„Die Menschenvernichtung ist auch eine Wissenschaft“ – Mieczysław Weinbergs „Die Passagierin“ erschüttert am Theater Lübeck

Die Passagierin © Jochen Quast

Die Passagierin
Oper in zwei Akten von Mieczysław Weinberg
Libretto von Alexander Medwedjew nach Zofia Posmysz

Takahiro Nagasaki, Dirigent

Bernd Reiner Krieger, Inszenierung

Chor und Extrachor des Theaters Lübeck
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

Adrienn Miksch, Sopran,
Marlene Lichtenberg, Mezzosopran
Konstantinos Klironomos, Tenor
Jacob Scharfman, Bariton

Theater Lübeck, Großes Haus, 12. Oktober 2024 PREMIERE

von Dr. Andreas Ströbl

„Ich meine, wir sollten jetzt mit der Naziriecherei Schluß machen… Denn verlassen Sie sich darauf: wenn wir damit anfangen, weiß man nicht, wo es aufhört.“ Mit diesen Worten setzte sich Bundeskanzler Konrad Adenauer in einer Sitzung des Bundestages am 22. Oktober 1952, also 11 Jahre vor Beginn der Auschwitzprozesse, offiziell für ein Ende der Entnazifizierung ein. Klar, wenn der allergrößte Teil der Bevölkerung (es wird hier bewusst das Wort „Volk“ vermieden) eines Landes entweder ein mörderisches Regime unterstützt, gutheißt oder zumindest klaglos duldet, dann hieße, die Schuldigen aus dem Staatsdienst zu entfernen, die Organisation eines ganzen Staates lahmzulegen. Das war der alliierten Militärverwaltung klar; die wenigsten Deutschen waren explizit keine Nazis bzw. Regimegegner. „Mieczysław Weinberg, Die Passagierin
Theater Lübeck, 12. Oktober 2024 PREMIERE“
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„Bei jedem Walzerschritt tanzt auch die Seele mit“: Das Theater Lübeck eröffnet die Saison mit Lehárs „Die lustige Witwe“

Ganz große Gefühle, originelle Einfälle und das sofortige Umschalten in der Grundstimmung – das sind einige der wesentlichen Zutaten, die dazugehören, um Lehárs beliebteste Operette zu einem echten Erfolg, eben Unterhaltung auf hohem Niveau zu machen. Diese Produktion hat das Zeug zu einem wirklichen Publikumsliebling und der lange Beifall am Ende ließ das bereits erahnen.

Franz Lehár, Die lustige Witwe
Theater Lübeck, Premiere am 7. September 2024

Fotos © Olaf Malzahn

Evmorfia Metaxaki, Sopran
Andrea Stadel, Sopran
Steffen Kubach, Bariton
Erwin Belakowitsch, Bariton
Noah Schaul, Tenor

Stefan Vladar, Dirigent
Bruno Klimek, Inszenierung
Chor und Extrachor des Theaters Lübeck
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

von Dr. Andreas Ströbl

Tempo – Türen – Turbulenzen! So ließe sich der Charakter der „Lustigen Witwe“ von Franz Lehár in der Inszenierung von Bruno Klimek, mit der das Theater Lübeck am 7. September 2024 die neue Saison champagnerkorkenknallend eröffnete, treffend umreißen.

Gleich beim ersten Takt, den GMD Stefan Vladar noch in den verhallenden Begrüßungsapplaus schmeißt, ist klar: Hier wird rasant durchgezogen, denn gutgemachter Slapstick und anspruchsvolle Operetten-Unterhaltung funktionieren nicht mit angezogener Handbremse. Dass es, wie Vladar auf der Premierenfeier anschließend sagen wird, „viel schwerer ist, zwei Minuten lang lustig zu sein, als vier Stunden ernst“, ist allen, die jemals auf der Bühne standen, wohlbekannt. Und so treiben es die Lübecker mit ihrer Neuproduktion auf die Spitze und servieren einen durchweg witzigen, energie- und temporeichen Lehár, der zudem wienerischer nicht sein könnte. „Franz Lehár, Die lustige Witwe
Theater Lübeck, Premiere am 7. September 2024“
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Eine “Bohème”, die tief ins Herz geht – Puccinis Liebesdrama am Theater Lübeck

© Theater Lübeck/Olaf Malzahn

PREMIERE

La Bohème
Oper in vier Bildern von Giacomo Puccini

Stefan Vladar, Dirigent
Angela Denoke, Inszenierung
Chor des Theater Lübeck
Kinder- und Jugendchor Vocalino

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

Besetzung:

