„Zwei Takte gibt es, die ich besonders liebe“, sagt Maestro Jakob Hrůša in seiner kurzen Einführungsrede, und nun gilt es, sie zu erhören

Jakub Hrůša © Marian Lenhard

Bamberger Symphoniker
Dirigent Jakub Hrůša

Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«

– Pause –

Richard Strauss
Ein Heldenleben / Tondichtung für großes Orchester op. 40

Elbphilharmonie, 25. Januar 2024

von Harald Nicolas Stazol

Lieber Herr Hrůša, selten habe ich mir um den Blutdruck eines Dirigenten solche Sorgen gemacht, denn schon bei der Eroica – die sie ja aus der Partitur in der Größe eines Schulheftes bemeistern – sind Sie so hochroten Gesichtes, dass man wirklich um einen Schlaganfall fürchtet, während Sie über Ihr Top-Orchester rudern, ja rudern, dass es klanglich höchste Freude!

„Bamberger Symphoniker, Dirigent Jakub Hrůša
Elbphilharmonie, 25. Januar 2024“
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Grausam – schockierend – erschütternd – dramatisch – überwältigend…

François-Xavier Roth © Marco Borggreve

Bernd Alois Zimmermann: Die Soldaten

Gürzenich-Orchester Köln
Dirigent: François-Xavier Roth
Herrenchor und Extrachor der Oper Köln
Inszenierung: Calixto Bieito

Elbphilharmonie, 21. Januar 2024

von Iris Röckrath

Das waren die ersten Worte, die nach dem Verhallen des allerletzten Fortissimo-Decrescendo in meinen Kopf hämmerten. Die Wucht des Krieges, das Abstumpfen und die Gewalt der Soldaten, das Leid der Frauen – an diesem Abend wurde all das erschreckend deutlich nicht nur durch die drastische Musik, sondern auch durch die phantastische intensive halbszenische Umsetzung des Stoffes durch den spanischen Star-Regisseur Calixto Bieito.

„Bernd Alois Zimmermann: Die Soldaten, Gürzenich-Orchester Köln, François-Xavier Roth
Elbphilharmonie, 21. Januar 2024“
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Er kam, sah und siegte - und 90 Dezibel in der Elbphilharmonie

© Joshua Bell

NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER /
JOSHUA BELL / RYAN BANCROFT

ERNEST CHAUSSON (1855 – 1899)
Poème für Violine und Orchester op. 25
Entstehung: 1896 | Uraufführung: Nancy, 27. Dezember 1896

HENRI VIEUXTEMPS (1820 – 1881)
Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 a-Moll op. 37

ALEXANDER VON ZEMLINSKY (1871 – 1942)
Die Seejungfrau

Elbphilharmonie, 18. Janaur 2024 

von Harald Nicolas Stazol

Was ein Glück, in der Lebenszeit des Joshua Bell sein Dasein zu fristen, im besten Fall zu frönen, und dessen höchst-begeistertes Lob ich nun schon seit Jahren singe – singend wie seine Stradivari, die gestern Abend so eminent strahlte mit ihm, eigentlich ab der ersten Note des Chausson, dass nach dem Vieuxtemps – absolutes Novum – die ersten Bravo-Rufe, unisono, fortissimo einsetzen, auf den Punkt, als wären sie selbst dirigiert, und diesen so überragenden Virtuosen dreimal zurückbitten, und er noch eine Zugabe hinhaucht in Begleitung der zerbrechlichen Harfenistin Anaëlle Tourret, eine Chopin Bearbeitung – aber nun die Zügel angespannt, denn mit dem „Poème für Violine und Orchester“, beginnt es ja, das alles Überstrahlende, dem sich im ausverkauften Haus wirklich NIEMAND entziehen kann…

„NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER / JOSHUA BELL / RYAN BANCROFT
Elbphilharmonie, 18. Januar 2024 “
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Hände hoch! Die Großfürstin kommt

Elisabeth Leonskaja © Marco Borggreve

Elisabeth Leonskaja Klavier

Dennis Russell Davies Dirigent 
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

