Ad astra! Die Rotterdamer glänzen, und alles hat ein Ziel

Lahav Shani © Hans van der Woerd


Anton Bruckners achte Sinfonie mit Rotterdams Philharmonisch Orkest unter Lahav Shani im Dortmunder Konzerthaus.

 Anton Bruckner (1824-1896) – Sinfonie Nr. 8 c-Moll (1887/90)

Rotterdams Philharmonisch Orkest
Lahav Shani, Dirigent

Konzerthaus Dortmund, 24. November 2024

von Brian Cooper, Bonn

„Und? Sind die Ohren noch dran?“, fragt jemand in amüsiertem Tonfall seine Begleitung beim Hinausgehen aus dem Parkett des Dortmunder Konzerthauses. Die bejaht sofort lachend, ebenso fix kommt man überein, dass es ein außerordentlich gelungener Nachmittag war, an dem Rotterdams Philharmonisch Orkest – inzwischen bei Tourneen zu „Rotterdam Philharmonic Orchestra“ anglisiert – unter der Leitung seines Chefdirigenten Lahav Shani Bruckners Achte gespielt hatte. „ Anton Bruckner, Sinfonie Nr. 8 c-Moll
Konzerthaus Dortmund, 24. November 2024“
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Klavier-Festival Ruhr: Ist das wirklich nur ein Instrument?

Evgeny Kissin © Johann Sebastian Haenel

Evgeny Kissin lässt beim Klavier-Festival Ruhr die ganze Welt auf
88 Tasten erklingen.

Ludwig van Beethoven (1770-1827) – Klaviersonate Nr. 27 e-Moll op. 90

Frédéric Chopin (1810-1849) – Nocturne Nr. 14 fis-Moll op. 48 Nr. 2; Fantasie f-Moll op. 49

Johannes Brahms (1833-1897) – Vier Balladen op. 10

Sergei Prokofjew (1891-1953) – Klaviersonate Nr. 2 d-Moll op. 14

 Evgeny Kissin, Klavier

 Dortmund, Konzerthaus, 4. Juli 2024

von Brian Cooper, Bonn

Evgeny Kissin bot in Dortmund einen Abend der Kontraste. Nicht im Sinne von Qualität, die war schlicht- und durchweg überirdisch, sondern im Sinne von laut und leise, hart und zart, ernst und verspielt. Er ist einer der größten Pianisten, die wir dieser Tage erleben dürfen. Und er ist gereift: Sein schon früh perfektes Klavierspiel hat nun eine weltumspannende und musikalisch anrührende Dimension erhalten, es kondensiert quasi die ganze Welt auf 88 Tasten, mit all ihren Widersprüchlichkeiten. „Klavier-Festival Ruhr,  Evgeny Kissin, Klavier
Dortmund, Konzerthaus, 4. Juli 2024“
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Roy Harris’ 3. Sinfonie – ein Meisterwerk begeistert

Sir Simon Rattle, Isabelle Faust & London Symphony Orchestra © Bjørn Woll

Isabelle Faust, Sir Simon Rattle und das LSO mit Brahms und US-amerikanischem Repertoire in Dortmund.

 Johannes Brahms (1833-1897) – Violinkonzert D-Dur op. 77 (1878)

Roy Harris (1898-1979) – Sinfonie Nr. 3 (1939)

John Adams (*1947) Frenzy (2023; dt. Erstaufführung)

George Gershwin (1898-1937) – Ouvertüre Strike Up the Band (1927/30, Fassung von Don Rose)

Isabelle Faust, Violine
London Symphony Orchestra
Sir Simon Rattle, Dirigent

Konzerthaus Dortmund, 6. März 2024

von Brian Cooper, Bonn

Was macht man, wenn das Publikum schon ins Dortmunder Konzerthaus eintrudelt, Teile des Orchesters jedoch noch in der Luft sind, oder gerade gelandet, und das in Düsseldorf?

