Ihr Kinderlein kommet und kreischet – Kinderzauberflöte in Wien

Die Zauberflöte © Wiener Staatsoper

Unruhe, lautes Knistern, an allen Ecken wird genuschelt. Was Operngeher an „normalen“ Spielbetriebstagen zur Weißglut treiben würde, an diesem Tag ist alles erlaubt. „Die Zauberflöte für Kinder“ – und alle, die es geblieben sind – ist ein einzigartiges Spektakel. Über die „Leistungen“ der Protagonisten möchte ich mal bewusst schweigen. Im Mittelpunkt steht was anderes: Ein Heranführen, ein Herantasten an die Welt der Oper. Der Magie, der Märchen, der unerschöpflichen Fantasie, damit der Nachwuchs vielleicht Feuer fängt.

Kinderoper
Die Zauberflöte von Emanuel Schikaneder (Libretto)
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

Wiener Staatsoper,
28. Februar 2025

von Jürgen Pathy

An der Wiener Staatsoper nimmt man das sehr ernst. „Schau, da ist der Yamen Saadi“, seines Zeichens Konzertmeister des Wiener Staatsopernorchesters. „Und da drüben – Erwin Falk, der Solopaukist“. Ja, die weltberühmten Wiener Philharmoniker sitzen am Pult. Dieses Mal nicht im Graben des Hauses, sondern mitten im Parkett, auf Augenhöhe mit allen anderen. Nur Dirigent Cornelius Meister steht minimal erhöht. Auf einer Art Wahlurne mit Schlitz. Stolpergefahr, denk ich mir, während ich durch das Haus schlendere. Alles ist offen. Abstecher zur Kantine, die Gänge, die Zugänge zu den Büros – niemand kontrolliert einen. Selbst die Tür des Direktors wäre zum Greifen nahe. „Kinderoper Die Zauberflöte, Musik Wolfgang Amadeus Mozart
Wiener Staatsoper, 28. Februar 2025“
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„Norma“ an der Wiener Staatsoper: Lombardi betört, Flórez und die Regie bleiben blass

© Wiener Staatsoper

„Die hören ja gar nicht mehr auf zu singen.“ Könnte man wirklich meinen. Es ist 20:20 Uhr – glaubt man der Smartwatch meiner Nachbarin, die das lautstark verkündet. Da hat Federica Lombardi gerade gefühlt 20 Minuten im Duett mit Vasilisa Berzhanskaya gesungen, Juan Diego Flórez stößt auch noch hinzu. Gleich vorweg: Lombardi ist als Hohepriesterin „Norma“ die positive Überraschung des Abends.

Vincenzo Bellini, Norma
Wiener Staatsoper,
22. Februar 2025 (Premiere)

von Jürgen Pathy

In keiner Rolle konnte Lombardi bislang derart überzeugen – nicht als Mozarts Donna Elvira, schon gar nicht als Fiordiligi. Ihre Stärken: Im hohen Register sanft und geschmeidig, die Spitzen sind rund. Keine einzige Minute dieses Abends scheint ihr die gewichtige Rolle über den Kopf zu wachsen. „Vincenzo Bellini, Norma
Wiener Staatsoper, 22. Februar 2025 (Premiere)“
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58 und kein bisschen leise – Piotr Beczała begeistert als Cavaradossi

Piotr Beczała und Sonya Yoncheva © Wiener Staatsoper

Wiederholt er das „E lucevan le stelle“ oder nicht? Es ist fast schon zum Spiel geworden, ob Piotr Beczała der Aufforderung nachkommt oder nicht. Es gibt keinen anderen Cavaradossi, von dem es das Wiener Publikum derart lautstark fordert. Natürlich gibt „der Piotr“ nach. „Der war gut wie immer“, hört man schon von der zweiten Aufführung der Serie. Bei der dritten lässt er das Publikum auch nicht lange zappeln – und gewinnt!

Giacomo Puccini
Tosca

Wiener Staatsoper, 15. Februar 2025

von Jürgen Pathy

Der Dirigent hat’s schon vorher gewusst. Handzeichen in Richtung Soloklarinettist, da tobt die Meute noch. Bei Puccinis „Tosca“ leitet die den ariösen Höhepunkt nämlich melancholisch ein. Beczałas Wiederholung dann – genauso makellos in den Höhen, wie schon bei den „Vittoria“-Rufen zuvor. Bravo auch schon beim „Recondita armonia“ im 1. Akt. „Giacomo Puccini, Tosca
Wiener Staatsoper, 15. Februar 2025“
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Die Wiener Staatsoper verzaubert mit ihrer neuen „Zauberflöte“

Zauberflöte 2025 Wien © Michael Pöhn / Wiener Staatsoper

1300-mal wurde an der Wiener Staatsoper die „Zauberflöte“ aufgeführt, nach Mozarts „Entführung“ das an zweiter Stelle auf dieser weltberühmten Bühne gespielte Werk. Daneben führte die Volksoper die „Zauberflöte“ unzählige Male auf und selbst die kleine Kammeroper wagte sich an Mozarts unsterbliches Werk. Da war es nur angebracht und dem treuen Wiener Opernpublikum höchst willkommen, dass die Staatsoper in der eigenwilligen Regie von Barbora Horáková frischen Wind in diese Königin aller Opern wehen ließ.

