DIE FREITAG-PRESSE – 14. OKTOBER 2022

DIE FREITAG-PRESSE – 14. OKTOBER 2022

Foto: © Claudia Höhne

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE FREITAG-PRESSE – 14. OKTOBER 2022

Berlin/Philharmonie
Teodor Currentzis und sein Utopia-Ensemble in Berlin – Faszinierende Miniaturen
Wo immer Teodor Currentzis auftritt, ist der Rummel groß, aktuell aus politischen Gründen. Mit seinem Ensemble musicAeterna, das von russischen Banken finanziert wird, wurde er vielfach ausgeladen, die Konsequenzen hat er daraus gezogen, ein neues Utopia-Ensemble gegründet, das finanziell, strukturell und organisatorisch völlig unabhängig ist von anderen Institutionen. Mehr gibt es von meiner Seite aus dazu nicht zu sagen. Ich verlange keine Gesinnungsprüfung von einem Künstler. Wenn Currentzis zu Putin nichts sagen will, sagt er eben nichts. Das sollte man ihm zugestehen, finde ich. Die Gedanken sind frei.
Von Kirsten Liese
Klassik-begeistert.de

Berlin/Philharmonie
Teodor Currentzis und sein neues Ensemble Utopia: Der Feuerwerker
Klangbad und Kriegsgetümmel: Der gefeierte und umstrittene Wahlrusse Teodor Currentzis gastiert mit seinem Utopia-Orchester in der Berliner Philharmonie
Tagesspiegel.de.Kultur

Berlin / Philharmonie / Kammermusiksaal
Julia Lezhneva lässt barocke Juwelen funkeln
Von Peter Sommeregger
Klassik-begeistert.de

Wien
Kulturbudget: Ein Rekord – auch aus der Not
Das Kunst- und Kulturbudget des Bundes soll im nächsten Jahr um 63,1 Millionen Euro ansteigen. Ende 2020 konnte Andrea Mayer, damals erst einige Monate im Amt als Staatssekretärin für Kunst und Kultur, einen aufsehenerregenden Erfolg vermelden. Sie zeigte sich damals „sehr zufrieden, fast glücklich“ angesichts eines Regierungsbudgets, das die Aufwendungen für Kunst und Kultur im Jahr 2021 um 30 Millionen Euro anhob – ein Zuwachs, den es in dieser Höhe lange nicht mehr gegeben hat.
WienerZeitung.at

Wiener Musikverein bietet neue Konzertreihe für Demenzkranke
Der Wiener Musikverein hat unter dem Titel „Souvenir“ eine neue Konzertreihe aufgelegt, die sich explizit an Menschen mit Demenz richtet.
vienna.at.musikverein

Regietheater ist ein widersinniges Wort
Der alte Konflikt zwischen Tradition und Avantgarde ist unter dem obwaltenden Opernkonflikt grell aufgeflammt. Dabei ginge es um Beglaubigung von Fall zu Fall. Um einen Konflikt so zu argumentieren, wie es seitens des Musikdirektors der Staatsoper unternommen wurde, braucht es eine Art taktischer Tollkühnheit, die man nur auf dem Stehplatz erworben haben kann. Nicht, dass der von mir geschätzte Philippe Jordan dort je geweilt hätte. Aber sein Agent kennt die Reflexe, die heute so verlässlich anspringen wie vor 50 Jahren. Die Zielgruppe ist stark gereift, aber dank dezibelstarker Überzeugungswucht und konkurrenzloser Vergleichsmöglichkeiten durchaus meinungsbildend: Die leider letzten Opernnarren (denen ich mich in skeptischer Geschwisterlichkeit zugehörig weiß) haben es nicht mit der Regie.
https://www.news.at/a/regietheater-wort-12741776

„Jolanthe“ Wiener Volksoper : Wie man eine Oper wachküsst
FrankfurterAllgemeine.de

Kommentar
Cancel und Tänzel auf Kulturparkett (Bezahlartikel)
Einwurf. Im Fall Currentzis sollte man sich die Frage stellen, wofür hier mitunter ein gestrenges Sanktions-Auge zugedrückt wird.
DiePresse.com

