So vollständig hat selbst Berlioz seine „Trojaner“ nie gehört

Hoppenrade 1970er-Jahre (Foto: Estate of Sibylle Bergemann / OSTKREUZ / Courtesy Loock Galerie)

Hector Berlioz
Les Troyens (halbszenische Aufführung)

Alice Coote  Cassandre
Michael Spyres  Enée
Paula Murrihy  Didon
Beth Taylor  Anna
Laurence Kilsby Iopas/Hylas

Orchestre Révolutionaire et Romantique
Monteverdi Choir
Dinis Sousa  Dirigent

Philharmonie Berlin, 1. September 2023

von Peter Sommeregger

Einige Aufregung ging dieser hochkarätigen Aufführung von Berlioz’ opus magnum voraus, die man hier nicht noch einmal thematisieren muss. Der Dirigent Dinis Sousa, der bei der Einstudierung eng mit John Eliot Gardiner zusammengearbeitet hatte, übernahm das Dirigat und brachte das Werk, wahrlich ein musikalisches Schlachtschiff, souverän und sicher in den Hafen. Zurecht wurde er dafür bejubelt, ob er aus Eigenem ähnliche Leistungen erbringen kann, wird die Zukunft zeigen. Am Rande sei noch erwähnt, dass jener Sänger, der den Eklat mit Gardiner auslöste, seinen Auftritt absagte. „Hector Berlioz, Les Troyens (halbszenische Aufführung)
Philharmonie Berlin, 1. September 2023“
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Reife Leistung: Simon Rattle mit Mahlers Neunter

LSO Philharmonie-Berlin © Fabian Schellhorn

Gustav Mahler: Sinfonie Nr.9

London Symphony Orchestra
Leitung: Sir Simon Rattle


Berliner Philharmonie, 28. August 2023

Das London Symphony beim Berliner Musikfest

von Kirsten Liese

Ich gebe zu, ich wurde in diesem Jahr schon verwöhnt mit Mahler. Mehrfach durfte ich seine dritte Sinfonie in grandiosen Einstudierungen unter Christian Thielemann und Teodor Currentzis erleben.

Die Neunte ist mindestens ein ebensolcher Koloss, vielleicht sogar ein noch größerer. Allein der erste gewaltige Satz  ist ja schon eine Sinfonie für sich, was meiner Meinung nach trotzdem keine unruhige Pause von mehreren Minuten bis zum zweiten nach sich ziehen sollte wie nun beim Berliner Musikfest, wo Simon Rattle zur Trinkflasche griff und die Musiker des London Symphony eifrig nachstimmten. Aber das nur am Rande. „London Symphony Orchestra, Sir Simon Rattle, Mahlers 9.
Berliner Philharmonie, 28. August 2023“
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Das Eröffnungskonzert des Berliner Musikfests gerät brillant

Royal Concertgebouw Orchestra, Philharmonie-Berlin © Fabian Schellhorn

Iván Fischer und das Concertgebouworkest mit Widmann und Mahler in der Philharmonie. Man kann von diesem Sound einfach nicht genug bekommen.

 

Berliner Philharmonie, 26. August 2023

Jörg Widmann (*1973) – Das heiße Herz (2013/2018). Liederzyklus für Bariton und Orchester (Auswahl)

Gustav Mahler (1860-1911) – Sinfonie Nr. 7 in e-Moll

Michael Nagy, Bariton

Concertgebouworkest
Iván Fischer, Dirigent

von Brian Cooper, Bonn

Es gibt diese Mahler-Momente, die vergisst man nicht. Sie bleiben lange, vielleicht für immer, im Gedächtnis und im Herzen.

In meinem an Mahler-Sinfonien reichen Zuhörerleben sorgte die Kombination des Amsterdamer Concertgebouworkest mit seinem verstorbenen Chefdirigenten Mariss Jansons für solche Momente: die erste und sechste Sinfonie in Köln und beim Musikfest Berlin, Mitte der 2000er war das (so kam ich überhaupt zu Mahler und zum Musikfest), sowie die zweite (Dezember 2009) und dritte (März 2010) in Amsterdam. „Eröffnungskonzert Berliner Musikfest, Mahler und Widmann
Berliner Philharmonie, 26. August 2023“
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Das Concertgebouw-Orchester erweist erneut seine Kompetenz bei Gustav Mahler

Michael Nagy © 2020 KünstlerSekretariat am Gasteig

Ein würdiger Auftakt für die kommenden Tage, an denen die Elite der Orchester zu Gast in der Berliner Philharmonie sein werden.