Richard Wagner (1813-1883)
Eine Faust-Ouvertüre d-Moll WWV 59

Robert Schumann (1810-1856)
Klavierkonzert a-Moll op. 54

Pause

Heinz Winbeck (1946-2019)
Zweite Symphonie

Elbphilharmonie, 14. Januar 2024

von Harald Nicolas Stazol

Hände hoch! Nein wirklich, wie diese Grande Dame am Klavier, Elisabeth Leonskaja, schon beim ersten fulminant-starken Akkord und deren weiterer Abfolge des Schumann erstmals nach dem kraftvollen Anschlag die linke Hand hochreißt, oft auch die Rechte, manchmal die Arme nach rechts und links gleichzeitig, als wolle sie direkt abheben im bodenlangen weißen Kleid mit den schwarz-dekorativen, großen Pinselstrichen darauf, das ihr die Aura einer russischen Fürstin gibt, voller Würde und dabei mit voller Hingabe im Antlitz, und die, durch den langen Rock ja unsichtbar, die Pedale bedient und auch da manchmal das Bein hochschnellen lässt in einem kleinen Ausfallschritt, meist, wenn sie ihre Leidenschaft schon im 1. Satz, der ja so schnell und gefällig, im 3., allegro vivace, kaum bremsen kann, und es sie wirklich rasend vor Leidenschaft sekundenlang vom Schemel hebt!

„Elisabeth Leonskaja, Klavier, Dennis Russell Davies, Dirigent, Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Elbphilharmonie, 14. Januar 2024“
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Ausgewogen genial

Sylvain Cambreling © Yomiuri Nippon Symphony Orchestra

Sonderkonzert Elbphilharmonie Großer Saal

Hamburger Symphoniker
Sylvain Cambreling   Dirigent

Alexander Malofeev   
Klavier

 Nikolai Brücher (* 1979) Convocatio – Symphonische Fanfare

 George Gershwin (1898–1937) Klavierkonzert F-Dur

Pause

Nikolai Rimski-Korsakow (1844–1908) Scheherazade op. 35

Das Meer und Sindbads Schiff (Largo e maestoso – Allegro non troppo)

Die Geschichte vom Prinzen Kalender (Lento – Andantino – Allegro molto – Con moto)

Der junge Prinz und die junge Prinzessin (Andantino quasi allegretto – Pochissimo più mosso – Come prima – Pochissimo più animato)

Feier in Bagdad. Das Meer. Das Schiff zerschellt an einer Klippe unter einem bronzenen Reiter (Allegro molto – Vivo – Allegro non troppo maestoso)

Elbphilharmonie, 8. Januar 2024


von Harald Nicolas Stazol

Stellen Sie sich vor, Messieurs Dames, Sie zittern als junger, äußerst majestätisch-genial-gefälliger Komponist – wie sich sogleich zu meinem Entzücken herausstellt – im dunkeltaubenblauen, peitsch-engen Anzug, aufgeregt bis zum Platzen weil Elphi-Debüt, und Sie sitzen in der Künstlerreihe B4 1-5, und zittern… und dann kommt eine Gruppe Kölner Rentner, die behauptet, Du säßest auf ihrem Platz, Dich umringt, NÄHERKOMMT, der arme Mann!? „Hamburger Symphoniker, Sylvain Cambreling Dirigent, Alexander Malofeev Klavier
Elbphilharmonie, 8. Januar 2024“
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„Ra-vi-ssant - Hinreissend!“

Elbphilharmonie © Maxim Schulz

Jacques Offenbach
Orphée aux enfers (Orpheus in der Unterwelt)
/ Oper in zwei Akten
Halbszenische Aufführung in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln


NDR Elbphilharmonie Orchester
NDR Vokalensemble

Marc Mauillon Orphée
Tamara Bounazou Eurydice
Aude Extrémo Opinion Publique
Éric Huchet Aristée / Pluton
Alexandre Duhamel Jupiter
Adriana Bignagni Lesca Juno
Alix Le Saux Venus
Olivia Doray Diane
Louise Pingeot Minerve
Sahy Ratia Mercure
Manon Lamaison Cupido
Wolfgang Ablinger-Sperrhacke John Styx
Christoph Liebold Mars