Linz/Brucknerfest
Ein höchst würdiger Abschluss
Brucknerfest klang mit großartiger Leistung des Bruckner Orchesters aus
https://volksblatt.at/kultur-medien/ein-hoechst-wuerdiger-abschluss-729823/

Berlin
Daniel Barenboim und Christian Thielemann versöhnen sich bei Wagner (Registrierung erforderlich)
Zwischen den beiden Star-Dirigenten herrschte lange Eiszeit, jetzt reichen sie sich künstlerisch die Hand: Der neue Berliner «Ring»-Zyklus, den Thielemann anstelle des erkrankten Barenboim übernimmt, wird zum musikalischen Triumph.
NeueZürcher.zeitung.ch

Berlin/Staatsoper
Das Ganze verfehlt

Symptomatisches Scheitern: Dmitri Tcherniakov hat Wagners »Ring des Nibelungen« an der Berliner Staatsoper Unter den Linden inszeniert
NDE.aktuell.artikel

München
In höchste Höhen
Anne-Sophie Mutter setzt bei zeitgenössischer Musik auf Vermittlung – und glänzt in der Isarphilharmonie im Zusammenspiel unter anderem mit dem Cellisten Daniel Müller-Schott.
SueddeutscheZeitung.de.muenchen

Nürnberg
Jubiläum und Aufbruch in Nürnberg: Junge Staatsphilharmonie begeistert bei ihrem Debüt
bachtrack.com.de

Budapest
Ungarn: Aufwärmen in der Oper? Vorbei! (Podcast)
rbb.online.de

Jubiläum
Ralph Vaughan Williams 150: Lauter Liebeserklärungen
FrankfurterAllgemeine.net

150. Geburtstag von Ralph Vaughan Williams. Der erste regelrecht englische Komponist
Deutschlandfunk.kultur

Links zu englischsprachigen Artikeln

Glyndebourne
La bohème, Glyndebourne Tour review – Death and the Parisienne doing the rounds
Theartsdesk.com

Leeds
The best of both worlds: Opera North’s Orpheus reimagined
TheGuardian.com

Wexford
“People see opera as very glamorous from the outside”
Soprano Jennifer Davis on performance hangover, social-media abuse, and creating a phonetic system to learn Dvořák’s Armida for Wexford Festival Opera
irishtimes.com.culture

New York
3 operas in 3 days? With Met’s powerful fall trio, it was energizing.
A critic’s opera odyssey delivers extraordinary singing, in Cherubini’s “Medea”, Mozart’s “Idomeneo” and Shostakovich’s “Lady Macbeth of Mtsensk”.
washington.post.com

Cooking the 1988 Metropolitan Opera Cookbook
Soggy pasta, Wagnerian meats, and a cure for a cold that could kill you
https://van-magazine.com/mag/metropolitan-opera-cookbook-review/

Pittsburgh
The Pittsburgh premiere of ‚Dreamer‘ opera seeks to put a human face on immigration
https://www.wesa.fm/arts-sports-culture/2022-10-12/the-pittsbu

Cleveland
Apollo’s Fire animates Monteverdi’s Big Bang of sacred works in Cleveland
seenandheard.internationl.com

Atlanta
Atlanta Opera 2022-23 Review: Bluebeard’s Castle
Michael Mayes & Susan Bullock Shine in “Opera With a Conscience”
operawire.com

San Francisco
A study of power: “Antony and Cleopatra” at San Francisco Opera
SFO premieres the latest from John Adams.
orartsword.watch.com

Toronto
Review: THE FLYING DUTCHMAN is a Haunting, Stunning Retelling of The Classic Folk Tale
broadwayworld.com.toronto

Recordings
Szymanowski: Piano Works review – glowing jewels from a supreme pianist
TheGuardian.com

Movies
In “Tár”, a Female Maestro Falls Into the Same Old Traps
The film’s thesis is blunt: Put a woman in power, and she’ll be as sexually inappropriate and badly behaved as any man.
TheNewYorkTimes.com

