Mahlers 3. Symphonie ist wie eine Umarmung der Welt

Foto: Semyon Bychkov conducts the Czech Philharmonic © Marco Borggreve

Lübecker Musik- und Kongresshalle, 3. Juni 2022

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3 d-Moll

NDR Elbphilharmonie Orchester
Semyon Bychkov, Dirigent

Alt: Wiebke Lehmkuhl
Damen des Rundfunkchores Berlin und Knabenchor Hannover

von Dr. Andreas Ströbl

„Er [Gustav Mahler] war der Mitkreatur von Herzen zugetan; Hunde, Katzen, Vögel, die Tiere des Waldes ergötzten ihn und erregten zugleich seinen ernstesten Anteil. Er bemühte sich, beobachtend in ihr Wesen einzudringen, und antwortete im Walde dem Hüpfen oder Laut eines Vogels, dem Sprung eines Eichhörnchens mit einem unwillkürlichen Ausruf der Freude und Sympathie“.

So beschrieb Bruno Walter die gleichermaßen kindliche wie tiefe Liebe Mahlers zu den Wesen, die ihn umgaben, und zur von ihm als allumfassend begriffenen Natur. Aber dies war nicht bloß eine Freude an Tieren und Blumen, denn dann, so schriebt Walter weiter, wäre „seine Musik »zivilisierter« ausgefallen… seine dionysische Naturerfülltheit… sprach hier als musikalischer Urlaut aus letzten Wesenstiefen“. Der gleiche Mahler, der wie ein Kind mit zwei kleinen Kätzchen Versteck spielte, konnte im nächsten Moment erschüttert in Tränen ausbrechen, überwältigt von der Allgewalt des Universums. „Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3 d-Moll
Lübecker Musik- und Kongresshalle, 3. Juni 2022“
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Fuego español: Ein Spanisches Feuerwerk beseelt Lübeck

Fotos: Dr. Regina Ströbl

Musik- und Kongresshalle Lübeck, 7. Februar 2022

Werke von Joaquín Rodrigo, Manuel de Falla, Maurice Ravel und anderen

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck
Josep Caballé-Domenech Dirigent

Xavier de Maistre Harfe
Chor des Theaters Lübeck

von Dr. Andreas Ströbl

Sonne, Wärme, Farben, mitreißende Musik – wer sich im Lübecker Schmuddel-Winter keinen Kurzurlaub nach Spanien leisten kann, hatte am 6. und 7. Februar zumindest für ein paar Stunden die Möglichkeit, Matsch und Kälte komplett zu vergessen. Das 5. Symphoniekonzert bot ein wahres Feuerwerk an rasanter und leidenschaftlicher Musik aus Spanien und zwei Stücken von Nichtspaniern, die den Blick dorthin musikalisch umsetzten. Eine bessere Wahl für die Leitung dieses Konzerts als den spanischen Gastdirigenten Josep Caballé-Domenech hätte man dabei nicht treffen können.

Ein Meisterstück musikalischen Humors ist die Adaption von Boccherinis „Quattro versioni originali della Ritirata Notturna di Madrid“ von Luciano Berio. Durch seinen getrommelten Bolero-Rhythmus bildet dieses Auftragswerk von 1975 zusammen mit Ravels „Boléro“ am Ende des Konzerts eine wunderbar stimmige Rahmung. Augenzwinkernd spielt Berio mit den Variationen des wohlbekannten Themas, verfremdet es, wirft Dissonanzen ein und schafft eine liebevoll-witzige Hommage an den Altvorderen, dessen Musik auch im Original nach wie vor frisch und fröhlich ist. Nach kraftvollen Tutti marschiert die Musik gleichsam im Pianissimo aus dem Saal, mit einem Publikum, das tatsächlich erst mucksmäuschenstill, dann begeistert applaudierend ein großartiges Orchester würdigt. „5. Symphoniekonzert in der Musik- und Kongresshalle Lübeck,
7. Februar 2022 “
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Musikalische Champagner-Perlen

