Der Freischütz in Zürich – eine Oper mit Kultstatus

Fotos © Hans Jörg Michel

Opernhaus Zürich, 28. Juni 2023

Der Freischütz
Romantische Oper in drei Aufzügen von Carl Maria von Weber (1786-1826)
Libretto von Johann Friedrich Kind

Regie: Herbert Fritsch

Dirigat: Axel Kober
Orchester: Philharmonia Zürich

 von Dr. Klaus Billand

Die schon einige Jahre auf dem Spielplan der Oper Zürich stehende Produktion des „Freischütz“ von Carl Maria von Weber in der Regie von Herbert Fritsch konnte auch bei dieser Wiederaufnahme das Publikum begeistern. Die bunten Bühnenbilder von Silvie Döring und die noch bunteren und teils verrückten Kostüme von Victoria Behr haben in der Tat eine anziehende und unkonventionelle Wirkung. Sie lassen aber jegliche Annährung an den Mythos und das Dunkel-Gruselige im „Freischütz“ vermissen. Im Prinzip wird das Stück wie eine Posse inszeniert, wobei den Sängern auch allzu oft und lange Vokalverrenkungen zugemutet werden. Also nicht unbedingt etwas für Puristen! „Carl Maria von Weber, Der Freischütz
Opernhaus Zürich, 28. Juni 2023“
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Siegfried in Zürich: Camilla Nylund krönt die Limmatstadt zum Wagner-Mecca

Siegfried, Opernhaus Zürich © Monika Rittershaus

Nach gut drei Stunden Wagner-Feuerwerk scheint der Sieger des Abends in Stein gemeißelt. Klaus Florian Vogt lang erwartetes Siegfried-Debüt wird zum glorreichen Triumphzug des Dithmarscher Althornisten. Den Abend kann ihm wohl niemand mehr strittig machen… oder?

Siegfried, WWV 86C
Musik und Libretto   Richard Wagner

Opernhaus Zürich, 5. März 2023

von Johannes Karl Fischer

Doch dann erhebt auf einem waldigen Fels sich Camilla Nylunds göttliche Leuchtkraftstimme. Und alles ist anders. Wie eine allmächtige Walhall-Göttin zieht diese Brünnhilde den ganzen Saal in ihren stimmlichen Bann. Das bislang etwas schleppende Orchester spielt plötzlich wie entfesselt, selbst ein sensationeller Siegfried kann nur noch wie ein Zwerg am Fuß des Felses zuschauen. Brünnhilde erteilt Siegfried die Lehrstunde der Liebe. Camilla Nylund erteilt der Opernwelt die Lehrstunde des Wagner-Klangs. „Siegfried, WWV 86C, Musik und Libretto Richard Wagner
Oper Zürich, 5. März 2023“
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10 Fragen an die Mezzosopranistin Nadezhda Karyazina: "Ich versuche meinen Rhythmus nicht zu verlieren, um mich frisch und stimmlich in guter Form zu halten"

Nadezhda Karyazina ist seit 2015 Ensemblemitglied der Staatsoper Hamburg und war hier in Partien wie Carmen und Mercédès (Carmen), Maddalena (Rigoletto), Emilia (Otello), Suzuki (Madama Butterfly), Kontschakowna (Fürst Igor), Pauline (Pique Dame), Rosina (Il Barbiere di Siviglia), Hänsel (Hänsel und Gretel), Olga (Eugen Onegin), Mrs. Quickly (Falstaff), Fenena (Nabucco), Floßhilde (Das Rheingold und Götterdämmerung) und Zweite und Dritte Dame (Die Zauberflöte) zu sehen. Ab kommender Spielzeit gehört sie zum Ensemble des Opernhauses Zürich.

Sie wurde 1986 in Moskau geboren und absolvierte von 2003 bis 2008 ihr Studium an der Russischen Akademie für Theaterkunst in Moskau. Nadezhda Karyazina hat diverse Preise gewonnen, so bei Plácido Domingos Operalia-Wettbewerb 2012, bei NEUE STIMMEN 2012, sowie beim Internationalen Gesangswettbewerb der Savonlinna-Opernfestspiele in Finnland. 2017 gehörte sie zu den 10 Finalistinnen des bedeutendsten Gesangswettbewerbs der Welt: dem BBC Cardiff Singer of the World. Nadezhda Karyazina lebt mit ihrem Mann Simon Schnorr, Bariton (Gran Teatro La Fenice di Veneziau.a.), und dem gemeinsamen Sohn in Hamburg.

Interview: Andreas Schmidt
Foto: © Kartal Karagedik

Klassik-begeistert.de: Liebe Nadja, wie geht es Dir und Deiner Familie?