Evmorfia Metaxaki, Sopran
Iurie Ciobanu, Tenor
Natalia Willot, Sopran
Gerard Quinn, Bariton
Jacob Scharfman, Bariton
Changjun Lee, Bass
Steffen Kubach, Bariton

Theater Lübeck, 26. April 2024 PREMIERE


von Dr. Andreas Ströbl

Vorbei sind die fetten Jahre und der erste Lack ist auch schon ab – die Künstler-WG haust nicht auf dem Dachboden eines baufälligen Hauses im Pariser Quartier Latin – den vier Bohémiens ist es offenbar schon mal richtig gutgegangen. Das verrät der riesige historistische Kamin und die Garderobe der vier Kumpane, die offensichtlich genug Erfolg hatten, um sich irgendwann im 19. Jahrhundert eine repräsentative Wohnung leisten zu können – das ist „fin de siècle“ im tiefsten Wortsinne. „Giacomo Puccini, La Bohème, Oper in vier Bildern
Theater Lübeck, 26. April 2024 PREMIERE“
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„Es geht um Liebe. Es geht ums Leben. Und auch um den Tod.“ – Die Lübecker Oper präsentiert die neue Saison 2024/25

Theater Lübeck Spielzeitvorstellung 2024/25, Stefan Vladar, Caspar Sawade und Malte Lachmann © Lutz Roessler

von Dr. Regina Ströbl

Unter diesem verheißungsvollen Motto, wie es Opern- und Generalmusikdirektor Stefan Vladar im Vorwort des neuen Spielzeitheftes formulierte, präsentierte die Leitung des Theaters Lübeck am Vormittag des 26. April die Pläne für die kommende Saison. Und die hat es wirklich in sich, sowohl auf der Opernbühne als auch im Konzertsaal. „Theater Lübeck Spielzeitvorstellung 2024/25
Theater Lübeck, 27. April 2024“
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„Leben – das ist die schönste Musik“ – Ein Abend zu den letzten Dingen

Photos © Isabel Machado Rios

Letzte Lieder – Schauspiel mit Musik von Stefan Weiller.
Eine Produktion des Theaters Lübeck im Kolumbarium DIE EICHE

Theater Lübeck, Premiere, 12. April 2024

Charlotte Garraway, Inszenierung
Peter Imig, Musikalische Leitung und Musik

von Dr. Andreas Ströbl

Als Ausdruck einer persönlichen Krise schuf Karlheinz Stockhausen 1968 eine Sammlung von 15 Textkompositionen, die er „Aus den sieben Tagen“ nannte. Den Begriff der „Intuitiven Musik“ aus dem Jazz der 50er Jahre brachte Stockhausen nach Deutschland und macht ihn zum innovativen Kennzeichen des neuen Selbstverständnisses einer jungen Musikergeneration. Dem Eingangsstück, „Richtige Dauern“, liegt eine Anweisung Komponisten zugrunde: „Spiele einen Ton. Spiele ihn solange, bis du spürst, daß du aufhören sollst. […] Ob du aber spielst oder aufhörst: höre immer den anderen zu. Spiele am besten, wenn Menschen zuhören. Probe nicht.“ „Letzte Lieder – Schauspiel mit Musik von Stefan Weiller
Theater Lübeck PREMIERE“
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„Liebe tötet, aber keiner fährt dahin und hat die Liebe nicht gekannt!“ – Triumphaler Abschied von der Lübecker Elektra

Maida Hundeling © Simon Pauly

Richard Strauss,
„Elektra“

Theater Lübeck, 12. April 2024

Maida Hundeling, Sopran
Lena Kutzner, Sopran
Edna Prochnik, Mezzosopran

Stefan Vladar, Dirigent
Brigitte Fassbaender, Inszenierung

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

Chor des Theaters Lübeck


von Dr. Regina Ströbl

Ein letztes Mal öffnete sich der Vorhang für die von Presse und Publikum gefeierte „Elektra“ von Richard Strauss in der mitreißenden Regie von Brigitte Fassbaender. Etliche Besucher hatte man öfters in den Vorstellungen gesehen und so entspann sich in zufälligen Gesprächen ein regelrechter Wettbewerb, wer wieviele Aufführungen erleben konnte (5 von 7!!). „Richard Strauss, Elektra
Theater Lübeck, 12. April 2024“
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Wärmt der Riesenkamin das eiskalte Händchen? – Angela Denoke inszeniert Puccinis „La Bohème“ in Lübeck