Fotos: Dr. Regina Ströbl

Musik- und Kongresshalle Lübeck, 1. Januar 2022 

Werke von Johann Strauss Sohn, Josef Strauss, Franz Léhar, Otto Nicolai und Robert Stolz

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck
Stefan Vladar Dirigent

von Dr. Andreas Ströbl

Eine menschliche Geste war die Begrüßung des Publikums in der (zu Corona-Bedingungen) ausverkauften Musik- und Kongresshalle Lübeck zum traditionellen Neujahrskonzert, das nach dem Ausfall 2021 nun wieder stattfinden durfte. Die Geschäftsführerin der „Muk“, Ilona Jarabek, der geschäftsführende Theaterdirektor Caspar Sawade und die Kultur- und Bildungssenatorin Monika Frank richteten Worte der Dankbarkeit und des Optimismus an ein Publikum, das wie die Ausführenden und Verantwortlichen einen lebendigen Kulturbetrieb in der Hansestadt auch im schwierigen vergangenen Jahr möglich gemacht hatte, indem es dem Theater und der MuK treu geblieben war, trotz aller Einbußen.

Dem Optimismus und der Freude an gemeinsam erlebter Musik konnte man kaum besser Ausdruck verleihen als es GMD Stefan Vladar und das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck in einem brillanten Konzert taten, indem sie einen tönenden Champagnerkorken nach dem anderen knallen ließen. „Neujahrskonzert, Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck,
Musik- und Kongresshalle Lübeck, 1. Januar 2022 “
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MacMillan lässt es krachen! Ein ungewöhnliches Adventskonzert in Lübeck

Foto: Dr. Regina Ströbl 

Ottorino Respighi: Trittico Botticelliano

James MacMillan: Schlagzeugkonzertkonzert „Veni, veni, Emmanuel“
Schlagwerk: Colin Currie

Felix Mendelssohn Bartholdy: Symphonie Nr. 3 a-Moll “Schottische” op. 56

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck
James MacMillan Dirigent

Lübecker Musik- und Kongresshalle,  19. Dezember 2021

 von Dr. Andreas Ströbl

Unerwartete Assoziationen und musikalische Brüche bot das
4. Symphoniekonzert in der Lübecker Musik- und Kongresshalle am
4. Advent.

Die Sitzreihen waren stark gelichtet – trotz des guten Lübecker Corona-Konzepts war, deutlich bemerkbar, Vorsicht die Mutter des Publikumsandrangs. Wer aber in das letzte Symphoniekonzert des Jahres pilgerte, durfte an einem ganz besonderen Klangerlebnis teilhaben, das bereits als „spektakulär“ angekündigt worden war.

Zuvor jedoch gab es einen Ausflug in die Uffizien und zwar mit Respighis Botticelli-Triptychon, das allerdings nur musikalisch ein „trittico“ ist, denn diese Bildbetrachtungen klammern drei Hauptwerke des Renaissance-Malers zusammen, die selbstverständlich keine bildliche Einheit darstellen. Die schafft Respighi inhaltlich, denn in allen drei Gemälden geht es um Geburt. „4. Symphoniekonzert, Ottorino Respighi, James MacMillan, Felix Mendelssohn Bartholdy,
Lübecker Musik- und Kongresshalle, 19. Dezember 2021“
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Musikalisches Adventsleuchten und Bruckner in Vollendung

Foto: Dorothea Röhl

Olivier Messiaen: „Le Christ, lumière du Paradis” aus „Éclairs sur l`Au-Delà”

