Schweitzers Klassikwelt 45: Opern und Werbefotos

Es braucht eine lange und wiederholte Zeit des Nachdenkens, ob jemals ein Plakat oder die Aufmachung einer Schallplatte das Interesse für eine Oper geweckt hatte. Das Optische war in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts noch nicht so dominierend. Reproduktionstechniken noch viel kostspieliger. Man hätte sich damals nicht träumen lassen, dass bei Einrüstungen von bedeutenden Gebäuden die Architektur auf den schützenden, herabhängenden Planen zu sehen bleibt. Und die Entwicklung des Fernsehens hatte eben erst begonnen.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Durchschnittlich einmal im Monat war ein Opernbesuch geplant. Die Berührung mit dem Genre und Informationen aus der Welt der Oper war durch das Blättern in Schallplattenprospekten zu gewinnen. In besonderer und dankbarer Erinnerung ist mir das Werbematerial der Deutschen Grammophon geblieben, wobei das Interesse auf die Besetzungslisten fokussiert war. So lernte man die immer wieder ausgewählten SängerInnen der Hauptrollen zumindest literarisch kennen. „Schweitzers Klassikwelt 45: Opern und Werbefotos“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 44: Operntitel und Marketing

von Lothar Schweitzer

Das Interesse an Opern nimmt ab. Das Fehlen von Nachwuchs an Opernfans wird bedauert. Fehlt es an Stimmenfetischisten? Liegt es an den Inhalten der Stücke? Oder wie sie gebracht werden? Unser heutiges Feuilleton beschränkt sich auf die Verpackung – und da nicht auf die Werbeplakate und CD-Designs, was sicher sehr interessant wäre, sondern auf die Namensfindung für Opernwerke.

Größtenteils stoßen wir bei den Operntiteln auf Eigennamen, manchmal mythologischer Art, hin und wieder sind es Berufsbezeichnungen. Beide machen selten neugierig. Ob es sich nun um einen Barbier in Sevilla, um einen Barbier in Bagdad, um einen Waffenschmied, einen Postillon oder um einen Konsul handelt, was soll’s. Wenn natürlich einmal bekannt ist, welch herrliche Musik hinter den Titeln steckt, dann ist es im süddeutschen Sprachgebrauch „a gmahde Wies’n“ (eine gemähte Wiese = bildlich für etwas, das nicht schief gehen kann). „Schweitzers Klassikwelt 44, Operntitel und Marketing
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Schweitzers Klassikwelt 43: Unsere Top Fourteen

Foto: Solotänzer Camilo Mejía Cortés mit Kate Lindsey und Slávka Zámečníková als Nero und Poppea in Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ an der Wiener Staatsoper im Mai 2021. (Wiener Staatsoper / Michael Pöhn)

Nach sechzig und noch mehr Jahren Opernbegeisterung wird sich in unsren Opern-Charts wohl nicht mehr viel ändern. Zusammengezählt haben meine Frau und ich Schwierigkeiten mit zehn Plätzen auszukommen und müssen etwas schwindeln. Bei uns zwei Personen handelt es sich allerdings nicht um ein statistisch verwertbares Umfrageergebnis. Was zählt? Die Zahl der besuchten Aufführungen führt nur bei häufig gespielten Opern zu einem verwertbaren Ergebnis. Dazu kommt die Häufigkeit der von uns zitierten Stellen (siehe auch Schweitzers Klassikwelt 4 „Opernzitate“), ein Schwelgen in Erinnerungen, manchmal auch die Sehnsucht einer Wiederbegegnung. Auf eine Platzierung innerhalb der obersten Vierzehn wollen wir verzichten. Die zweimal sieben Sockel sind gleich hoch! Hier eine Übersicht rein chronologisch nach dem jeweiligen Uraufführungsdatum gereiht. „Schweitzers Klassikwelt 43: Unsere Top Fourteen“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 42: Verloren gegangene Sänger