Nadezhda Karyazina:Uns geht es gut, danke! Ich bin jetzt in München und warte auf die Entscheidung der bayerischen Staatsregierung, ob und in welcher Form wir an der Staatsoper  München proben können oder nicht. In den nächsten Tagen fällt die Entscheidung. Ich hoffe sehr, dass unser interessantes Projekt mit Marina Abramovich „7 deaths of Maria Callas“ stattfinden wird. Die Premiere sollte in München sein, anschließend würden wir mit dieser Produktion nach Athen, Florenz, Paris und Berlin touren.

Was hast Du vor einem Jahr getan, und wie sieht Dein Alltag heute aus?

Ich würde sagen, dass mein Leben heute strukturierter geworden ist: Ich wache auf, lerne mehrere Stunden lang neue Rollen, gehe mit meinem Sohn im Park joggen, dann spielen oder lernen wir etwas, anschließend arbeite ich wieder usw.  Ich versuche meinen Rhythmus nicht zu verlieren, um mich frisch und stimmlich in guter Form zu halten! „10 Fragen an die Mezzosopranistin Nadezhda Karyazina
Staatsoper Hamburg, Opernhaus Zürich“
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Streams – die stillen Stars in der Krise

Top-Häuser wie die Metropolitan Opera (Met) in New York, das Royal Opera House (ROH) in London, die Opéra National de Paris, die Wiener Staatsoper, das Teatro alla Scala in Milano, die Bayerische Staatsoper und die Staatsoper Unter den Linden in Berlin machen es vor: Kostenlose Streams sind die stillen Stars in der Krise…  Zuhause rein in den Sessel und aus der fernen Welt feinste Klänge vernehmen…

Foto: © Wilfried Hösl, Bayerische Staatsoper

… klassik-begeistert.de-Autorin Barbara Hauter hat einen wunderbaren Beitrag aus München geschrieben – ich empfehle ihn Ihnen und Euch sehr. „Streams – die stillen Stars in der Krise,
The Metropolitan Opera, Theater an der Wien“
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Zürich: Beifallsstürme für Cecilia Bartoli als phänomenale Iphigénie 

Opernhaus Zürich, 6. Februar 2020
Christoph Willibald Gluck, Iphigénie en Tauride
Foto: Monika Rittershaus (c)

von Charles E. Ritterband

Wachen und Träumen fließen in den antiken Mythen ineinander über – und so sprengt auch die großartige Inszenierung des ungarischen Regisseurs Andreas Homoki von Glucks „Iphigénie en Tauride“ die in unserer Kultur scharf gezogenen Grenzlinien zwischen äußerer und innerer Realität. Sein radikales Regiekonzept verzichtet beim Schauplatz der Handlung und konsequenterweise auch beim radikal abstrakten Bühnenbild auf jegliche Anspielung an barocke Elemente – also die Epoche, in der die Uraufführung von Glucks ebenso radikal konzipierte Oper am 18. Mai 1779 stattgefunden hatte. Einzige, wenngleich stilisierte, verfremdete Anspielung ans Barock: Kostüme und silber-weiße Perücken der Familie Iphigénies: der griechische Heerführer Agamemnon, seine Gattin Klytämnestra und die Kinder Orest und Iphigénie. „Christoph Willibald Gluck, Iphigénie en Tauride,
Opernhaus Zürich, 6. Februar 2020“
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Zwei allemal hörenswerte Abende in Berlin und Zürich – die optischen Zutaten hätte man sich schenken sollen

Foto © Herwig Prammer
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 31. Oktober 2019

Alessandro Scarlatti, Il Primo Omicidio
Musikalische Leitung: René Jacobs
Regie, Bühne, Licht,Kostüme: Romeo Castellucci
B’rock Orchestra

Opernhaus Zürich, 3. November 2019
Georg Friedrich Händel, Belshazzar
Musikalische Leitung: Laurence Cummings
Regie: Sebastian Baumgarten
Bühnenbild: Barbara Steiner
Kostüme: Christina Schmitt

von Kirsten Liese

Ohne szenischen Mehrwert

Die Idee, Oratorien szenisch aufzuführen ist nicht ganz neu. Schon ein John Neumeier illustrierte Bachs Passionen mit Ballett-Choreografien, der Regisseur Peter Sellars präsentierte sie zusammen mit Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern in halb-szenischen rituellen Inszenierungen. Ich hatte mich weiland daran nicht gestört, aber meines Erachtens brauchte es das ganze Drum und Dran nicht, da die geniale Musik keiner zusätzlichen Reize für das Auge bedarf. „Alessandro Scarlatti, Il Primo Omicidio, Georg Friedrich Händel, Belshazzar
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 31. Oktober 2019, Opernhaus Zürich, 3. November 2019“
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Verdis Schicksalsoper als groteske Farce an der Oper Zürich

Foto © Monika Rittershaus
Giuseppe Verdi, La Forza del Destino, Opernhaus Zürich, 30. Juni 2019

