CD-Cover – Matterhorn, Farblithographie, ca. 1880 (?), Graphische Sammlung und Fotoarchiv der Zentralbibliothek Zürich
CD-Besprechung:
„Swiss Love. Der Liebe Leid und Lust“
von Franziska Heinzen und Benjamin Mead
Produced by Zentralbibliothek Zürich mit der Unterstützung von der Stiftung Czesław Marek
Herausgeber: Solo Musica, 2025
von Jolanta Łada-Zielke
Das unseren Leserinnen und Lesern wohlbekannte Sopran-Klavier-Duett – Franziska Heinzen und Benjamin Mead – präsentiert diesmal kostbare Perlen aus der Schatzkammer der Zentralbibliothek Zürich. Dies sind hauptsächlich die Lieder von Schweizer Komponisten (und einer Komponistin) des 19. Jahrhunderts aus dem deutschen Kanton, sowie einheimische Volkslieder in modernen Arrangements.
Ich hatte bereits das Vergnügen, drei Alben dieser hervorragenden Künstler auf KB zu rezensieren, und kann all die bisherigen Lobeshymnen über sie einfach wiederholen. Ich möchte nur hinzufügen, dass sich beide künstlerisch immer weiter entwickeln und ihre Zusammenarbeit festigen. Außerdem erweitern sie ihr Repertoire mit unbekannten Stücken, dessen Ergebnis diese CD mit 25 Liedern ist, die uns 71 Minuten gute Musik anbieten.
Entzückend klingt schon das erste Volkslied über den Mönch Simelbärg, arrangiert von Benjamin Britten, auch wenn es sich eher für die Laute als für das Klavier eignen würde, da die Begleitung fast ausschließlich aus Akkorden besteht. Franziska singt hier ohne Vibrato. Das verwendet sie erst im zweiten, romantischen Stück: „Das Mädchen“ von Lothar Kempter aus dem Zyklus „Der Liebe Leid und Lust“, von dem der Titel des gesamten Albums stammt.
In den meisten Liedern erscheinen lyrische Arpeggien im Klaviersatz. Die Begleitung führt eine eigenständige melodische Linie in „Der Mond“ oder in einem anderen Volkslied, „Schönster Abestäm“, arrangiert von Cheryl Frances-Hoad. Hier kontrastieren die dunklen, tiefen Töne, über die sich die Hand des Pianisten in Glissandi-Wellen bewegt, mit dem hohen Sopran der Sängerin. Eschmanns „Auf dem Meere“ ist in einer ähnlichen Stimmung gehalten. „Die Lichtelfen“ klingen dynamisch und keck, obwohl der Liedtext eine Sehnsucht ausdrückt: ‚Singet/Bringet/Sehnender Liebe Pein!‘ Bei „Der Knabe“ ist die Stimmung wie der Anbruch der Morgendämmerung, und das darauffolgende Stück „Die Nachtigall am Fenster“ klingt wie ein Wiegenlied.
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In Johann Carl Eschmanns erstem Lied „Es schienen so golden die Sterne“ nach einem Text von Eichendorff ist der melodische Bezug zur Ouvertüre zu Rossinis „Wilhelm Tell“ deutlich zu hören. Hier wechselt Franziska schön in die tiefe Lage. In „Du fragst mi, wär i bi“ von Heidi Stucki imitiert das Klavier fallende Regentropfen, und man hört ebenso den echten Regen im Hintergrund.
Sehr abwechslungsreich sind die Sieben Lieder von Yvonne Röthlisberger aus dem Jahr 1912. Die aus einer Musikerfamilie stammende Komponistin macht in ihrer Kunst weder Clara Schumann noch Fanny Hensel oder Emilie Zumsteeg Platz. Sie führt eine sehr anspruchsvolle Gesangs- und Klavierpartie, in der es viel Chromatik, ständige Tempo- und Stimmungswechsel gibt. Es ist bedeutend, dass man sie entdeckt hat.
Die Texte von Mathilde von Bayern, Richard Dehmel und Nikolaus Lenau handeln von der Liebe, die, wie die Natur, verschiedene Phasen in den Jahreszeiten durchläuft. Lyrik und Dramatik wechseln sich dort ständig ab. Der Mittelteil von „Verzweiflung“ hat einen sehr turbulenten Charakter. Der „Aufblick“ hingegen ist in tiefen Lagen gehalten, in denen sich die Gesangsstimme in der Mittelage bewegt, und die düstere Stimmung erinnert ein wenig an Schuberts „Erlkönig“.
Beim Hören von „Lueget von Berg und Tal“ von Ferdinand Huber habe ich mich wie auf einer Wanderung in den Alpen gefühlt. Was für ein schönes Hirtenlied! Franziska singt es wunderbar a cappella, aber ich würde noch Kuhglocken hinzufügen.
Dann folgen vier lyrische Lieder von Wilhelm Baumgartner, die die nächtlichen Unruhen eines verliebten Herzens widerspiegeln. Als krönenden Abschluss dieser Sammlung hören wir „Am Himmel stoht es Stemli“ von Arthur Beul, dem einzigen Komponisten des 20. Jahrhunderts in dieser Gruppe. Dieser Walzer versetzt uns in die Atmosphäre eines Festes in einem malerischen Alpendorf. Und hier muss ich Sie warnen: Der im Refrain vorkommende Ruf „Jolidu“ ist ein echter Ohrwurm!
Ich lade Sie herzlich ein, dieses vielfältige Album anzuhören, in dem jeder seine eigenen Liebeserfahrungen wiederfinden sollte.
Jolanta Łada-Zielke, 19. Februar 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at