Teatro Malibran, Cannaregio – Venezia. Foto © Lothar Schweitzer

„Ein beeindruckender Bassbariton heißt uns willkommen. Wir werden an das „Venite pure avanti“ des Leporello erinnert. Im Laufe des Abends bewahrheitet es sich, aber wir getrauen uns nicht zu bemerken, für eine Gesangsausbildung wäre es noch nicht zu spät.“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Wir liegen entspannt auf der Terrasse und sehen nicht das Leben auf der Allee unter uns, nur die Kronen der Pinien. Wir hören vom gegenüber der Allee liegenden Tennisplatz das „Block – Block“ der von den Schlägern getroffenen Bälle. Zu manchen Uhrzeiten ist eine Stimme zu vernehmen, die uns immer vertrauter wird. Zurufe wie „bravo“, „e la“ und auch längere Sätze lassen denselben Coach erkennen. Uns wundert, dass wir seine italienisch gesprochenen Anweisungen zu einem großen Teil so gut verstehen, und denken an die treffende Idee eines Mikroports, die die Konversation mit den Schülern über einen Lautsprecher bei der Distanz erleichtern könnte. „Schweitzers Klassikwelt 42: Verloren gegangene Sänger“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 41: Opern und ihr Wiedererleben in reiferen Lebensjahren

„Tosca“ an der Bayerischen Staatsoper. Foto: © Wildfried Hösl

Den Rat meines Deutschlehrers, die im Unterricht  durchgenommenen Dichtungen im Laufe des Lebens immer wieder  zur Hand zu nehmen und zu lesen, da wir in zunehmendem Alter ein tieferes Verständnis gewinnen könnten, habe ich nicht  gerade fleißig befolgt. Schillers Dramen kamen mir schon im Gymnasium zu konstruiert vor, Goethes „Faust“ haben wir in Übermaß durchgenommen. Interessant waren nur neue Akzente und Sichtweisen von RegisseurInnen. Außerdem wartete viel zeitgenössische Literatur darauf entdeckt zu werden.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Welche Facetten der Wiederbegegnung haben meine Frau und ich im Zeitraum von mehr als sechzig Jahren bei Opern gemacht? „Schweitzers Klassikwelt 41: Opern und ihr Wiedererleben in reiferen Lebensjahren“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 40: Der Reiz der Vielfalt der Stimmlagen

Diese Attikafiguren von Friedrich Steger zierten das Wiener Ringtheater, das am 8. Dezember 1881 unmittelbar vor Beginn von „Hoffmanns Erzählungen“ durch einen verheerenden Brand zerstört wurde. Die Figuren konnten gerettet werden, nicht aber 384 Opernbesucher. Kunstmäzen Max Schmidt aus der bekannten Wiener Möbelfabrikantendynastie erwarb die Figuren für seinen privaten Schlosspark Wien-Pötzleinsdorf, den er 1934 der Stadt Wien übereignete. Noch in unserer Kindheit sprach man vulgo vom Schmidt-Park. Die Wiesen waren damals mit Margeriten übersät, die man zu gewissen Zeiten pflücken durfte. Die Statuen sind dort in der Original-Reihenfolge (von links nach rechts) Alt, Tenor, Sopran, Bass aufgestellt. Foto © Lothar Schweitzer

Immer wieder lesen meine Frau und ich von KollegInnen, meistens weiblichen Geschlechts, dass sie sich von einer speziellen Stimmlage besonders angesprochen fühlen. Gerade in der Corona-Krise, wo die aktuelle Berichterstattung nicht platzfüllend sein konnte,  standen Reflexionen im Vordergrund, in denen sich viele diesbezüglich outeten.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Ich stelle mir jetzt die Frage, ob das bei mir auch der Fall ist. Angefangen hat mein Interesse an Opern im Alter von vierzehneinhalb Jahren, als ich von meinem Lieblingslied „Granada“ des Komponisten und Medien-Stars Agustín Lara eine Single mit Mario Lanza bekam. Ich kannte bisher nur die Interpretation der Chanson- und Schlagersängerin  und auch Schauspielerin Caterina Valente. Der Mexikaner Lara hatte einen Liederzyklus für Tenor über spanische Städte im Stil von Opernarien vertont. Jetzt war mein Interesse an dem Genre geweckt und ich kaufte die erste Schallplatte, die keine Schlager zum Tönen brachte, sondern „Operatic Arias“ – gesungen von dem Tenor Mario Lanza. „Schweitzers Klassikwelt 40: Der Reiz der Vielfalt der Stimmlagen“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 39: Oper als Katharsis?