Dirigent Marc Minkowski
Romain Gilbert
 Szenische Einrichtung und Licht

Elbphilharmonie, 31. Dezember 2023


von Harald Nicolas Stazol

Wenn ein Dirigent 2100 Menschen zum Küssen auffordert, sich umwendet und „Schmatz, Schmatz, Schmatz“ in die Reihen und Ränge vorgibt, im perfekten Takte zum „Ha-Ha-Ha“ Gesang auf der inszenatorisch vollbespielten Bühne, dann ist Silvesterabend in der Elbphilharmonie, und man gibt die Operette „Orphée aux enfers“ von Jacques Offenbach, einen „Orpheus in der Unterwelt“, der mir vor lauter Heiterkeit und Witz und Sangeskunst der Solisten und des beschwingt und wirklich toll kostümierten NDR Vokalensembles und eines sich selbst übertreffenden NDR Elbphilharmonieorchesters wohl unvergesslich bleiben wird, aber der Reihe nach! „Offenbach: Orpheus in der Unterwelt
Elbphilharmonie, 31. Dezember 2023“
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Ein Gott kommt selten allein...

Kent Nagano © Felix Broede

Matinee Elbphilharmonie, 31. Dezember 2023

Silvesterkonzert
Kent Nagano
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

Fabian Otten Schlagzeug
Matthias Schurr Schlagzeug
Bundesjugendballett

PROGRAMM

Aziza Sadikova
Vier Stücke für Schlagzeug solo für Dieter Rexroth

  1. Der Barocke Traum von Bach
  2. Zeitreise mit Alter Musik
  3. Der ferne Spiegel von Brahms
  4. Anklänge an Mozarts Brief

Johann Sebastian Bach
Orchestersuite Nr. 3 D-Dur BWV 1068

Igor Strawinsky
Ragtime

Johann Strauß (Sohn) / Arnold Schönberg
Kaiser-Walzer op. 437

– Pause –

Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie C-Dur KV 551 »Jupiter«

von Harald Nicolas Stazol

Teil I: Der Morgen:

Wenn um 11.30 MEZ auf der Bühne Adonis, nein, Apoll erscheint, zur „Air“ aus Bachs 3. Orchester Suite, und dann Aphrodite, und einen Pas de deux tanzen, dass man wieder an Engel glaubt, dann geht die Morgensonne auf – es dürfte im Übrigen das erste und einzige Mal sein, dass ein Mann mit freiem Oberkörper in der Ehrwürdigen Elbphilharmonie posiert, aber warten wir mal den Sommer ab (Muscle-Shirt hatte ich schon mal gesichtet).

„PHILHARMONISCHES STAATSORCHESTER HAMBURG Silvesterkonzert
Matinee Elbphilharmonie, 31. Dezember 2023“
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Stille

Vengerovfestival © Wikimedia Commons

Maxim Vengerov Violine
Roustem Saïtkoulov Klavier

PROGRAMM

Clara Schumann
Drei Romanzen für Violine und Klavier op. 22

Johannes Brahms
Scherzo c-Moll für Violine und Klavier / aus: F-A-E-Sonate

Robert Schumann
Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 a-Moll WoO 2

– Pause –

Alexey Shor
Sonate für Violine und Klavier Nr. 1

Sergej Prokofjew
Sonate für Violine und Klavier D-Dur op. 94b Atemlose Stille

Elbphilharmonie, 20. Dezember 2023


von Harald Nicolas Stazol

Was sich diese Clara Schumann für Violine und Klavier ausgedacht hat –geschenkt. Und der Prokofjew? Pustekuchen! Der junge Alexey Shor ist auch nicht ganz ohne Und die dritte (!!!) Zugabe, Rachmaninoff? „Was wollt ihr noch?“- nun er sagt es nicht, aber er könnte es, dieser Diable Violon Maxim Vengerov, stattdessen sagt er, der scheinbar alles kann „ich bin geehrt, in der Elbphilharmonie spielen zu dürfen – was für ein Saal!“

