Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.
von Reinhard Berger
Es geht wieder los. Mit der besinnlichen Adventszeit. In Wort und Bild. Sprachlich hat sich seit vorigem Jahr nicht viel getan. Auch bildlich ist keine Bewegung in der Szene zu erkennen. Im Minutenrhythmus ploppen auf meinem Handy Adventskränze auf. Voriges Wochenende an die 30 Stück. Mit EINER brennenden Kerze. Heute, Sonntag, werden es schon zwei Kerzen sein. Und dann drei. Bis die Absender vom Kalender ausgebremst werden.
Aber dann geht’s erst richtig los. Frohe Weihnachten und noch eindringlicher Besinnliches Fest sind die sprachlichen Knaller. Bei so vielen Besinnlichkeitsgrüßen auf meinem Handy – voriges Jahr an die 100 – habe ich gar keine Chance, zur Besinnung zu kommen.
Wenn ich mich dann doch besonnen habe, ist Silvester: Ein frohes neues Jahr! und Guten Rutsch! wird mir minutenweise mein Smartphone zurufen. Und Alles Gute! Oder ganz dreist: Alles erdenklich Gute! Kostet ja nix.
Damit ich’s nicht vergesse: Frohe Ostern allerseits. Und noch frohere Pfingsten. Dann hätten wir das auch gleich erledigt.
Wie gesagt: Sprachlich bleibt alles berechenbar.
Reinhard Berger, 6. Dezember 2020, für
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Allerleikeiten
Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.
www.facebook.com/derschlauberger
„Frohe Weihnachten!“ Diese Floskel erinnert mich an eine verwitternde Sandsteinfigur, an der ich keine Gesichtszüge mehr erkennen kann. Deshalb bevorzuge ich Meditationen. Dieses Jahr zum Beispiel: „Weihnachten lädt ein die Menschwerdung Gottes durch uns erfahrbare Gestalt werden zu lassen.“
Lothar Schweitzer