Ivan Ilić piano
Chandos Chan 20194
Reicha rediscovered Vol. 3
Das Oeuvre des Beethoven-Zeitgenossen und Freundes Anton Reicha zählt heute nicht zu den häufig gespielten Werken jener Epoche. Reichas Bedeutung sah die Nachwelt wohl mehr in seiner Eigenschaft als Lehrmeister großer Musiker wie Berlioz, Charles Gounod oder Franz Liszt. Seine mehrbändige Kompositionslehre, die in mehrere Sprachen übersetzt wurde, hatte großen Einfluss auf Generationen von Musikern.
Im Jahr 2020 konnte man den 250. Geburtstag des in Prag geborenen Komponisten begehen. Der amerikanische Pianist mit serbischen Wurzeln Ivan Ilić hat diesen runden Geburtstag zum Anlass genommen, sich intensiv mit Reichas Werken für Klavier solo auseinanderzusetzen und diese Interpretationen auch für die Schallplatte einzuspielen. Für die bereits dritte CD dieses Projekts wählte Ilić „L’Art de varier ou 57 Variations pour le piano op. 57“. Diese 57 Variationen entstanden 1803 bis 1804, also während der Jahre die Anton Reicha in Wien verbrachte, und später selbst als seine inspirierteste als Komponist bezeichnete, obwohl er in späteren Jahren seine größten Erfolge in Paris feierte.
„L’Art de varier“ war dem pianistisch begabten Prinzen Louis Ferdinand von Preussen gewidmet.
Ivan Ilić ist bei diesem, Reichas längstem Werk für Klavier solo in seinem Element. Es gelingt ihm meisterhaft, die Originalität und Vielfalt dieser in sich völlig unterschiedlichen Variationen herauszuarbeiten und ihren sehr verschiedenen Schwierigkeitsgraden gerecht zu werden. Mit diesen Variationen stellt sich Reicha in die Tradition Bachs und seiner Zeitgenossen Mozart und Haydn, bei letzterem hatte Reicha auch studiert. Dass trotz der permanenten Wiederholung des Grundthemas keinerlei Langeweile oder Leerlauf eintritt, ist erstaunlich genug und wohl nicht zuletzt das Verdienst von Ilić’ inspiriertem Spiel. Man kann auf die Fortsetzung dieses Projekts gespannt sein!
Peter Sommeregger, 4. Februar 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Ivan Ilić is in his element with this, Reicha’s longest work for piano solo. He masterfully manages to work out the originality and diversity of these completely different variations and to do justice to their very different degrees of difficulty. With these variations, Reicha places himself in the tradition of Bach and his contemporaries Mozart and Haydn, with whom Reicha also studied. The fact that, despite the constant repetition of the basic theme, there is no boredom or idleness is astonishing enough and not least thanks to Ilić’ inspired play. We can look forward to the continuation of this project!
Note 1
Frau Lange hört zu (23): Kurkonzert mit Schwiegermutter-Schmeichler