Rock/Pop

Queen veröffentlichen bisher unbekannten Freddie-Mercury-Song
„Face It Alone“ wurde 1988 aufgenommen, kam aber nicht auf Album „The Miracle“.
WienerZeitung.at

Buch/Literatur

Kein Sex im Stundenhotel, denn es geht ums Mögen
Erzählungen von Lydia Mischkulnig: „Die Gemochten“
Kurier.at.Kultur

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Unter’m Strich

London
„Operation Goldener Reichsapfel“: Krönung von König Charles im Mai
Nur wenige Wochen nach dem Staatsbegräbnis für Queen Elizabeth II. beginnt in Großbritannien die Planung für die nächste große royale Zeremonie. Britinnen und Briten hoffen, dass sie anlässlich der Krönung von König Charles III. am 6. Mai 2023 einen zusätzlichen arbeitsfreien Feiertag erhalten. „Es wird sich offensichtlich um ein historisches Ereignis handeln“, sagte ein Sprecher der britischen Regierung in London am Mittwoch. Auch aus der Opposition gibt es Stimmen dafür.
puls24.at.news

Noch vor Winterwelle: Bürgermeister Ludwig will bundesweit Corona-Regeln wie in Wien
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat nun mit der Forderung aufhorchen lassen, die Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus bundesweit auf das Niveau der Hauptstadt zu heben. Er stellte klar, dass Wien die eigenen Maßnahmen, also etwa die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske in öffentlichen Verkehrsmittel oder Apotheken bzw. die Test- und Maskenpflicht in Spitälern und Alten- und Pflegeheimen beibehalten wird.
https://www.krone.at/2831455

Autofreie Innenstadt: Wien will Zufahrten sperren, Videoüberwachung kommt
Nach jahrelangen Debatten steht das finale Konzept: Nur noch ausgewählte Personen dürfen in der City parken. Und: Mit dem Pkw soll man nur noch an 26 Stellen einfahren dürfen.
Kurier.at.chronik

Achtung, Kamera! So will Wien bald Autos aus der City verbannen

Seit Jahren wird über die verkehrsberuhigte City diskutiert. Nun wird es konkret. Kameras sollen künftig die Einfahrten massiv beschränken.
https://www.krone.at/2831580

Österreich
Immunsysteme außer Übung: 300.000 im Krankenstand
Zusätzlich zu Covid-19 fegen heuer Influenza, Pneumokokken und Co die Büros leer. Gleichzeitig gehen den Apotheken langsam die Antibiotika aus
https://www.krone.at/2831908

Wien leuchtet Rot
Corona-Ampel: Hohes Risiko für ganz Österreich
https://www.krone.at/2831976

EU-Gesundheitsbehörde zweifelt am Nutzen von FFP2-Masken – ZDFheute
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-ffp2-masken-zweifel-100.html

INFOS DES TAGES (FREITAG, 14. OKTOBER 2022)

INFOS DES TAGES /FREITAG, 14. OKTOBER 2022)

Quelle: onlinemerker.com

WIEN/Volksoper: LA BOHÈME. Harry Kupfers legendäre La bohème-Inszenierung kehrt am 23. Oktober 2022 in italienischer Sprache an die Volksoper Wien zurück. 

Neueinstudierung in herausragender Besetzung

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Die Volksoper zeigt die legendäre Inszenierung Harry Kupfers aus dem Jahr 1984, die insbesondere wegen ihrer beeindruckenden Personenregie gelobt wurde. Unter der musikalischen Leitung von Musikdirektor Omer Meir Wellber und mit einem hervorragenden Ensemble erwacht Kupfers La bohème zu neuem Leben: Anett Fritsch wird als Mimì und Giorgio Berrugi als ihr Geliebter Rodolfo zu sehen sein sowie Andrei Bondarenko als Marcello und Alexandra Flood als Musetta.

