CD-Besprechung:
Ferrum Splendidum
Florian Sempey
Orchestre National Bordeaux Aquitaine
Victor Jacob
Alpha 1104
von Peter Sommeregger
Der junge französische Bariton Florian Sempey tritt neben seiner französischen Heimat auch an internationalen Opernhäusern wie München und der Deutschen Oper Berlin auf, wobei er neben dem französischen Repertoire auch Partien von Rossini und Donizetti interpretiert.
Seit seiner Jugend sei er von Rittern und ihren Sagen und Geschichten fasziniert gewesen, erzählt er im Interview, und hat sein bereits zweites Album Rollen aus diesem Spektrum gewidmet.
Man versucht, seiner Konzeption zu folgen, beginnt sich dabei aber mehr und mehr zu wundern, wie spröde, bisweilen ungeschickt die Dramaturgie dieser 70-minütigen CD ausfällt.
Beginnend mit Gretrys Richard Löwenherz wendet er sich Donizettis „Lucia di Lammermoor“ zu, in den beiden Ausschnitten, die er auf Französisch singt, holt er sich als Duettpartner den Tenor Yoann le Lan, der ihm auch am Ende der CD bei Tchaikovskys „Zauberin“ assistiert.
Es folgen Ausschnitte aus Carl Orffs „Carmina Burana“, die seltsamerweise durch ein Instrumentalstück aus jener „Zauberin“ unterbrochen werden. Spätestens hier beginnt man an dem Konzept Sempeys zu zweifeln, das die Abfolge der Nummern wie vom Zufallsgenerator bestimmt wirken lassen.
Mit Wolframs „Lied an den Abendstern“ aus Wagners „Tannhäuser“ wagt er sich weit vor und bewältigt diesen Klassiker in respektablem Deutsch. Ambroise Thomas’ „Hamlet“ darf natürlich nicht fehlen, ebenso Gounods „Roméo et Juliette“. Raritäten stellen die Arien von Romain Dumas, Vincent D’Indy und Giacomo Meyerbeer dar. Das vielleicht beste Stück ist die Arie des Prinzen aus der „Zauberin“ die er im russischen Original singt.
Befremdend ist der ungewöhnlich hohe Anteil an Instrumentalmusik, etwa 20 von insgesamt 70 Minuten Spieldauer.
Dramaturgisch äußerst ungeschickt ist es auch, an das Ende das 9-minütige Lohengrin-Vorspiel zu setzen. So engagiert das Orchestre National Bordeaux unter Victor Jacob, und der Chor des Opernhauses den Sänger auch unterstützen, seine couragierten vokalen Leistungen zeigen leider sehr deutlich die Grenzen seiner Stimme auf. Er bringt nicht unbedingt jugendliche Stimmfarben mit, und die zumeist sehr hoch liegenden Arien-Abschlüsse gelingen jeweils nur bemüht.
Ein Pluspunkt ist dagegen das ausgesprochen schön und informativ gestaltete Artwork.
Man darf auf die Weiterentwicklung des noch jungen Sängers gespannt sein, die hier vorliegende CD ist leider nur teilweise gelungen.
Peter Sommeregger, 4. Dezember 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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