Der zukünftige Leiter des Hamburger Balletts Demis Volpi zeigt uns eine Giselle mit einer romantischen Beziehung zu Bathilde sowie nonbinäre  Willis

Charlotte Kragh (Bathilde) und Emilia Peredo Aguirre (Giselle) (Foto: RW)

Zusammengefasst gelingt es Volpi nicht, die Liebesbeziehung zweier Frauen tiefenspannend und mit im Herzen bewegender Empathie zu zeigen. Vielmehr scheint seine Triebfeder der modische Hang zum Nonbinären zu sein.

Giselle
Ballett von Demis Volpi (Choreographie und Inszenierung)

Bühnenbild von Heike Scheele
Musik von Adolphe Adam
Musikalische Leitung der Düsseldorfer Sinfoniker: Christoph Stöcker

Deutsche Oper am Rhein,
Opernhaus Düsseldorf,
Ballett am Rhein, 19. November 2023

von Dr. Ralf Wegner

Volpis Inszenierung beginnt mit dem Ende einer klassischen Giselle-Aufführung, die von Albrecht und seiner Ehefrau Bathilde besucht wurde. Bathilde ist von dem Bühnengeschehen begeistert, Albrecht geht mit ihr auf die Bühne. Dort bandelt Bathilde mit der Hauptdarstellerin des Stücks an, verlässt diese aber zugunsten Albrechts und lässt Giselle in Verzweiflung zurück.

Im zweiten Akt erinnert sich die gealterte Bathilde an ihre frühere, nicht gelebte Beziehung zu Giselle. Die untoten Willis tauchen auf, Bathilde versucht unter ihnen Giselle zu finden. Am Ende bleibt Bathilde allein zurück. „Giselle, Ballett von Demis Volpi
Deutsche Oper am Rhein, 19. November 2023“
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Ist Parsifal das Werk eines Toren?

Michael Nagy, Amfortas © Sandra Then

Während im ersten Akt die Regie Michael Thalheimers noch starke Bilder zeigt, vermag sie im Laufe des Abends immer weniger zu überzeugen und verstrickt sich in konzeptionelle Schwächen und Widersprüche. Unter der Leitung von Axel Kober bleibt die Musik Wagners aber unverwüstlich. Positiv an der eher statischen Personenführung ist, dass es für den Chor und für die Solisten optimale Voraussetzungen für den Gesang schafft. Die musikalische Darbietung der Düsseldorfer Symphoniker ist auf exzellentem Niveau. Großartige Leistungen erbringen auch der Chor und insbesondere die Solisten in den Hauptrollen, allen voran der umwerfende Hans-Peter König als Gurnemanz.

Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf, 15. Oktober 2023

Richard Wagner
Parsifal, Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen

Besetzung

Parsifal: Daniel Frank
Gurnemanz: Hans-Peter König
Kundry: Sarah Ferede
Amfortas: Michael Nagy
Klingsor: Joachim Goltz
Titurel: Luke Stoker

Erster Gralsritter: Andrés Sulbarán
Zweiter Gralsritter: Žilvinas Miškinis

  1. Knappe: Bogdana Bevziuk
  2. Knappe: Verena Kronbichler
  3. Knappe: Nils Sandberg
  4. Knappe: Johannes Preißinger

Blumenmädchen Gruppe 1: Elena Sancho Péreg, Mara Guseynova, Alexandra Yangel

Blumenmädchen Gruppe 2: Lavinia Dames, Anke Krabbe, Anna Harvey

Stimme aus der Höhe: Anna Harvey

Chor der Deutschen Oper am Rhein
Düsseldorfer Symphoniker

Musikalische Leitung: Axel Kober
Chorleitung: Gerhard Michalski

Inszenierung: Michael Thalheimer


von Petra und Dr. Guido Grass

Dunkel war alles und leer. Die Ouvertüre beginnt, mehr braucht es nicht, die Musik sagt alles. Doch schon bald ward Licht auf der Bühne. Parsifal tastet sich durch einen Mauerspalt in die Welt. Mit den Händen vorsichtig suchend tappst er, der Held in Feinripp-Unterwäsche gekleidet, umher. Zunächst noch wie blind, dann öffnet sich sein Blick und Staunen erfasst ihn, während die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung von Axel Kober in unseren Köpfen ein Waldidyll mit See malen. Hoch oben im Berg geht über der Burg Monsalvat die Sonne auf. Einfach schön, diese Konzentration auf die Musik, kein Bühnenbild, kein Video stört die eigene Fantasie. „Richard Wagner, Parsifal
Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf, 15. Oktober 2023“
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Quo vadis, Deutsche Oper Berlin?

Foto: © Günter Karl Bose

Wie ein Opernhaus sich entbehrlich macht.

 von Peter Sommeregger

 Als an diesem 25. März die Deutsche Oper Berlin den Spielplan für die kommende Saison vorstellt, wartet man vergeblich auf eine Ankündigung, die überraschend, glamourös oder beides wäre. Es kann nicht nur an zwei Jahren Corona liegen, die Opernhäusern und Theatern schwere Zeiten beschert haben.

Überraschend nimmt neben dem Leitungsteam des Hauses auch noch der Regisseur Tobias Kratzer am Podium für die Pressekonferenz statt, der gleich zu Beginn derart beweihräuchert wird, dass der Weihrauch für sämtliche geplante Aufführungen der Matthäuspassion reichen würde. Man darf festhalten, dass Kratzer außer einem schrillen „Tannhäuser“ in Bayreuth bisher hauptsächlich Mediokres abgeliefert hat, wie einen verkasperten „Zigeunerbaron“ an der Komischen Oper Berlin und einen mehr als gewöhnungsbedürftigen, unbeholfenen „Fidelio“ in London. Das hindert die großen Opernhäuser der Welt nicht daran, ihn zum Star zu erklären und um ihn zu buhlen. Die Deutsche Oper sicherte sich das Ausnahme-Talent gleich für drei Strauss-Inszenierungen in den nächsten Jahren.