LEBEN, LEIDEN UND LIEBEN

Puccinis Oper erzählt die Liebesgeschichte von Mimì und Rodolfo vor dem Hintergrund des Milieus der Pariser Künstler, Studenten, Näherinnen und Prostituierten. Für den Dichter Rodolfo und seine Freunde ist das Künstlerleben nur ein Spiel, mit dem sie der Bourgeoisie entfliehen können. Aber als seine neu gefundene Liebe Mimì krank ist und im Sterben liegt, nimmt das Leben eine andere Form an und wird plötzlich sehr real.
Harry Kupfer (1935 – 2019) hat in seinen Inszenierungen immer die komplexe Beziehung der kleinen Wahrheit (das Leben einer Figur) mit der großen Wahrheit (politischer und historischer Kontext) hinterfragt. Eine Figur ist nie nur Opfer oder nur Täter, nie nur gut oder böse. Kupfer nähert sich seinen Figuren kritisch und mitfühlend. Und das Ergebnis ist eine scharfe Skizze des Lebens. Eine Kupfer-Regie zu sehen, kann einen bewegen und verletzen zugleich. Bei Angela Brandt, Regisseurin und Abendspielleiterin der Semperoper Dresden, ist die szenische Neueinstudierung seiner Inszenierung in besten Händen, war sie doch ab 1989 seine Co-Regisseurin.

Lesen Sie hier ein Porträt des Opernregisseurs Harry Kupfer
→ Bei der Oper geht es um Utopien

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Wien: JAHRBUCH DER OPERNFREUNDE 2022
Gesamtredaktion Rainhard Wiesinger
164 Seiten plus 66 Seiten Anhang  im Eigenverlag, 2022

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Alle Jahre wieder (und das schon seit über 30 Jahren!) bringt der Verein der Freunde der Wiener Staatsoper sein Jahrbuch heraus (und nun gibt es dafür auch nicht mehr, wie in der Ära von Dominique Meyer, eine Konkurrenzpublikation von der Staatsoper selbst). Unentbehrlich für Opernfreunde erstens, wie immer, als Nachschlagewerk über die Besetzungen der abgelaufenen Saison, bis in die letzte Nebenrolle in den Opern, bis zu jedem Ballettstück. Wenn man Besetzungszettel einmal in der Eile nicht finden kann – das Jahrbuch steht im Bücherregal, hier ist mit einem Griff alles vorhanden.

Auch sonst hat sich die Gliederung des Werks bewährt, und nach der Erkenntnis, „Never change a winning team“, bleibt man dabei. Da sind zuerst die Vorschauen auf die Premieren der laufenden Saison, wobei die Autoren oft Basiswissen geschickt mit Spezialwissen verschränken.

Sehr interessant ist auch der historische Rückblick auf Besetzungen (Opernfreunde lieben so etwas): So gab es in Wien vor der bevorstehenden „Salome“ nach 1955 nur zwei legendäre Produktionen – jene von Wieland Wagner 1965 mit Anja Silja (in einer düsteren Höhle angesiedelt), und die Lieblingsproduktion der Wiener, 1072 von Boleslaw Barlog, in der verführerischen Jugendstil-Ausstattung von Jürgen Rose, damals war Leonie Rysanek die Salome. Die neue Produktion tritt in große Fußstapfen.

Ein Höhepunkt jedes Jahrbuchs sind die Künstlergespräche, die grundsätzlich sehr informativ sind, locker gehalten, auch Privates berührend (so erzählt Pretty Yende, wie sie zu ihrem ungewöhnlichen Vornamen kam), aber mit dem Schwerpunkt auf Biographischem und künstlerischen Fragen. Her begegnet man dem Star der Ära Roščić, Asmik Grigorian (die gar keine Lieblingsrolle nennen kann) – und vielen Herren aller Stimmlagen, darunter Ildar Abdrazakov, bevor seine letzten Auftritte an der Staatsoper aus unerfindlichen Gründen abgesagt wurden. Da ist Bryn Terfel, der wieder zurück gekehrt ist, da sind die  „Jungen“ wie Freddie De Tommaso und Andrè Schuen, oder seltene Gäste wie Lawrence Brownlee. Und die Ikonen wie Ferruccio Furlanetto oder Heinz Zednik, dem Präsidenten der Opernfreunde, der beschlossen hat, jetzt immer 80 zu bleiben, egal, was sein Geburtsdatum (1940) anderes wissen will. Als einziger Dirigent ist Christian Thielemann vertreten (mit dem man sich ausführlich über König Friedrich II. unterhalten kann), aber auch ein Schauspieler wie Joseph Lorenz kommt zu Wort (sogar nach einer Pilcher-Verfilmung wird gefragt, intellektuellen Hochmut kennt hier keiner).