Wolfgang Amadeus Mozart
Die Zauberflöte
Text: Emmanuel Schikaneder

Regie/Inszenierung: Barbora Horáková
Bühne und Video: Falko Herold

Musikalische Leitung: Bertrand de Billy

Wiener Staatsoper, 30. Januar 2025

von Dr. Charles E. Ritterband

Denn schließlich war es ja auch in Wien, bei mir im 4. Wiener Gemeindebezirk, gleich um die Ecke, im längst nicht mehr existierenden Freihaustheater auf der Wieden, wo dieses unsterbliche Werk vor nahezu zweieinhalb Jahrhunderten das Scheinwerferlicht der Bühnenwelt erblickte.

Foto: privat

Das Publikum war gespalten in seiner Beurteilung der Inszenierung; einhellig jedoch der Jubel für die phänomenale Königin der Nacht, die hervorragende Pamina und den exzellenten Sarastro. „Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte
Wiener Staatsoper, 30. Januar 2025“
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Die ungetreue Zerbinetta hat einen fünften Liebhaber

Kate Lindsey, Sara Blanch © Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Geschickt spielt Sven-Eric Bechtolf in seiner Wiener Inszenierung der „Ariadne auf Naxos“ mit Illusion und Realität. Am Ende wird freilich klar: real ist nur die Musik, die heilige unter den Künsten, die von der Bühne und aus dem Orchestergraben strömt. Und die ist wirklich wunderbar.

Richard Strauss
Ariadne auf Naxos

Oper in einem Akt nebst einem Vorspiel

Musikalische Leitung: Cornelius Meister

Inszenierung: Sven-Eric Bechtolf
Bühne: Rolf Glittenberg
Kostüme: Marianne Glittenberg
Licht: Jürgen Hoffmann

Wiener Staatsoper, 28. Jänner 2025

von Dr. Rudi Frühwirth

Eine Bühne auf der Bühne, eine Oper in der Oper, das war für den Regisseur Sven-Eric Bechtolf die ideale Gelegenheit, uns mit einem raffinierten Spiel von Illusion und Wirklichkeit zu verwirren und zu amüsieren. „Richard Strauss, Ariadne auf Naxos
Wiener Staatsoper, 28. Jänner 2025“
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Elīna Garanča singt eine unvergleichliche Santuzza – Jonas Kaufmann begeistert auch als Tonio

Cavalleria rusticana © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Selbst in Wien waren die zwei berühmten Einakter in der phantastischen Regie von Jean-Pierre Ponnelle noch nie so luxuriös besetzt wie in dieser Aufführungsserie. Und irgendwie war beim Dirigenten, orchestral und beim Chor der Wurm drinnen. Auf der Bühne hörte man sängerisch Weltklasseniveau, während Chor/Orchester und Dirigent fast „Provinzniveau“ lieferten.

Pietro Mascagni: Cavalleria Rusticana

mit Elīna Garanča, Jonathan Tetelman, Adam Plachetka, Elena Zaremba, Anita Montserrat

Ruggero Leoncavallo: Pagliacci

Mit Maria Agresta, Jonas Kaufmann, Adam Plachetka u.a.

Chor und Orchester der Wiener Staatsoper
Dirigent: Nicola Luisotti

Wiener Staatsoper, 22. Jänner 2025

von Herbert Hiess

Genau vor vier Monaten konnte man im Teatro Real zu Madrid eine fulminante Opernaufführung mit dem ersten Gastdirigenten Nicola Luisotti erleben, die einen begeistert zurückließ (Francesco Cilea, Adriana Lecouvreur Teatro Real, Madrid, 23. September 2024 – Klassik begeistert).

Bei der Aufführung am 22. Jänner 2025 an der Wiener Staatsoper  war man leider vom Dirigenten und Chor/Orchester mehr als enttäuscht. „Cavalleria rusticana/Pagliacci
Wiener Staatsoper, 22. Jänner 2025“
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„Pagliacci“ in Wien: Zum Clown hat sich Jonas Kaufmann nicht gemacht – Elīna Garanča Weltklasse!

