foto: www.elisabethkulman.com
Bayerische Staatsoper München, Prinzregententheater,
12. Juli 2018
„La femme c’est moi“
Werke Saint-Saens, Porter, Bizet, Warren, Britten, Lloyd Webber, Schubert, Bahler, Seress, Mozart, Strauss, Lennon/McCartney, Reiter, Wagner, Weill, Verdi und Dumont
Elisabeth Kulman, Gesang
Aliosha Biz,Violine
Tscho Theissing, Viola
Franz Bartolomey, Violoncello
Herbert Mayr, Kontrabass
Gerald Preinfalk, Klarinette und Saxophon
Maria Reiter, Akkordeon
Eduard Kutrowatz, Klavier

von Raphael Eckardt

Liebe und Politik, Licht und Schatten, Mozart und McCartney – in einem Abend voller Gegensätze präsentierte die grandiose Elisabeth Kulman bei den diesjährigen Münchner Opernfestspielen einen denkwürdigen Soloabend („La Femme c’est moi“), der neben einer Zeitreise durch die verschiedensten Epochen europäischer und amerikanischer Musikgeschichte vor allem eines war: ein musikalischer Brückenbauer über die immer weiter auseinanderdriftenden Scherben unserer Zeit. „„La femme c’est moi“, Elisabeth Kulman,
Bayerische Staatsoper München, Prinzregententheater,“
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"Parsifal" : Wie ein empörter Sonnengott schmettert Christian Gerhaher herrlich glänzende Lichtstrahlen aufs Parkett, denen der Regen unverzüglich zu weichen vermag – zauberhaft!

München, Bayerische Staatsoper München, 8. Juli 2018
Richard Wagner, Parsifal

Von Raphael Eckardt

Erbarmen und Macht, theatralische Begierde und religiöse Reinheit – mit Wagners „Parsifal“ läuft in München derzeit bei den diesjährigen Opernfestspielen eine Produktion, die man guten Gewissens zu den hochkarätigsten und besten aller Zeiten zählen darf. Jonas Kaufmann, Christian Gerhaher, René Pape – das musikalische Nonplusultra der deutschen Opernszene auf einer Bühne vereint: Das verspricht nicht nur jede Menge Vorfreude auf eine ganz besondere Wagner-Sternstunde, sondern geht auch mit einer ordentlichen Portion Vorschusslorbeeren einher, mit denen an diesem Abend vor allem Bühnenbildner Georg Baselitz zu kämpfen hatte, der sich als „Opernausstatter“ bisher nicht unbedingt den ganz großen Ruf erarbeiten konnte. „Richard Wagner, Parsifal, 8. Juli 2018,
Bayerische Staatsoper, München“
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"Parsifal" begeistert die Zuschauer in der Bayerischen Staatsoper

Foto: Wilfried Hösl (c)
Bayerische Staatsoper, 
München, 5. Juli 2018
Richard Wagner, Parsifal
Dirigent: Kirill Petrenko
Inszenierung: Pierre Audi
Bühne: Georg Baselitz
Kostüme: Florence von Gerkan
Amfortas: Christian Gerhaher
Gurnemanz: Rene Pape
Parsifal: Jonas Kaufmann
Klingsor: Wolfgang Koch
Kundry: Nina Stemme

von Peter Sommeregger

Für die diesjährige Festspielpremiere hat die Bayerische Staatsoper in München eine Besetzung und ein Leitungsteam aufgeboten, wie es wohl nur ein Haus mit vergleichbarer finanzieller Ausstattung und Strahlkraft zu tun in der Lage ist. Dass sich diese Produktion mehr hören als sehen lassen kann, liegt an den doch sehr massiven Vorgaben, die Georg Baselitz‘ Bühnenbilder für den Regisseur Pierre Audi bedeuteten. Die kranken Bäume im ersten Akt, die sich nach bekannter Manier im dritten Akt auf den Kopf gestellt wieder finden, die jeder Sinnlichkeit entbehrende geborstene Mauer des zweiten Aktes sind doch sehr dominante Elemente. Der Regisseur Pierre Audi ließ offenbar seinen Sängern teilweise auch freie Hand bei der Gestaltung ihrer Rollen. „Richard Wagner, Parsifal, 5. Juli 2018,
Bayerische Staatsoper, München“
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Edita Gruberova sprüht auch nach 50 Jahren vor musikalischer Lebendigkeit, phänomenaler Gesangskunst und juvenilem Charme

Foto: Wilfried Hösl (c)
Bayerische Staatsoper, München,
3. Juli 2018
Gala Edita Gruberova
W.A. Mozart,
Die Entführung aus dem Serail (Ouvertüre, „Welcher Wechsel herrscht in meiner Seele“ – „Traurigkeit ward mit zum Lose“, Rezitativ und Arie der Konstanze); Don Giovanni (Ouvertüre, „Crudele? Ah no giammai mio ben“, „Non mi dir“, Rezitativ und Arie der Donna Anna); Idomeneo (Ouvertüre, „Oh smania, oh furie“, „D’Oreste, d’Ajace“, Rezitativ und Arie der Elettra)
G. Verdi,La traviata (Vorspiel zum 3. Akt, „Teneste la promessa“, „Addio del passato“, „Parigi, o cara, noi lasceremo“, „Gran Dio! Morir sì giovine“, „Se una pudica vergine“, „È strano“
V. Bellini, Ouvertüre zu Norma, „Ah! Non credea mirati“, Arie der Amina aus La sonnambula

Edita Gruberova, Sopran
Marco Armiliato, Musikalische Leitung

Von Raphael Eckardt

Es war kein Tag wie jeder andere, dieser Dienstag, 3. Juli 2018, an der Bayerischen Staatsoper in München. Es wurde keine Wagneroper, keine Strauss-Operette und kein Rachmaninov-Ballett zum Besten gegeben, nein, die Bühne gehörte an diesem Abend ganz allein jener Frau, die seit mittlerweile 50 Jahren Menschen auf aller Welt in sämtlichen großen Konzerthäusern regelmäßig zu Tränen rührt: Edita Gruberova – mittlerweile 71 Jahre alt – sollte in München einen Galaabend anlässlich ihres 50. Bühnenjubiläums geben, der zumindest stellenweise an die goldene Blütezeit dieser einzigartigen slowakischen Sopranistin erinnern ließ. Mit Arien und Werken von Mozart, Verdi und Bellini im Gepäck reist Gruberova derzeit noch einmal mit einem äußerst anspruchsvollen Programm durch die großen Konzerthäuser dieser Welt – um alte Tage noch einmal aufleben zu lassen und um Menschen mit ihrer immer noch erstaunlich frisch anmutenden Sopranstimme zu beglücken, die zeitlebens hemmungslos in die Oper stürmten, wenn da Primadonna Gruberova auf dem Besetzungszettel zu lesen war. „Gala Edita Gruberova, Münchner Opernfestspiele 2018,
Bayerische Staatsoper“
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