Ganz einfach, und so typisch für die Dortmunder Spontaneität: Der Empfang im Eingangsfoyer, ursprünglich für hinterher gedacht, wird kurzerhand vorverlegt; Dirigent, Orchestermanagerin und Intendant plaudern übers Programm, wobei sich Letzterer als bemerkenswert talentiert im Konsekutivdolmetschen erweist; und nach über dreistündiger Verspätung des Fliegers – Landung gegen 18:30h statt um 15:30h – sind dann auch um kurz vor neun alle Mitglieder des London Symphony Orchestra (LSO) vollzählig. „Isabelle Faust, Violine, London Symphony Orchestra, Sir Simon Rattle, Dirigent
Dortmund, Konzerthaus, 6. März 2024“
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Das Concertgebouworkest brilliert einmal mehr, diesmal in französischem Repertoire

Yuja Wang, Klaus Mäkelä, Concertgebouw © Bjoern Woll

Allerdings schmälern Störungen seitens des unruhigen Publikums den Betriebsablauf. Ein großer Abend wird durch filmende Menschen massiv gestört. Es wird Zeit für klare Ansagen.

Dortmund, Konzerthaus, 26. September 2023

Maurice Ravel (1875-1937) – Klavierkonzerte D-Dur „für die linke Hand“ (1930) und G-Dur (1931)

Claude Debussy (1862-1918) – Prélude à l’après-midi d’un faune (1894) und La Mer (1905)

Yuja Wang, Klavier

Koninklijk Concertgebouworkest
Klaus Mäkelä, Dirigent

von Brian Cooper, Bonn

Ich glaube, es war ein herausragender Abend. Leider war mein 13. Konzert in der noch jungen Saison 2023/24 nur bedingt genießbar, weil zwei Reihen vor mir, in Reihe 13, drei Frauen – nein, nicht „Damen“ – immer wieder ihre Smartphones hochhielten, um kurze Ausschnitte des Konzerts zu filmen.

Und jetzt schlägt’s 13. Es wird Zeit für klare Ansagen. Vor jedem Konzert. Idealerweise nicht vom Band, sondern in Form von persönlichen Ansprachen von Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen Spielstätten. Wenn ein Intendant vor Konzertbeginn auf die Bühne käme, sein Publikum herzlich begrüßte und zugleich darum bäte, man möge das Smartphone jetzt aus- und erst zur Pause bzw. nach dem Konzert wieder einschalten: Was wäre daran so schlimm? Es helfen auch nicht irgendwelche Piktogramme, die kaum jemand zur Kenntnis nimmt. „Yuja Wang, Koninklijk Concertgebouworkest, Klaus Mäkelä, Dirigent
Konzerthaus Dortmund, 26. September 2023“
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Andris Nelsons ist auf dem Olymp angekommen

Jean-Yves Thibaudet © Andrew Eccles

Auf seiner Europatournee macht das Boston Symphony Orchestra mit seinem Chefdirigenten und dem französischen Pianisten Jean-Yves Thibaudet auch Station im Konzerthaus Dortmund.

Konzerthaus Dortmund, 4. September 2023

Carlos Simon (*1986) – Four Black American Dances für Orchester

George Gershwin (1898-1937) – Konzert für Klavier und Orchester F-Dur (1925)

Sergei Prokofjew (1891-1953) – Sinfonie Nr. 5 B-Dur, op. 100


Jean-Yves Thibaudet, Klavier

Boston Symphony Orchestra
Andris Nelsons, Dirigent

von Brian Cooper, Bonn

„Das könnte auch ein Adams sein“, sagt einer meiner beiden Begleiter, die gute Musik schätzen, nachdem das Boston Symphony Orchestra seinen Dortmunder Abend fulminant mit Carlos Simons Four Black American Dances eröffnet hat. Er meint John Adams. Und in der Tat: Es ist eine sofort als solche erkennbare US-amerikanische Musik. Durch und durch ist sie getränkt von diesem, nun, gewissen Idiom. Höchst originell, rhythmisch vertrackt, mit außergewöhnlichen Klangfarben, oft lärmend, und das im positiven Sinne, dabei stets humorvoll, stets raffiniert – und die vier kurzen Tänze warten mit allem auf, was ein brillantes Orchester zu bieten hat. „BSO Andris Nelsons, Dirigent, Jean-Yves Thibaudet, Klavier
Konzerthaus Dortmund, 4. September 2023“
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“Il Giuramento” von Mercadante ist der Wegbereiter für die Opern von Giuseppe Verdi

Photo:  Jean-Nico Schambourg, Vlnr: Roberta Mantegna, Teresa Iervolino, Carlo Montanaro, Jean-François Borras, Germán Alcántara

Uraufgeführt am 11. März 1837 an der Mailänder Scala, erfreute sich die 41. Oper von Saverio Mercadante anfangs einer gewissen Beliebtheit. Sie wurde schnell von einigen Opernhäusern in Italien (Venedig 1838, Rom 1839), sowie auch im Ausland übernommen (Wien 1838, London 1840, New York 1848, Paris 1858). Ab dann fiel sie allerdings immer mehr in Vergessenheit und wurde seither nur mehr selten aufgeführt.

