Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.
von Reinhard Berger
Das Rote Kreuz geht richtig zur Sache: „Sommerloch reißt Lücke in Blutversorgung“ lautete die Überschrift einer Pressemitteilung, in der es um einen wirklich dramatischen Mangel geht. Aber rein sprachlich gibt die Nachricht Rätsel auf: Wie kann ein Loch, das ja aus nichts besteht, eine Lücke reißen, die ebenfalls reines Nichts ist?
Das war aber noch nicht alles. Und so textet das DRK weiter: „Jetzt schlägt zusätzlich das Sommerloch zu.“ Ich fasse mal zusammen: Erst reißt das Loch etwas auf, dann schlägt es auch noch um sich. Physikalisch ein interessanter Gedanke. Aber es ist noch nicht zu Ende. Der Showdown:
„Unfälle, Krebs- und Herzerkrankungen sowie Komplikationen bei Operationen machen leider keinen Urlaub.“ Ach, wie schön wäre es doch, wenn Unfälle Urlaub hätten.
Danke für diese Pressemitteilung, die, was den sprachlichen Unterhaltungswert angeht, ein Sternchen verdient und höchstens von dieser Ministernachricht getoppt wird: „Seehofer stellt sich hinter Polizei.“ Zweckmäßig wäre es, wenn er sich vor die Polizei stellen würde. Von hinten kann er sie nicht schützen.
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Vorsicht, sie denkt mit!
Intelligente Kolumne
Das war knapp. Bin gestolpert. Über die Bodendüse eines Dyson-Staubsaugers. Obwohl sie mir hätte ausweichen müssen. Nun, in der Fernsehwerbung hieß es doch: „… mit intelligenter Bodendüse.“
So toll scheint’s ja nicht zu sein mit der Intelligenz.
Da lobe ich mir doch den intelligenten Spiegel. Mit einem Sprachassistenten, der mir das Wetter ansagt und Staus auf der Autobahn meldet. Ein Spiegel, der E-Mails hochlädt, meine Wunschmusik spielt, eine Hautanalyse anbietet (kein Scherz!) und das Horoskop vorliest. Und: die Lieblingsserie aus dem Fernsehen zeigt.
Ich habe nichts davon erfunden. Auch nicht die intelligente Tasche, die „den kauffreudigen Nutzer davor schützt, zu viel Geld auszugeben“. Indem sie sich selbst verschließt, wenn das vorher eingegebene Limit erreicht ist.
Und wer das alles nicht glaubt, kann’s ja mal googeln. Sie werden sich hinterher bei mir entschuldigen.
Genug. Jetzt werde ich meine Aufmerksamkeit dem intelligenten Menschen widmen.
Reinhard Berger, 3. Oktober 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Der Schlauberger 19: Siehdichum in Katzenhirn – Oberhäslich ist es nicht!
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Allerleikeiten
Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.
www.facebook.com/derschlauberger