Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.
von Reinhard Berger
Autsch! Das tut weh! Deshalb frage ich mich erstens, seit wann Kliniken ein Tanzbein haben und zweitens: Warum schwingen sie nicht selbst, sondern lassen schwingen? Wirtschaftlich gesehen hat das natürlich Sinn. Aber sprachlich ist das eher ’ne Gurke. In einer Mini-Serie verrate ich Ihnen, wie wir unsere Sprache mit Floskeln und Redensarten aufpeppen.
Zum Beispiel das Tanzbein, von dem keiner weiß, ob es das rechte oder das linke ist. Eines steht jedenfalls fest: Es muss verdammt komisch aussehen, wenn jemand auf einem Bein steht und das andere durch die Luft schwingt. Aber: Nach einem alten Kneipengesetz kann man auf einem Bein gar nicht stehen!
Am liebsten werden Pleonasmen benutzt, „rhetorische Figuren, die gekennzeichnet sind durch Wortreichtum ohne Informationsgewinn“ (Wikipedia). Weiße Schimmel halt. Oder dieser fromme Wunsch, den ich zur Verabschiedung eines Arztes las: „… für seine Zukunft wünschen wir ihm alles Gute.“ Klar. Für was denn sonst. Für die Vergangenheit wäre es ja zu spät.
Das reicht für den Anfang.
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Lass ihn doch einfach wedeln: Von Schimmeln und Glatzen
Bei diesem Gartentipp für den Herbst habe ich mich fast kaputtgelacht: Der Rasenmäher, so las ich, sollte bei wild wuchernden Gräsern auf halbe Höhe eingestellt werden. Achtung, jetzt kommt’s: „Sonst gibt’s kahle Glatzen!“ – Stimmt hundertpro. Aber hat jemand schon mal ’ne bewachsene Glatze gesehen?
In der zweiten Folge meiner Serie „So peppen wir unsere Sprache auf“ geht es wieder um Pleonasmen, also weiße Schimmel, Wortreichtum ohne Informationsgewinn. Vorigen Samstag, zuversichtlicher Fußballreporter im Fernsehen über ein Bundesligaspiel: „Da habe ich einen positiven Optimismus.“ Jawohl. Das kann nie schaden.
Diese Gendernachricht des Monats habe ich auf der Homepage eines Radiosenders entdeckt: „Erste weibliche Bürgermeisterin in …“ Das bestätigt meine These, dass eine Bürgermeisterin nicht männlich sein kann.
Auch dieses Erlebnis macht mich froh: Als ich kürzlich mit meinem Hund unterwegs war, rief mir eine Nachbarin zu: „Guck mal, der wedelt mit dem Schwanz!“ Tja, mit was soll er denn sonst wedeln? Höchstens mit der Rute.
Es reicht.
Reinhard Berger, 30. November 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Zuerst erschienen in: HNA
Der Schlauberger 26: Volle Transparenz – Heute: Die Überseeische
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Allerleikeiten
Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.
www.facebook.com/derschlauberger