Anton Bruckner: Symphonie Nr. 7 E-Dur WAB 107

Stefan Vladar Leitung
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

Musik- und Kongresshalle Lübeck, 28. November 2021

von Dr. Andreas Ströbl

Ein klangfunkelndes Adventslicht zündete das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck unter dem Dirigat von GMD Stefan Vladar am 1. Advent in der Musik- und Kongresshalle an: „Le Christ, lumière du Paradis”, also „Christus, Licht der himmlischen Welt“ ist das Finalstück des 11-teiligen Orchesterwerks der letzten Komposition des tiefgläubigen Olivier Messiaen, „Éclairs sur l`Au-Delà” („Streiflichter über das Jenseits“). Man hätte vor diesem Hintergrund eigentlich 12 Stücke erwartet, aber vielleicht wollte der Komponist das letzte Wort zum Jenseits dem lieben Gott selbst überlassen. Es würde angesichts der tiefen Frömmigkeit Messiaens zumindest nicht verwundern, eines Mannes, dessen einzige (von Kent Nagano vermerkte) Sünde offenbar darin bestanden hatte, einmal mit seiner zweiten Ehefrau Yvonne Loriod zum Kaffee eine ganze Birnentarte verschlungen zu haben. „Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck, Leitung Stefan Vladar
3. Symphoniekonzert in der Musik- und Kongresshalle Lübeck, 28. November 2021“
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Leben in Zeiten der Krise: Karfreitag ohne Zauber?

von Dr. Andreas Ströbl

Foto: Stefan Vladar, (c) Lukas Beck

Ebensowenig wirksam wie Kundrys Balsam aus Arabia gegen Amfortas´ Leiden ist bislang jeder verfügbare Impfstoff gegen das, was unser Leben spätestens seit Mitte März bestimmt und wirklich jede Nachrichtensendung dominiert. Gegen die Traurigkeit, was wir an Opern und Konzerten, auf die wir uns oft monatelang gefreut haben, nicht erleben können, hilft nur bedingt die Hoffnung, dass es irgendwann im Laufe des Sommers vielleicht wieder einen normalen Kulturbetrieb geben wird. Wie das Beethoven-Jahr weitergeht, ob das Schleswig-Holstein Musik Festival wie geplant stattfinden kann, was aus den Musikfestspielen Mecklenburg-Vorpommern wird – all das steht in Sternen, über die nicht mal ein Horoskop vage Auskunft zu geben vermag. Ostern ohne „Parsifal“ ist wirklich schon herb genug, und an einen Sommer ohne Bayreuth mag man am liebsten gar nicht denken. „Leben in Zeiten der Krise: Karfreitag ohne Zauber?
Musik- und Kongresshalle Lübeck“
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Alles im Fluss: Hilary Hahn und die Bremer Kammerphilharmonie überzeugen in Lübeck mit höchster Musikalität und beseelter Energie auf ganzer Linie

Foto © Michael Patrick O’Leary
Lübeck, Musik- und Kongresshalle, 23. August 2019

Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF)

Hilary Hahn, Violine

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Omer Meir Wellber
, Dirigent

Johann Sebastian Bach / Maximilian Otto:
„Contrapunctus I“, Orchestrierung des Contrapunctus I aus „Die Kunst der Fuge“, BWW 1080

Johann Sebastian Bach:
Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo Nr. 2 E-Dur BWW 1042

Johann Sebastian Bach / Aziza Sadikova:
„Mirroring Contrapunctus for orchestra“, Orchestrierung des Contrapunctus XII aus „Die Kunst der Fuge“, BWV 1080

Johann Sebastian Bach:
Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo Nr. 1 a-Moll BWV 1041

Franz Schubert:
Sinfonie Nr. 3 D-Dur D 200

von Guido Marquardt

 Vergessen wir einfach mal die ganzen Wunderkind-Klischees, das auch 20 Jahre später anhaltende Erstaunen darüber, ausgerechnet mit Bachs Violin-Sonaten und -Partiten zu debütieren und zu reüssieren, überhaupt den ganzen „Weltstar“-Überbau, der um Hilary Hahn herum errichtet wurde, seit sie die internationale Bühne im Sturm enterte. Was bleibt, während man Hahns Auftritt beim SHMF folgt, ist die schlichte Feststellung, dass hier eine Violinistin, eine Musikerin zu erleben ist, deren Präsenz, Souveränität und technische Brillanz nur noch von ihrer immensen Musikalität übertroffen wird. So fließend, so fein und zugleich so direkt und präzise, niemals romantisch – das ist Bachsche Violinmusik in Perfektion. „Lübeck, Musik- und Kongresshalle, 23. August 2019 Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF)“ weiterlesen