Foto: „Tri Sestri“ (Drei Schwestern), Wiener Staatsoper, März 2016

Anlässlich der Produktion „Tri Sestri“ von Péter Eötvös an der Wiener Staatsoper verfocht der Regisseur Yuval Sharon die These, wenn eine Opernaufführung eine Botschaft bringt, hört sie auf Kunst zu sein. Das erregte meinen Widerspruch und ich begann mit der Assistenz meiner Frau  diese apodiktische Meinung nachzuprüfen.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Seine These mag bei Werken des Naturalismus gelten. Die Stücke bleiben bei einer allgemein gehaltenen Gesellschaftskritik stecken. Jetzt ein Opernlexikon herzunehmen und Oper für Oper inhaltlich durchzugehen, erschien uns zu umfangreich und wir entschieden uns für die Methode, das Selbsterlebte bzw. unsre Lieblingsopern zu hinterfragen. „Schweitzers Klassikwelt 39: Oper als Katharsis?“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 38: Mord in der Oper

Beziehungsmorde waren früher Themen für den Lokalteil einer Zeitung. Heute werden sie neben Berichten mit internationaler Bedeutung in den Hauptnachrichten der Fernsehanstalten ausgebreitet. Die Betroffenheit der Zuseher ist ihnen sicher. „Unfassbar!“ hören wir immer wieder aus unsrem Umkreis.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Und dann geht am Abend der Vorhang auf. Früher in Smoking und Robe, heute eher „smart casual“ oder „casual elegant“ werden wir Zeugen eines tödlichen Delikts, wohl dramaturgisch kunstvoll aufgebaut und durch Bizets Musik „veredelt“. „Schweitzers Klassikwelt 38: Mord in der Oper“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 37: Tumult in der Wiener Staatsoper

„Eben war der warme Sopran von Enriqueta Tarrés verklungen, da rief eine Männerstimme aus dem Parkett: „Vivat Caballé!“ Das war sehr unfair und gemein. Nun war für den weiteren Verlauf des Abends die Hölle los.“

von Lothar Schweitzer

Es ging ihr ein fabelhafter Ruf voraus, seit Montserrat Caballé in der New Yorker Carnegie Hall im Jahr 1965 in Donizettis Lucrezia Borgia für Marilyn Horne eingesprungen war. Sechs Jahre mussten wir warten, bis die katalanische Sängerin endlich an der Wiener Staatsoper, an der sie auch später ein rarer Gast blieb, für zwei Abende am 15. und 20. Mai 1971 als Troubadour-Leonore angesagt war. „Schweitzers Klassikwelt 37: Tumult in der Wiener Staatsoper“ weiterlesen

Schweitzers Klassikwelt 36: Venite pure avanti, vezzose mascherette! Tretet näher, schöne Masken!

„Don Giovanni“ an der Staatsoper Wien, Foto: © Michael Pöhn

„Die Maske gehört nicht zu unsrer Kultur“, hörten wir aus dem Hohen Haus am Ballhausplatz Nr. 2. Sie wurde auch schon zum Zankapfel in Regierungskreisen. Ironie der Geschichte. Wer hätte bei der Einführung des Verbots der Gesichtsverhüllung am 1. Oktober 2017 gedacht, dass wir alle einmal an gewissen Orten schwer erkennbar würden?

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Übrigens, ob sich hinter einer Gesichtsbedeckung wirklich ein Mann verbergen kann, ist fraglich. Mitte der Sechzigerjahre lief im Fernsehen die spannende mehrteilige Krimireihe „Das Geheimnis des Louvre“. Aus den Zuschauerreaktionen noch vor des Rätsels Lösung ging hervor, dass an den Augen des Phantoms auf eine Frau geschlossen wurde. Die Zuseher behielten Recht. Das Phantom spielte Juliette Gréco. „Schweitzers Klassikwelt 36: Venite pure avanti, vezzose mascherette! Tretet näher, schöne Masken!“ weiterlesen