Den Chronik-Teil läutet ein Bild von Edita Gruberová ein –  glücklicherweise gibt es mehr von Geburtstagen und Ehrungen zu berichten als von Toden, ihr Verlust war der schlimmste, der die Opernwelt in der voran gegangenen Saison traft. Wunderbar hohe Geburtstage unvergessener Künstler – Leo Nucci 80, Gwyneth Jones 85, Reri Grist 90, Luigi Alva 95.

Ein Opernjahr, wie immer unverzichtbar zwischen Buchdeckeln.

Renate Wagner

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Wiener Staatsoper: Eliška Weissová, die Küsterin („Jenůfa“) beim Bühnentürl

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ZU FACEBOOK

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STUTTGART/Staatsoper: Die Wiederverzauberung der Welt

Die Ring Award-Preisträgerin Anika Rutkofsky inszeniert Donizettis Liebestrank an der Staatsoper Stuttgart

Shooting-Stars unter sich: Anika Rutkofsky inszeniert Gaetano Donizettis L’elisir d’amore an der Staatsoper Stuttgart mit einem Solist*innenensemble der nächsten Generation. Die Sopranistin Claudia Muschio, ehemaliges Mitglied des Internationalen Opernstudios der Staatsoper Stuttgart, übernimmt die Rolle der Adina. In weiteren Rollen debütieren Kai Kluge (Nemorino), Björn Bürger (Belcore) und Laia Vallés (Gianetta). Die Rolle des Dulcamara übernimmt Giulio Mastrototaro. Im weiteren Verlauf der Premierenserie sind Elena Tsallagova, die Ensemblesänger Charles Sy und Johannes Kammler sowie Opernstudiomitglied Natasha Te Rupe Wilson zu erleben. Die musikalische Leitung der Premiere am 30. Oktober 2022 übernimmt der 29-jährige italienische Dirigent Michele Spotti.

In Gaetano Donizettis beliebter Belcanto-Oper versucht der junge Landarbeiter Nemorino mit Hilfe eines vermeintlichen Wundertranks das Herz der Gutsbesitzerin Adina zu erobern. Regisseurin Anika Rutkofsky und ihr Team behandeln diese Spannung zwischen Wunderglaube und rationaler Erklärung im Umfeld eines Gewächshauses, als Sinnbild der domestizierten Natur und Gefühlswelt – aus der es auszubrechen gilt.

Anika Rutkofsky war Spielleiterin an der Staatsoper Stuttgart und arbeitete dort unter anderem mit den Regisseuren Calixto Bieito, Jossi Wieler und Sergio Morabito, Peter Konwitschny und Andrea Breth zusammen. Zuletzt inszenierte sie Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg (2022) am Luzerner Theater, die Uraufführung A Woman in Labor (2021) im Lab Frankfurt, die Uraufführung D.I.E (2021) bei der Ruhrtriennale in Duisburg und Trouble in Tahiti (2020) an der Staatsoper Stuttgart. Für ihr Konzept und die Umsetzung von Mozarts Don Giovanni gewann sie 2021 den Hauptpreis beim internationalen Regiewettbewerb „Ring Award Graz“.