Faust'scher Abend mit Brandauer in Lübeck

Musik- und Kongresshalle Lübeck, 19. August 2018
Robert Schumann, „Faust-Szenen“
Symphonischer Chor Hamburg

Flensburger Bach-Chor
Sønderjyllands Symfoniorkester
Matthias Janz, Dirigent
Klaus Maria Brandauer, Erzähler

von Katrin Bohlmann (NDR-Kultur)

Beim Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) hat es am Sonntagabend ein echtes Schmankerl gegeben: Klaus Maria Brandauer hat in der Lübecker Musik- und Kongresshalle (MuK) Schumanns „Faust-Szenen“ gelesen, zusammen mit dem Flensburger Dirigenten Matthias Janz, seinen beiden Chören, einem Orchester und zwölf Solisten, die den musikalischen Part übernommen haben. Ein besonderer Abend, zumal Robert Schumann – der diesjährige Schwerpunktkomponist beim SHMF – bisher noch nie so zu hören war: in Wort und Musik.

Der Österreicher Klaus Maria Brandauer liest in Lübeck zu "Faust-Szenen" von Robert Schumann © Axel Nickolaus Fotograf: Axel Nickolaus
Der 75-jährige Österreicher Klaus Maria Brandauer liest Schumanns „Faust-Szenen“ in Lübeck. © Axel Nickolaus

Es war ein großes Aufgebot, das hat es in dieser SHMF-Spielzeit noch nicht gegeben. Mehr als 280 Künstler waren auf der Bühne: die Mitglieder des Flensburger Bach-Chors und des Symphonischen Chors Hamburg. Zwölf Solisten, das dänische Symphonieorchester Südjütlands – alle unter der Leitung des Flensburger Dirigenten Matthias Janz. Eine große Herausforderung, erzählt Janz, bekennender Brandauer-Fan: „Ich habe ihm anhand der Partitur gesagt: Da könntest du lesen und da. Dann hat Brandauer sich hingesetzt und überlegt, was könnte an den Stellen gelesen werden. Anschließend haben wir uns ein ganzes Wochenende in Lübeck mit Frank Siebert, dem Chefdramaturg, zusammengesetzt und versucht, alles zusammenzubringen. Ich habe Klavier gespielt, Brandauer hat gelesen – wie live -, und so hatten wir eine lange Vorlaufzeit. Sonst würde das nicht funktionieren.“

Weiterlesen: Brandauer liest Schumann / von Katrin Bohlmann – NDR kultur

Fulminanter Auftakt zum Schleswig-Holstein Musik Festival in Lübeck

Foto: Uwe Arens (c)
Musik- und Kongresshalle, Lübeck
, 30. Juni 2018
Eröffnungsvorkonzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals
Sol Gabetta, Violoncello
NDR Elbphilharmonie Orchester
Christoph Eschenbach, Dirigent

von Leonie Bünsch

Das Schleswig-Holstein Musik Festival geht los! Knapp zwei Monate finden in zahlreichen Spielstätten Schleswig-Holsteins vielfältige Konzerte erster Klasse statt. An diesem Samstag gab das Eröffnungsvorkonzert in Lübeck den Startschuss mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung seines einstigen Chefdirigenten Christoph Eschenbach. „Eröffnungsvorkonzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals, Sol Gabetta, NDR Elbphilharmonie Orchester, Christoph Eschenbach,
Musik- und Kongresshalle, Lübeck“
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