Das Klangvokal Musikfestival Dortmund hat sich jetzt dieses Werks angenommen und präsentiert es in einer konzertanten Version mit fulminanten Interpreten.

Konzerthaus Dortmund, 3. Juni 2023

Saverio Mercadante (1795-1870)

IL GIURAMENTO
Melodramma in drei Akten (Libretto: Gaetano Rossi)


Musikalische Leitung  Carlo Montanaro
WDR Funkhausorchester
WDR Rundfunkchor (Einstudierung: Tilman Michael)

Manfredo               Germán Alcántara
Bianca                      Teresa Iervolino
Elaisa                        Roberta Mantegna
Viscardo                   Jean-François Borras

 

Konzerthaus Dortmund, 3. Juni 2023

von Jean-Nico Schambourg

Die Vorlage zu dem Libretto der Oper von Saverio Mercadante stammt von Victor Hugo “Angélo, tyran de Padou” (Angelo, Tyrann von Padua). Das Buch wurde später noch mehrmals vertont, u.a. von Amilcare Ponchielli mit seiner Oper “La Gioconda”. Das Libretto zu Mercadantes Oper stammt von Gaetano Rossi, aus dessen Feder u.a. Tancredi, Semiramide von Rossini, sowie Linda di Chamonix von Donizetti stammen.

„Saverio Mercadante, IL GIURAMENTO
Konzerthaus Dortmund, 3. Juni 2023“
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„Sterben werd’ ich, um zu leben!“: Eine Mahler-Sternstunde in Dortmund

Lahav Shani © Marco Borggreve

Eine überwältigende Auferstehungssinfonie bestätigt im Konzerthaus einmal mehr: Rotterdams Philharmonisch Orkest ist eine Formation von Weltrang


Dortmund, Konzerthaus, 13. Mai 2023

Gustav Mahler (1860-1911) – Sinfonie Nr. 2 c-Moll „Auferstehung“

Rotterdams Philharmonisch Orkest

Jugendkonzertchor der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund (Einstudierung: Felix Heitmann)

Laurens Symphonisch (Einstudierung: Wiecher Mandemaker)

Chen Reiss, Sopran
Anna Larsson, Mezzosopran
Lahav Shani, Dirigent

von Brian Cooper, Bonn

Sehr oft spricht man nicht nur in den Niederlanden von der großen Mahler-Tradition des Concertgebouworkest, und sie ist in der Tat bedeutend – nicht zuletzt, weil Gustav Mahler höchstpersönlich seine Werke in Amsterdam dirigierte.

Nachdem ich nun über die Jahre etwa zwei Drittel aller Mahler-Sinfonien auch von der vermeintlichen „kleinen Schwester“ aus Rotterdam gehört habe (u.a. die Zehnte in der Cooke-Fassung in Rotterdam sowie kurz vor dem ersten Lockdown eine aufwühlende Fünfte in Essen, beide mit dem damaligen Chef Yannick Nézet-Séguin), möchte ich festhalten, nein, muss ich festhalten, dass Rotterdams Philharmonisch Orkest (oft auch als „Rotterdam Philharmonic Orchestra“ anglisiert) zum Besten gehört, was wir derzeit an Orchesterkultur hören dürfen. „Gustav Mahler, Sinfonie Nr. 2 c-Moll „Auferstehung“
Dortmund, Konzerthaus, 13. Mai 2023“
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Feenstaub und Donnergrollen

Martha Argerich © Adriano Heitman

Martha Argerich und Lahav Shani gastieren in Dortmund. Ein Traum von einem Programm – traumhaft interpretiert


Konzerthaus Dortmund, 23. April 2023

Sergej Prokofjew (1891-1953) – Sinfonie Nr. 1 op. 25, „Symphonie classique“ (1917), Fassung für zwei Klaviere

Sergej Rachmaninow (1873-1943) – Suite für zwei Klaviere Nr. 2 C-Dur op. 17 (1901)

Maurice Ravel (1875-1937) – „Ma mère l’oye“ für Klavier zu vier Händen

Maurice Ravel – „La valse“, Poème choréographique (1920), Fassung für zwei Klaviere