Michele Spotti, geboren in Mailand, studierte Violine und Dirigieren am Conservatorio Giuseppe Verdi in seiner Heimatstadt und in Genf. Sein Debüt gab er 2013 am Teatro Mancinelli in Orvieto mit Le nozze di Figaro. Es folgten Debüts an der Komischen Oper Berlin mit La Belle Histoire, am Theater Basel mit Don Carlos und am Théâtre Champs-Elysées mit dem Orchestre national d’Ile-de-France. 2016 war er der Assistent von Alberto Zedda für Rossinis Ermione an der Opéra Lyon, an der er später die musikalische Leitung von Offenbachs Blaubart innehatte. Zuletzt dirigierte er u.a. La Cenerentola an der Bayerischen Staatsoper und La belle Hélène in der Regie von Barrie Kosky an der Komischen Oper Berlin.

PREMIERE
Gaetano Donizetti

L’elisir d’amore
Sonntag, 30. Oktober 2022, 18 Uhr

Weitere Vorstellungen 4. / 6. / 13. / 20. / 28. November 2022
4./ 6. / 23. / 25. Dezember 2022

Musikalische Leitung Michele Spotti / Vlad Iftinca (ab 1. Dezember)
Regie Anika Rutkofsky
Bühne Uta Gruber-Ballehr
Kostüme Adrian Stapf
Licht Bernd Purkrabek
Chor Bernhard Moncado
Konzeptionelle Mitarbeit Johanna Danhauser
Dramaturgie Miron Hakenbeck

Adina Claudia Muschio / Elena Tsallagova
Nemorino Kai Kluge / Charles Sy
Belcore Björn Bürger / Johannes Kammler
Dulcamara Giulio Mastrototaro
Gianetta Laia Vallés / Natasha Te Rupe Wilson

Staatsopernchor Stuttgart
Staatsorchester Stuttgart
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Michael Güttler dirigierte ab Samstag (15.10.) „Pique Dame“ in Bari/Teatro Petruzzelli (bis 20.10.)

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Sito Petruzzelli (fondazionepetruzzelli.it)

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Wien/Stadthalle: The Christmas Show 2022 von Viktor Gernot & his best friends!

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Karten zum Selbststellen bei Christian Dander

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Sehr geehrte Damen und Herren,
hier ist sie: The Christmas Show 2022 von Viktor Gernot & his best friends! am 11.12 in der Wiener Stadthalle
Roulettettickets um nur € 30.-

Viktor Gernot & his best friends
The Christmas Show 2022
ROULETTE TICKETS um nur € 30;
Ein Roulette-Ticket ist an keine Sitzplatzkategorie gebunden. Es gilt für alle noch frei verfügbaren Plätze der aktuellen Vorstellung. Wo Sie sitzen wird am Abend der Veranstaltung entschieden…
„The Christmas Show“ ist ein kultig, österreichisch-amerikanisches Entertainerkonzert. Eine adventliche Mischung aus den schönsten Weihnachtshits der Ära der großen Entertainer und aus handverlesenen Geschichten und Gedichten.
„Alle Jahre wieder“ feiert der Ausnahmeentertainer gemeinsam mit seinen Best Friends und seinem Publikum einen musikalischen Vorweihnachtsabend. Viktor Gernot bringt all sein Können und seine Erfahrung aus über 30 Jahren Musik, Kabarett, Musical und TV auf die Bühnen.
Garantiert handgemacht, Punschlos und Electronic Beat frei!

EVENTINFO:
Sonntag, 11.12.22 – Beginn 20 Uhr
WIENER STADTHALLE/HALLE D

TICKETINFO:
ROULETTE TICKETS um nur € 30 je Ticket

Tickets werden am Tag der Veranstaltung ab 18.30 Uhr an der Roulettekassa im Kassafoyer (zwischen Halle F und Halle D) nicht an den Kassen der Wiener Stadthalle, rechts langes Holzpult, unter Ihrem Namen hinterlegt sein.
Beachten Sie die rote Leuchtschrift ROULETTETICKETS

!! Beachten Sie, dass vor Ort nur Barzahlung möglich ist!!
Bitte Barbetrag genau mitbringen!
( Bei Nichtabholung muss der Betrag überwiesen werden)
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ST.PÖLTEN/Festspielhaus: Saison und neue Intendantin starten mit „Vlaemsch (chez moi)“ von Sidi Larbi Cherkaoui. 10.10.2022