La Bohème, Lübeck © Michelle de Rose

La Bohème
Oper in vier Bildern von Giacomo Puccini

Theater Lübeck, 10. April 2024

von Dr. Andreas Ströbl

Ein riesiger Kamin aus einem hochherrschaftlichen Pariser Gebäude des 19. Jahrhunderts dominiert die Szene. Offenbar ist es nicht die typische Intellektuellen-Dachbodenstube, in der Puccinis „La Bohème“ in der Inszenierung von Angela Denoke am Theater Lübeck spielen wird, wie in der Soirée und öffentlichen Probe am 10. April bereits zu erahnen war. „Giacomo Puccini, La Bohème
Theater Lübeck, 10. April 2024“
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„Großes Känguruh, wir flehen dich an“ – Die „Regimentstochter“ sehr frei nach Donizetti im Theater Lübeck

© Olaf Malzahn

Gaetano Donizetti „La fille du régiment“  

Elvire Beekhuizen, Sopran
Yoonki Baek, Tenor
Laila Salome Fischer, Mezzosopran
Steffen Kubach, Bariton
Laurence Kalaidjian, Bariton
Changjun Lee, Bass

Takahiro Nagasaki, Dirigent
Pier Francesco Maestrini, Inszenierung

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck
Chor des Theaters Lübeck

Theater Lübeck, 8. März 2024 Premiere

von Dr. Andreas Ströbl

„Punks not dead!“ – der Name des 1981 erschienenen Albums der britischen Punk-Band „Exploited“ hätte auch als Untertitel zu Pier Francesco Maestrinis Inszenierung von Donizettis „La fille du régiment“ (mit accent aigu, liebe Bühnenbildner!) am Theater Lübeck dienen können. „Gaetano Donizetti „La fille du régiment“
Theater Lübeck, Premiere am 8. März 2024“
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Oper trifft auf Punk-Ästhetik – Pier Francesco Maestrini inszeniert Donizettis „Regimentstochter“ in Lübeck

Abbildung: Hintergrund von freepik.com/Zeichnung von Marco Nateri

Im beliebten Format der Soirée und öffentlichen Probe stellte das Theater Lübeck am 21. Februar die neueste Produktion vor: Der italienische Regisseur Pier Francesco Maestrini, der vor sechs Jahren mit großem Erfolg Rossinis „Barbier von Sevilla“ als Comic-Oper am Haus in der Beckergrube inszenierte, macht aus Donizettis „La fille du régiment“ nun eine Punk-Braut nach Art der Comic-Figur „Tank Girl“ aus den späten 80er Jahren.

Theater Lübeck, Soirée, 21. Februar 2024

von Dr. Andreas Ströbl

Dramaturg Sören Sarbeck stellte gemeinsam mit dem Regisseur den Inhalt, die historischen Hintergründe und das Konzept der aktuellen Inszenierung vor. Erster Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor Takahiro Nagasaki informierte launig und kenntnisreich über die musikalische Gestaltung und Donizettis ganz eigene Art, Komödiantisches mit lyrischen, ja ernsten Aspekten zu verbinden, um den Humor noch stärker zur Wirkung zu bringen. Damit hat er die „opéra comique“ neu definiert. „Pier Francesco Maestrini inszeniert Donizettis „La fille du régiment“
Theater Lübeck, Soirée, 21. Februar 2024“
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Brigitte Fassbaender inszeniert eine der Handlung gradlinig und schnörkellos folgende Elektra

Edna Prochnik (Klytämnestra), Trine Møller (Elektra), Lena Kutzner (Chrysothemis), Rúni Brattaberg (Orest), Wolfgang Schwaninger (Aegisth) (Foto RW)

Brigitte Fassbaenders Inszenierung überzeugt. Sie erzählt die Geschichte so, wie sie der Text hergibt, d.h. mit den notwendigen Requisiten, etwa dem Beil, und verliert sich nicht in abwegigen Interpretationen. Die psychologische Führung der Sängerinnen ist hervorragend.

Elektra, Oper von Richard Strauss nach dem Text von Hugo von Hofmannsthal

Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck
Musikalische Leitung: Stefan Vladar

Inszenierung: Brigitte Fassbaender
Bühne und Kostüme: Bettina Munzer

Theater Lübeck, 2. Februar 2024

von Dr. Ralf Wegner

Gegen 16 Uhr entschieden wir uns, von Hamburg nach Lübeck zu der vom Kollegen Dr. Andreas Ströbl hochgelobten Elektra-Aufführung zu fahren. Pro Stunde fahren zwei Züge, die Fahrt dauert auch nur eine Dreiviertelstunde. Vom Bahnhof bis zum Stadttheater ist es aber noch ein strammer Fußweg von 20 Minuten. 10 Minuten vor Vorstellungsbeginn trafen wir ein und erwarben zwei Plätze im dritten Rang in der ersten Reihe. Von dort konnte man sehr gut sehen.

„Richard Strauss, Elektra
Theater Lübeck, 2. Februar 2024“
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