Martha Argerich, Klavier

Lahav Shani, Klavier


von Brian Cooper, Bonn

Am Vorabend des Eröffnungskonzerts des Klavier-Festivals Ruhr wird dessen scheidender Intendant, Franz Xaver Ohnesorg, im Foyer des Konzerthauses Dortmund gesichtet. Der Mann mit der Fliege scheint einfach überall zu sein, wo ein Flügel auf der Bühne steht. Oder zwei. „Lahav Shani & Martha Argerich, Ravel »La valse« und Prokofiew »Symphonie class ique« an zwei Flügeln
Konzerthaus Dortmund, 23. April 2023“
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Sol Gabetta, Klaus Mäkelä und die Philharmoniker aus Oslo reißen das Publikum in Dortmund von den Sitzen

Oslo Philharmonic, Klaus Mäkelä / Fotos: Brian Cooper

Der lange Konzertabend im Ruhrgebiet bestätigt den bereits in Hamburg gewonnen Eindruck, dass wir es hier mit einem europäischen Spitzenorchester zu tun haben. Mit einem Dirigenten, Klaus Mäkelä, der ganz zweifellos eine große Zukunft vor sich hat. Und mit einer herausragenden Solistin Sol Gabetta, die auf dem Cello offenbar einfach alles kann. Wohl jenen, die das Oslo Philharmonic auf der jüngsten Europatournee ein Stück des Weges begleiten durften.

 

Igor Strawinsky (1882-1971) – Divertimento aus Le baiser de la fée

Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) – Cellokonzert Es-Dur, op. 107

Jean Sibelius (1865-1957) – Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 43

Oslo Philharmonic
Sol Gabetta, Cello
Klaus Mäkelä, Dirigent

Dortmund, Konzerthaus, 18. November 2022

von Brian Cooper, Bonn

Eine gute Nachricht vorweg: Die Elbphilharmonie und das Dortmunder Konzerthaus waren nahezu ausverkauft. Die Menschen wissen halt, was gut ist – und was sie vom Oslo Philharmonic durchaus erwarten dürfen.

Und nach der guten folgt nun nicht etwa eine schlechte, sondern eine noch bessere Nachricht: Beide Konzerte waren großartig, in Hamburg wie in Dortmund. Von letzterem Abend, der vorletzten Station auf dieser jüngsten Europatournee (neben Hamburg und Dortmund gastiert(e) das Orchester auch in München, Antwerpen und Wien), soll hier in erster Linie berichtet werden. „Oslo Philharmonic, Sol Gabetta, Cello, Klaus Mäkelä, Dirigent
Dortmund, Konzerthaus, 18. November 2022“
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Sinnlicher Jazz, hohe Virtuosität und ein Abgesang auf die Walzerseligkeit: keine Angst vor Musik des 20. Jahrhunderts!

Foto: © Robbie Lawrence

Igor Levit und das Orchestre de Paris unter Manfred Honeck begeistern im Konzerthaus Dortmund: Starke Aufführung, keine Spur von Tourneemüdigkeit auf der vorletzten Station der Konzertreise durch Deutschland und Belgien

 

Konzerthaus Dortmund, 29. Mai 2022

Maurice Ravel (1875-1937) – La valse, Poème choréographique (1920)

George Gershwin (1898-1937) – Konzert für Klavier und Orchester F-Dur (1925)

Béla Bartók (1881-1945) – Konzert für Orchester Sz 116 (1943)

Igor Levit, Klavier
Orchestre de Paris
Manfred Honeck, Dirigent

von Brian Cooper

Es ist eine sehr spannende Idee, die Musik von Maurice Ravel und jene von George Gershwin in einem Konzertprogramm zu koppeln. Warum eigentlich nicht öfter? Die beiden Komponisten kannten sich, sind einander im Jahre 1928 begegnet, und es kursiert sogar eine Anekdote, nach der Gershwin bei Ravel Unterricht nehmen wollte. Ravel soll Gershwin daraufhin gefragt haben, warum er denn ein zweitklassiger Ravel werden wolle, wo er doch schon ein erstklassiger Gershwin sei.

Belegt ist, dass beide Komponisten einander sehr schätzten, und in Ravels G-Dur-Konzert finden sich mehr als nur ein paar Anklänge an den Jazz, in dem Gershwin ja so verwurzelt war. „Igor Levit, Klavier Orchestre de Paris
Konzerthaus Dortmund, 29. Mai 2022“
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