Musikalische Leitung   Fabio Luisi
Inszenierung  Andreas Homoki
Bühnenbild  Hartmut Meyer
Kostüme  Mechthild Seipel
Donna Leonora  Anja Harteros
Don Carlo di Vargas  George Petean
Don Alvaro   Yonghoon Lee
Il Marchese di Calatrava/Padre Guardiano  Wenwei Zhang
Preziosilla   Elena Maximova
Fra Melitone  Renato Girolami
Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
Choreinstudierung  Janko Kastelic

Von Charles E. Ritterband

Wer das Glück hatte, noch am Vorabend in demselben Hause den phänomenalen „Nabucco“ zu erleben, war denn knapp 24 Stunden später ziemlich befremdet über diese Verdi-Inszenierung: unmotiviert grotesk, mit merkwürdig kostümierten Gestalten und absurder Haartracht, die vor einem ziemlich grässlichen Bühnenbild (Hartmut Meyer) – bestehend aus einer meist die Bühne dominierenden graugrün-weiß-Monstrosität agieren.

© Monika Rittershaus

Was soll`s, fragt man sich – und erhält auch im üblicherweise aufschlussreichen Programmheft keine wirklich schlüssigen Hinweise. Auch die Regie wirkt in diesem doch an Handlung und Psychologie reichen Stück eher ratlos. Willkürlich und bis zum Überdruss repetitiv huschen die skurrilen Gestalten über die Brücke, spielen Verstecken hinter dem gigantischen graugrün-weißen Betoneck. „Giuseppe Verdi, La Forza del Destino, Opernhaus Zürich, 30. Juni 2019“ weiterlesen

Weltklasse-„Nabucco“ im Opernhaus Zürich

Foto: © Dominic Büttner
Opernhaus Zürich
, 29. Juni 2019
Giuseppe Verdi, Nabucco

von Charles E. Ritterband  

Wer je Zweifel daran gehegt haben sollte, dass das Opernhaus Zürich zu den  absoluten Spitzenhäusern weltweit gehöre – dieser Abend dürfte diese Tatsache unwiderruflich belegt haben. Eine derartig makellose Perfektion ist selbst in den renommiertesten Opernhäusern alles andere als alltäglich: In den Stimmen der Protagonistinnen und Protagonisten, der Verve des Orchesters und ihres Dirigenten, dem Bühnenbild, der Inszenierung und den Kostümen, ja schliesslich in den schauspielerischen Details. An diesem Abend in der tropisch heißen Limmatstadt stimmte einfach alles – und ließ keine Wünsche übrig. Das sonst doch bisweilen eher spröde Zürcher Publikum honorierte diese von der ersten bis zur letzten Note packende, dynamische Aufführung und vor allem die fantastischen Sänger mit enthusiastischem Beifall. „Giuseppe Verdi, Nabucco, Opernhaus Zürich, 29. Juni 2019“ weiterlesen

„Lucia“ mit Nina Minasyan und Nello Santi:
eine Sternstunde in Zürich

Foto: Toni Suter  ©
Opernhaus Zürich, 
14. März 2019
Gaetano Donizetti, Lucia di Lammermoor

von Charles Ritterband

Die zehnminütige Standing Ovation nach dieser großartigen „Lucia“ im Opernhaus Zürich galt nicht dem unbestrittenen Star des Abends, der phänomenalen armenischen Sopranistin Nina Minasya in der Titelrolle, sondern dem schon zu Lebzeiten legendären Publikumsliebling Nello Santi: Mit nunmehr fast 90 steht der unermüdliche Italiener immer noch am Dirigentenpult und holt aus dem Zürcher Orchester die ganze temperamentvolle und sentimentgeladene „Italianità“, die Donizetti den Musikern abverlangt.

Einmal mehr unterstützte die hervorragende Akustik dieses edlen, vom Architektenteam Fellner und Helmer 1891 entworfenen Baus die ebenso gefühlvoll wie präzise musizierende Philharmonia Zürich. Der Maestro, den ich selbst noch als junger Student in der Arena di Verona mit diversen Verdi-Opern erlebte – gefeiert schon damals – hatte vor sechzig Jahren am Opernhaus Zürich seine erste „Lucia“ dirigiert. Zum Schlussapplaus auf der Bühne musste der große Meister des Verismo und Belcanto von den Sängern gestützt werden, doch unten am Pult war Santi von Alter und Gebrechlichkeit nicht das Geringste anzumerken – dort entfaltete er jugendliche Begeisterung, die er auf Orchester und Sänger übertrug. Lucia ist offenbar eine von Santis Lieblingsopern – das Sextett am Ende des 2. Aktes ist für Santi „das schönste Ensemble des ganzen italienischen Opernrepertoires“. Selbst die oft gehörte Behauptung, dass das Libretto von Salvatore Cammarano dramaturgisch schwach sei, bestreitet Santi. Gerade die drei letzten Szenen seien von der Handlung her zwingend und musikalisch bewegend. „Gaetano Donizetti, Lucia di Lammermoor,
Opernhaus Zürich, 14. März 2019“
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