Der Schlauberger 42: Liebenswerte Marotten – Heute: Nur ein ganz klitzekleines bisschen ausgebrannt

Der Schlauberger 42: Liebenswerte Marotten – Heute: Nur ein ganz klitzekleines bisschen ausgebrannt

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

von Reinhard Berger

„Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Hat mal der Ex-Bayern-Profi Jürgen Wegmann gesagt.

Genauso war es in diesen Tagen bei einem Unglück in unserer Region. Da brannte, wie es in der Zeitung hieß, ein Wohnwagen komplett aus. Also er brannte nicht ein ganz kleines bisschen aus, auch nicht halb. Nein, komplett!

Und wenn er nur zu, sagen wir: fünfzig Prozent ausgebrannt wäre? Dann wäre er nicht ausgebrannt. Ausgebrannt ist ausgebrannt.

Da haben wir wieder die Geschichte mit dem weißen Schimmel. Der wiehert übrigens auch gern auf der Straße. Und zwar meistens auf der offenen. Das habe ich kürzlich gelesen: Elektriker auf offener Straße erschossen. Aha. Eine Straße ist immer offen. Sonst wär’s ein Tunnel. Oder eine Autowaschstraße. Das ist der feine Unterschied.

Korinthenkackerei? Jep. Ich halte es da mit dem Schalker Olaf Thon, der gesagt hat: „Man darf das Spiel doch nicht so schlecht reden, wie es wirklich war.“ Punkt.

Liebenswerte Marotten – Heute: Die Sache mit dem Schwein

Einer treibt das Schwein durchs Dorf und alle laufen hinterher. Dieses beliebte Prinzip gilt insbesondere für unsere Sprache, die voll von liebenswerten Marotten ist, die gerne unkritisch übernommen werden. Beispiel: „Der Iraner wurde auf freien Fuß gesetzt, da er eine gültige Aufenthaltserlaubnis hatte.“

Stimmt. Aber gibt es auch eine ungültige Aufenthaltserlaubnis? Nee. Dann wäre es ja keine Erlaubnis. Eine Erlaubnis ist nur eine Erlaubnis, wenn sie gültig ist. So wie die Fahrerlaubnis. Eine ungültige hieße: Der Lappen ist weg.

Genauso liebenswert ist das geltende Wahlrecht. Vor der jüngsten Bundestagswahl ging es um das zu erwartende aufgeblähte Parlament. „Ursachen sind die Besonderheiten des geltenden Wahlrechts“, hieß es in der Zeitung. Ist doch klar: Wenn es nicht gilt, ist es kein Recht mehr.

Und? Liege ich falsch?

Reinhard Berger, 28. März 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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Reinhard Berger

Allerleikeiten: Reinhard Berger, geboren 1951 in Kassel, Journalist, Buchautor, Hunde- und Hirnbesitzer.
Vergänglichkeiten: Vor dem Ruhestand leitender Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA).
Herzlichkeiten: verheiratet, zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, drei Enkel, ein Rottweiler.
Anhänglichkeiten: Bach, Beethoven, Bergers Nanne (Ehefrau).
Auffälligkeiten: Vorliebe für Loriot, Nietzsche, Fußball, Steinwayflügel, Harley-Davidson.
Öffentlichkeiten: Schlauberger-Satireshow, Kleinkunstbühne.
Alltäglichkeiten: Lebt auf einem ehemaligen Bauernhof.


www.facebook.com/derschlauberger

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2 Gedanken zu „Der Schlauberger 42: Liebenswerte Marotten – Heute: Nur ein ganz klitzekleines bisschen ausgebrannt“

  1. Natürlich liegen Sie nicht falsch. Mit den Pleonasmen befinde ich mich auf Kriegsfuss. Sie lassen mich einfach nicht in Ruhe. Immer wieder ertappe ich mich selbst. (Mich selbst- auch ein Pleonasmus?)

    Noch schlimmer ist es bei der Sprache. „Einen kurzen Moment“, das „neu renovierte Haus“, sind nur der Gipfel des Eisbergs. Keine Ahnung, wo ich sie noch verwende…

    Jürgen Pathy

    1. Lieber Herr Pathy, danke für Ihre Antwort. Pleonasmen begegnen uns täglich. Gerade hörte ich wieder: „Ich habe Karten vorbestellt.“ Sie hinterher zu bestellen, wäre Blödsinn. Genau so wie die Vorankündigung. Eine Veranstaltung hinterher anzukündigen, das wäre nicht zweckmäßig.
      Am schlimmsten aber sind die Zukunftspläne (die Vergangenheit zu planen, ist schlichtweg unmöglich), die Zukunftsperspektiven, die Zukunftsinvestitionen und die vorprogrammierten Ereignisse. Programmiert wird IMMER vorher.
      Aber das klingt alles so wichtig. Deshalb reden wir solch einen Quatsch.
      Der kurze Moment, da haben Sie recht, gehört auch dazu. Der Bauchnabel (gibt’s noch einen anderen?) das Augenzwinkern (mit den Ohren wäre witzig) und schließlich der Hund, der mit dem Schwanz wedelt. Was ja auch noch falsch ist. Er wedelt mit der Rute. Sonst mit nix.
      Bleiben Sie wachsam und mir gewogen.
      Herzlichst Reinhard Berger

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