Kevin Puts
The Hours
Renée Fleming
Kelli O’Hara
Joyce DiDonato
Metropolitan Opera Orchestra
Yannick Nézet-Séguin
Erato 5054197910524
von Peter Sommeregger
Die 2022 uraufgeführte Oper „The Hours“ von Kevin Puts schreibt die Erfolgsgeschichte dieses Stoffes fort. Am Anfang stand der 1998 erschienene Roman von Michael Cunningham, der die Vorlage für den erfolgreichen Film von 2002 bildete, in dem die Hollywood-Stars Meryl Streep, Julianne Moore und Nicole Kidman die kunstvoll verwobenen Geschichten dreier Frauen, darunter der Schriftstellerin Virginia Woolf, eindrucksvoll auf die Leinwand brachten.
Aus der Vorlage hat Greg Pierce für Puts ein Opernlibretto geschaffen, das die handelnden Personen um einen Chor erweitert, und die drei Erzählebenen vermischt, was ein wenig verwirrend wirkt. Nach einer konzertanten Voraufführung hatte die Oper schließlich am 22. November 2022 ihre szenische Premiere an der Metropolitan Opera in New York. Das Haus hatte dafür eine Star-Besetzung aufgeboten, und Renée Fleming, Kelli O’Hara und Joyce DiDonato führten die Oper zu einem großen Publikumserfolg.
Puts’ Musik wartet mit einer unerwarteten Fülle von Kantilenen auf, seine Tonsprache geht deutlich über die Minimal Music hinaus, der man das Werk aber durchaus auch zurechnen kann. Neben den interessanten Rollen für die Hauptdarstellerinnen bieten aber auch die kleineren Rollen für deren Interpreten reichlich Gelegenheit, sich zu profilieren. Einzige Ausnahme: der Knabensopran Kai Edgar in der Rolle von Lauras und Bens Sohn Richie klingt ausgesprochen unangenehm.
Im Gegensatz zum Film verschmelzen die Handlungsebenen noch stärker, was zu einer gewissen Unübersichtlichkeit führt. Rein akustisch kann man sie nicht mehr wirklich trennen, hier wäre die Optik der Bühnenaufführung sicher hilfreich.
Der Musikdirektor der Metropolitan Opera, Yannick Nézet-Séguin, zelebriert förmlich den angenehmen Fluss der Musik, setzt aber auch kräftige Akzente, wo sie die Partitur vorsieht. Der Höhepunkt der Oper ist die Schluss-Szene, die aus einem Terzett der drei Protagonistinnen besteht, das beinahe Assoziationen an die Opern von Richard Strauss weckt, und den drei Sängerinnen Gelegenheit bietet, ihre Stimmen wirksam zu präsentieren.
Die New Yorker Met setzt neuerdings vermehrt auf zeitgenössische Werke, bevorzugt von amerikanischen Komponisten. Mit dieser erfolgreichen Produktion scheint ein viel versprechender Anfang gemacht.
Peter Sommeregger, 13. April 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
CD-Rezension: Stanisław Moniuszko, „Halka“, Gabriel Chmura, Poznań Opera House Orchestra