Im Haus an der Bismarckstraße hat man endgültig der Regie das Primat gegenüber der Musik eingeräumt. Das mag zeitgemäß wirken, macht die Deutsche Oper aber zu einer beliebigen Spielwiese für zum Teil minder begabte Regisseure. Es war auffallend, dass in dieser Pressekonferenz nicht einmal der Name eines Sängers fiel. Ausführlich wurden dagegen die Regisseure der an Zahl bescheiden ausgefallenen Neuinszenierungen erwähnt, über deren Wiedererscheinen am Haus man nicht wirklich erfreut sein kann. „Saisonvorschau, Deutsche Oper Berlin,
klassik-begeistert.de“
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"Mehrmals Leben" oder "Die Göttin des Gemetzels": Agneta Eichenholz ist die Düsseldorfer Salome

Wir erleben eine Empfindsamkeit und Feinfühligkeit gepaart mit einer erschreckenden, vom Intellekt gesteuerten Kaltblütigkeit. Und das mit einem absoluten Wohlklang, der keiner Metapher aus der Welt des Lichts oder aus dem Reich der Natur bedarf. Wir fühlen uns glücklich, schon vor Jahren in Frau Eichenholz eine Strauss-Sängerin vorausgesehen zu haben, die sich berühmten Vorgängerinnen anreiht, ohne diese zu kopieren.

Foto: © Jochen Quast

Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf, 06. März 2020
Richard Strauss, Salome

von Lothar und Sylvia Schweitzer

MEHRMALS LEBEN. Dieser von Yasmina Rezas Theaterstück DREI MAL LEBEN ausgeliehene Titel soll zum Nachdenken anregen, inwieweit eine literarische Kunstfigur in ihrem Charakter eindeutig bestimmbar ist. Konzentrieren wir uns auf die Bühne und das Musiktheater. Da führt einfach unvermeidbar selbst in derselben Inszenierung bei wechselnder Besetzung die darzustellende Person ein anderes Leben. SängerInnen berichten sogar von einer stimmlich bedingten (!) Reifung über die Jahre hinweg. Außerdem liegt es am Ehrgeiz der Regie, den Bühnenfiguren immer wieder ein neues Leben einzuhauchen. „Richard Strauss, Salome,
Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf, 06. März 2020“
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Der Regisseur Ole Anders Tandberg vernichtet Bergs "Wozzeck" in 90 Minuten

Foto: © Markus Lieberenz
Deutsche Oper Berlin, 
10.Oktober 2018
Alban Berg, Wozzeck

von Peter Sommeregger

Vierzig Jahre war dieses Schlüsselwerk der Moderne an der Bismarckstraße in Berlin nicht mehr auf dem Spielplan. Aber statt sich über die Rückkehr dieses Opernklassikers zu freuen, kann man nur hoffen, dass diese desaströse Produktion schnell wieder vom Spielplan verschwindet.

Ole Anders Tandbergs Absicht, das Stück in der Gegenwart zu verorten, wäre noch nicht falsch, obwohl Vieles an den geschilderten Verhältnissen heute so nicht möglich ist. Dass er aber für die Handlung einen konkreten Ort, sogar einen genauen Tag benennt, ist schlicht unsinnig. Der Norwegische Nationalfeiertag und eine triste Osloer Bar engen die Allgemeingültigkeit des Stoffes ungebührlich ein. Fähnchen schwenkende Choristen und das trostlose Einheitsbühnenbild, die falschen Kostüme – Wozzeck mit Krawatte und Marie im eleganten Kleid – verfremden das Werk unnötig. „Alban Berg, Wozzeck, Johan Reuter, Thomas Blondelle, Elena Zhidkova, Donald Runnicles, Ole Anders Tandberg,
Deutsche Oper Berlin“
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Spannend bis langweilig – Nabucco in der Deutschen Oper Berlin

Foto: Bettina Stöß (c)
Giuseppe Verdi, Nabucco

Deutsche Oper Berlin, 12. September 2018

von Gabriel Pech

Wie die Mauern von Jericho begrüßt das Bühnenbild das Publikum, das in den Saal strömt. Hinter den Mauern steigt Nebel empor, die Szene bekommt etwas Traumhaftes, etwas Albtraumhaftes. Der (Alb-)Traum heißt „Nabucco“ von Giuseppe Verdi, gegeben in der Deutschen Oper Berlin. Auf der Bühne finden sich leider sowohl Träume als auch Albträume. „Giuseppe Verdi, Nabucco,
Deutsche Oper Berlin“
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Deutsche Oper am Rhein: ein Wälsungenpaar zum Verlieben

Foto: Hans Jörg Michel (c)
Deutsche Oper am Rhein (Duisburg)
, 17. Juni 2018
Richard Wagner, Die Walküre

Deutsche Oper am Rhein: Ein Wälsungenpaar zum Verlieben

von Phillip Schober

Die Deutsche Oper am Rhein inszeniert über drei Spielzeiten Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ neu. Zuerst bringt sie jede der Opern separat in Düsseldorf zur Premiere, um sie anschließend in geänderter Besetzung in Duisburg zu spielen. Die musikalische Leitung übernimmt an beiden Spielorten der Bayreuth-erfahrene Generalmusikdirektor Axel Kober. Dietrich Hilsdorf sorgte schon für so manchen Skandal in der Opernwelt. An der Rheinoper verantwortet er nun erstmalig einen vollständigen Ringzyklus. „Richard Wagner, Die Walküre,
Deutsche Oper am Rhein“
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