Musikfest Berlin Eröffnungskonzert

Jörg Widmann
Das heiße Herz, Liederzyklus

Gustav Mahler
Symphonie Nr.7

Michael Nagy Bariton
Iván Fischer Dirigent

Royal Concertgebouw-Orchestra

Berliner Philharmonie , 26. August 2023

von Peter Sommeregger

Das Amsterdamer Orchester, das zu den Spitzenensembles der Welt zählt, ist in Berlin gern gesehener Gast, die Teilnahme am jährlichen Musikfest ist eigentlich obligatorisch.

Hatte im letzten Jahr der designierte neue Chef, Klaus Mäkelä, am Pult gestanden, so leitete in diesem Jahr Iván Fischer das Konzert, er gehört zu den bevorzugten Gastdirigenten des Orchesters. Das Programm, auch das schon eine Tradition, bestand aus einem zeitgenössischen Werk, fünf Liedern aus dem Zyklus „Das heiße Herz“ von Jörg Widmann, und einer Symphonie Gustav Mahlers. „Musikfest Berlin Eröffnungskonzert, Michael Nagy Bariton, Iván Fischer Dirigent
Berliner Philharmonie , 26. August 2023“
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Auf ein Neues, Kirill Petrenko!

BPhil, Kirill Petrenko © Monika Rittershaus

Max Reger
Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart

Richard Strauss
Ein Heldenleben

Kirill Petrenko  Dirigent

Philharmonie Berlin, 25. August 2023

von Peter Sommeregger

Letzte Augusttage, der Termin hat Tradition für das Saison-Eröffnungskonzert der Berliner Philharmoniker. Bereits am nächsten Tag sind sie mit dem gleichen Programm bei den Salzburger Festspielen zu Gast, auch das eine lieb gewordene Tradition.

Im Saal ist die Freude des Publikums über das Ende der konzertlosen Wochen mit Händen zu greifen, als die Musiker das Podium betreten, ist der Begrüßungsapplaus noch stürmischer und herzlicher, als gewohnt. Auch Kirill Petrenko, der inzwischen fest ins Herz geschlossene Chefdirigent, wird mit starkem Beifall begrüßt. „Saison-Eröffnungskonzert: Max Reger, Richard Strauss, Kirill Petrenko, Dirigent
Philharmonie Berlin, 25. August 2023“
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Die georgische Pianistin Sepashvili kombiniert Musik eines Landsmannes mit den Préludes von Chopin

CD-Tipp:

Ketevan Sepashvili
Moments

Ars 38 638

von Peter Sommeregger 

Die georgische Pianistin Ketevan Sepashvili kann bereits auf eine erfolgreiche Karriere nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch auf Internationalen Festivals zurückblicken. Großen Erfolg hatte sie bei ihrem Debüt-Konzert im Wiener Musikverein, das zu CD-Einspielungen beim österreichischen Label Gramola führte. „CD-Rezension: Ketevan Sepashvili, Moments
klassik-begeistert.de, 25. August 2023“
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Gewagt und gelungen: Gegen diese Kundry muss selbst Andreas Schager kämpfen

Parsifal 2023 © Enrico Nawrath, Bayreuther Festspiele

Elīna Garanča krönt sich zur Göttermutter des Gesangs, eine furchtlose Regie und siegessichere Stimmen zaubern einen traumhaften Parsifal auf den heiligen Hügel zusammen. Gewagt, aber gelungen! Einzig Pablo Heras-Casados sehr zugiges Dirigat rattert über die feinen Details des Karfreitagszaubers hinweg.  


Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 12. August 2023

Parsifal
Musik und Libretto von Richard Wagner

von Peter Walter

Elīna Garanča krönt sich zur Königin der Kundrys, nein, sie ist die Göttermutter des Gesangs! Ihre runde, voluminöse Stimme dringt tief in alle Seelen ein und verzaubert das Publikum wie die Bühne. „Parsifal! Weile!“ wird zum wahren Show-Stopper, da stockt die Zeit wie stillgestanden. Ihr warmer Mezzo umschwärmt die Ohren aus den Tiefen wie ein Ozean voller Wagnerzauber. Auch in himmlischen Höhen brilliert ihre Stimme mit intensiver Dramatik, den Stimmumfang von zweieinhalb Oktaven hat sie eben so fest im Griff wie ihren Parsifal. „Richard Wagner, Parsifal
Bayreuther Festspiele, 12. August 2023“
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Zubin Mehta gab bei den Berliner Philharmonikern den dezenten Impulsgeber

Zubin Mehta © Wilfried Hoesl

Philharmonie Berlin, 15. Juni 2023

Robert Schumann: Ouvertüre zu der Oper Genoveva, op.81

Béla Bartók: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2

Peter Tschaikowski: Symphonie Nr. 4 op.36

Yefim Bronfman, Klavier
Zubin Mehta, Dirigent

Berliner Philharmoniker


von Kirsten Liese

Wenn Dirigenten in ein hohes Alter kommen, werden die Zeichen oft minimalistischer. Auf den genialen Sergiu Celibidache traf das genauso zu wie auf Daniel Barenboim.  Und auch bei dessen Freund Zubin Mehta, der bei seinem jüngsten Konzert mit den Berliner Philharmonikern unter tosendem Beifall mit so vorsichtigen, langsamen Schritten das Podium erklomm wie einst Celibidache in seinen letzten Lebensjahren, werden die Bewegungen selbst bei einem so martialischen Stück wie Bartóks zweitem Klavierkonzert von Mal zu Mal reduzierter. „Yefim Bronfman, Klavier, Zubin Mehta, Dirigent, Berliner Philharmoniker
Philharmonie Berlin, 15. Juni 2023“
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Currentzis brilliert mit seiner fulminanten Dritten von Mahler in Berlin

Teodor Currentzis © Liliya Olkhovaya

Gustav Mahler
Symphonie Nr. 3 d-Moll

Wiebke Lehmkuhl, Alt

Staats- und Domchor
Vocalconsort Berlin
Utopia Orchester

Leitung: Teodor Currentzis

Philharmonie Berlin, 13. Juni 2023

von Kirsten Liese

 Es ist ein seltenes großes Glück, wenn sich die Gelegenheit bietet, ein so wunderbares, geniales Werk in kurzer Zeit zwei Mal hintereinander in grandiosen Interpretationen zu hören: das erste Mal unter Thielemann, das zweite Mal unter Currentzis. Streng genommen habe ich Mahlers Dritte sogar innerhalb von drei Wochen drei Mal gehört, zähle ich noch die Aufzeichnung der legendären Einstudierung mit dem Lucerne Festival Orchestra unter Claudio Abbado dazu, die ich mir zur Erinnerung an das legendäre Konzert angeschaut habe, das ich weiland in den frühen 2000er Jahren live in Luzern erleben durfte.

Und was soll ich sagen: Die klanglichen Ergebnisse und Tempi dieser drei so unterschiedlichen Persönlichkeiten Thielemann, Abbado, Currentzis liegen sehr dicht beieinander! Dabei hat jeder für sich eine gänzlich andere Art des Dirigierens. „Gustav Mahler: Dritte Sinfonie, Wiebke Lehmkuhl, Alt
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Liederabend Marlis Petersen: Die Elfenkönigin hält Hof

Marlis Petersen (Foto: Yiorgos Mavroloulos)

Kammermusiksaal, Philharmonie Berlin, 11. Juni 2023

Marlis Petersen, Sopran

Stephan Matthias Lademann, Klavier


von Peter Sommeregger

Die Sopranistin Marlis Petersen versteht es, ihren Liederabenden eine besondere Note zu verleihen. Anders als üblich stellt sie ihre Programme nicht bezogen auf bestimmte Komponisten zusammen, sondern setzt bewusst Themen , zu denen sie dann passende Lieder aussucht. Es spricht für ihr Stilgefühl, dass die Zusammenstellung trotz der Vielzahl der Komponisten ungemein stimmig ausfällt. „Marlis Petersen, Sopran, Stephan Matthias Lademann, Klavier
Kammermusiksaal, Philharmonie Berlin, 11. Juni 2023“
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