Jonas Kaufmann und Maria Agresta in „Pagliacci“ © Michael Pöhn/Staatsoper

Schrei Bajazzo, schrei dir den Schmerz aus der Seele! Bei Jonas Kaufmann liegt der eher tiefer vergraben. Man of the night an der Wiener Staatsoper: Luciano Ganci, der für Jonathan Tetelman in „Cavalleria rusticana“ / „Pagliacci“ einspringt. An Elīna Garanča zieht aber keiner vorbei. Die spielt als Santuzza in einer eigenen Liga. Verismo pur, unverblümte Realität, die selbst Jean-Pierre Ponnelles karge Feldstein-Inszenierung wachrüttelt.

Cavalleria rusticana, Pietro Mascagni
Pagliacci, Ruggero Leoncavallo

Wiener Staatsoper,
12. Januar 2025

von Jürgen Pathy

Die Forderung nach einem „recht frisch kurierten Kammersänger“ ist unverständlich. Wen auch immer ein Kommentator hier im Blog gemeint hat: Der Turiddu war doch in besten Händen. Luciano Ganci, Italiener, ein lirico spinto mit messerscharfen Konturen und glasklarer Stimme.

„Cavalleria rusticana/Pagliacci
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Pathys Stehplatz 56: Jonas Kaufmann, Canio und die Frage: Wer füllt die Lücke?

Jonas Kaufmann © Gregor Hohenberg

Jonas Kaufmann. Da schau her, der Startenor im „Nest“! So nennt sich die neue Jugend- und Kinderoper, die als Zweigstelle der Wiener Staatsoper im Dezember 2024 offiziell eröffnet wurde. Nur einen Katzensprung vom Haupthaus entfernt, direkt vis-à-vis des Musikvereins, eine Schnittstelle zwischen Tradition und Gegenwart. Kameras hatten den Startenor dort freitags eingefangen. Ab Sonntag singt Kaufmann an der Wiener Staatsoper. Den Canio in Pagliacci, Ruggero Leoncavallos veristischer Oper aus dem Jahr 1892.

von Jürgen Pathy

Was dabei am meisten überrascht. Nein, nicht die Zweifel, ob Jonas Kaufmann der Partie noch gewachsen ist. Der Canio erfordert einen dramatischen Tenor mit großem Stimmvolumen. Vieles liegt im oberen Mittellagebereich, mit Passagen, die eine durchdringende Höhe verlangen. „Pathys Stehplatz 56: Wer füllt die Lücke?
klassik-begeistert.de, 12. Jänner 2025“
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Der Mensch liegt in größter Not, damals wie heute

Vladimir Jurowski, Georg Nigl, Nicholas Ofczarek © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Drei Künstler vereinten Musik und Literatur zu einer bewegenden, erschütternden Anklage gegen Krieg und Unmenschlichkeit. Sie ist heute so aktuell wie seit je. Als Zeugen der Anklage wurden Gustav Mahler, Hanns Eisler und Karl Kraus aufgeboten.

Die letzten Tage der Menschlichkeit?

Lieder von Gustav Mahler, Hanns Eisler und Pete Seeger
Auszüge aus “Die letzten Tage der Menschheit” von Karl Kraus

Georg Nigl, Bariton
Nicholas Ofczarek, Sprecher
Vladimir Jurowski, Klavier

Wiener Staatsoper, 8. Jänner 2025

von Dr. Rudi Frühwirth

“S’ist leider Krieg” sang schon Matthias Claudius in seinem “Kriegslied” des Jahres 1778. Für Karl Kraus, der den Dichter hoch verehrte, war dieses “leider” der “tiefste Komparativ von Leid”.  Und heute ist, wie so oft in der Geschichte der Menschheit, leider wieder Krieg, gar nicht so weit von uns. „Konzert Nigl, Ofczarek, Jurowski
Wiener Staatsoper, 8. Jänner 2025“
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Nicole Car begeistert als Antonia in der fantastischen Oper „Les Contes d’Hoffmann“

Olympia-Akt © Michael Pöhn/Wiener Staatsoper

Jacques Offenbach
Les Contes d’Hoffmann
Opéra fantastique in einem Prolog, drei Akten und einem Epilog
Text   Jules Barbier

Wiener Staatsoper, 13. Dezember 2024

von Lothar und Sylvia Schweitzer

In Schweitzers Klassikwelt: Das „Fading“ von Opernproduktionen erwähnen wir, dass in der Spielzeit 2024/25 „Dialogues des Carmélites“ nicht aufscheint, wohl aber die Sängerin der Blanche, Nicole Car, hauptsächlich in Mozart-Opern.

Wir erlebten Nicole Car jetzt in der Wiederaufnahme der Andrei Şerban-Inszenierung der fantastischen Oper Jacques Offenbachs „Les Contes d’Hoffmann“ als Antonia. „Jacques Offenbach, Les Contes d’Hoffmann
Wiener Staatsoper, 13. Dezember 2024“
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