„Maxim Vengerov, Violine, Roustem Saïtkoulov, Klavier
Elbphilharmonie, 20. Dezember 2023“
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20 Klassik-Reporter goutieren Mahler 7 in der Elphi und tollen Fisch an der Elbe

Das Team von klassik-begeistert © Patrik Klein

Elbphilharmonie, Mahler 7 © Patrik Klein

Elbphilharmonie, Hamburg 17. Dezember 2023

Charles Ives, Central Park in the Dark

Gustav Mahler, Sinfonie Nr. 7 e-Moll

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Dirigent: Ingo Metzmacher

Traditionell kurz vor Weihnachten trifft sich ein Teil des Teams von klassik-begeistert in Hamburg, besucht die Hamburgische Staatsoper oder die Elphi und geht danach gut essen und trinken.

So auch in diesem Jahr 2023.

20 Klassik-Reporter und Angehörige versammelten sich am Sonntag um 10.20 Uhr vor der Elbphilharmonie am Hamburger Hafen und wohnten in Ebene 16 Gustav Mahlers Siebter unter Ingo Metzmacher bei. Die Reaktionen der Klassik-Begeisterten waren ganz unterschiedlich.

Andreas Schmidt, Herausgeber, bedankte sich bei den Autorinnen und Autoren herzlich für deren Humanität, deren Humor, deren Kreativität und deren Verbundenheit mit dem größten Klassik-Blog im deutschsprachigen Raum. „Ihr zeigt, wie moderner Klassik-Journalismus geht!“

Nach dem Konzert ging es ins Fischereihafen Restaurant Hamburg an der Elbe, wo das Team von Dirk Kowalke das Team von klassik-begeistert köstlich und perfekt mit einem Mittagsmenü bewirtete. Es gab als Hauptgericht Rotbarschfilet in Dijon-Senfsauce (18 Teilnehmer) und Kalbstafelspitz in scharfer Meerrettichsauce (2 Teilnehmer). Vegetarisches / Veganes wurde nicht bestellt.

Fotos © Patrik Klein, Fischereihafen Restaurant Hamburg

„Weihnachtsfeier von klassik-begeistert, Mahler 7
Elbphilharmonie, 17. Dezember 2023 und Fischereihafen Restaurant Hamburg“
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Klassik bedeutet Frieden

Foto: (Patrik Klein)

Avis Gretes   Dirigent
Francesco Piemontesi   Klavier
NDR Elbphilharmonie Orchester

LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770 – 1827)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58

Entstehung: 1804–06 | Uraufführung: Wien, März 1807 | Dauer: ca. 35 Min.

I. Allegro moderato
II. Andante con moto
III. Rondo. Vivace

WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756 – 1791)
Sinfonie Nr. 41 C-Dur KV 551 „Jupiter“

Entstehung: 1788 | Dauer: ca. 40 Min.
I. Allegro vivace
II. Andante cantabile
III. Menuetto. Allegretto Trio
IV. Molto allegro

Elbphilharmonie, 15. Dezember 2023

 

von Harald Nicols Stazol

Einmal haut es ihn fast vom Hocker, diesen Himmelpianisten, da hat es uns alle schon vom Hocker gehauen ob seines Spiels, und dann befürchte ich, „Jetzt haut es ihn aus der Kurve“, jenen Francesco Piemontesi, da wirft er die Linke nach präzis-pretiosem Anschlag im dritten Satz von Beethoven 4, nach einem dieser ohnehin unglaublichen trillernden Läufe, den Arm in die Linkskurve des Hohen Hauses über der windigen Elbe noch höher, und obschon tiefer Verbeugung vor allem Diesen, versteht man, warum er den Kopf im Auf- und Abgehen von der Bühne so hoch erhoben hält, voller Künstlerstolz, der Mann weiß schon, was er kann, und ist stolz drauf, und das darf er auch sein!

„Avis Gretes, Dirigent, Francesco Piemontesi, Klavier, NDR EO
Elbphilharmonie, 15. Dezember 2023“
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