Was macht unsere Identität aus? Was die eines Volkes, einer Nation? Welche Rolle spielen dabei Vergangenheit, Geschichte und Erinnerung? Und: Wie entsteht Identität? Ihre Amtszeit als neue Intendantin des Festspielhauses St. Pölten und die Saison 22/23 eröffnet Bettina Masuch mit dem Stück „Vlaemsch (chez moi)“ des belgisch-marokkanischen Choreografen Sidi Larbi Cherkaoui. Ein Tanz-Theater-Konzert ersten Ranges.

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Die Bühne ist ein Haus mit Dachboden, aus dessen Dunkel diverse, meist in Grautönen gehaltene Requisiten, Bruchstücke von verschütteten Erinnerungen aus verstaubten Gerümpel-Halden und Kisten – wie aus den Tiefen des Unbewussten – ans Licht und in die Wahrnehmung geholt werden. Das Grau als der Bereich zwischen Schwarz und Weiß erzählt vom Analogen, Fließenden einer verschiedentlich wahrgenommenen, beschriebenen und erinnerten Vergangenheit.

Die Musik spielt eine zentrale Rolle in diesem Stück. Der Lautenspieler Floris de Rycker und sein Ensemble Ratas del viejo Mundo spielen und singen live Musikstücke aus den letzten 5 Jahrhunderten. Ein Genuss für sich, wie altes (Renaissance-)Liedgut, von Laute, Sopranen und Tenor intoniert, zuweilen mit sorgsam eingespielten elektronischen Sounds garniert, ins Jetzt geholt wird. Afrikanische Trommeln, chinesische(r) Klangschalen und Gesang mischen sich ein. Eine akustische Melange aus drei verschiedenen Kulturen als konzertanter Spiegel des Bühnengeschehens. Und Polyphonie als Seinsweise.

Die Hauptrolle jedoch spielen zu Co-Performern gewordene, unterschiedlich große und meist graue Bilder-Rahmen sowie von den PerformerInnen geführte Pinsel. Ein einfaches und doch so beredtes Bild für das so genannte Framing, bei dem, Komplexität reduzierend und den Intentionen des Informierenden wie auch denen des Informierten dienend, bestimmte Aspekte und Narrative selektiert und hervorgehoben werden, um andere in den Hintergrund zu drängen. Die so entstehenden Verfärbungen können und sollen zumeist auch moralische Rechtfertigung, intentiöse Deutung und daraus abgeleitete Aktivitäten unterstützen.

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Mit diesen Rahmen, hinter ihnen und durch sie hindurch agieren die PerformerInnen, hängen sie Jesus auf seine ausgebreiteten Arme, schauen aus ihnen in einer zum dicht gedrängten Familienbild arrangierten Porträt-Collage. Die Fülle der in diesem Stück angerissenen Themen und deren Brisanz sind immens. Die koloniale Vergangenheit Belgiens, die Kongo-Gräuel und Sklaverei gehören wie die Hexenverbrennungen, die seit Langem anhaltende Entrechtung der Frauen, der Katholizismus und dessen rahmende Macht zum Flämischen wie die Alten Maler-Meister, die Musik der Renaissance, die Lyrik in heute selbst für Flamen unverständlichem Flämisch und die schon seit Jahrhunderten gelebte kulturelle Vielfalt.

Die Kostüme des Modedesigners Jan-Jan Van Essche entfalten eine besondere Wirkung. In binärem Schwarz und Weiß nur am Anfang (weil Flandern so und so einfach nicht ist), dann mehrfach gewechselt repräsentieren die DarstellerInnen Menschen – Soldaten, Metzger, Arbeiter, Pfadfinder, Radfahrer, Fahnen schwenkende Nationalisten, Frackträger, feine Dame und Braut – aus diversen Epochen und Regionen der Welt simultan auf der Bühne, in zeitlicher Diskontinuität, aber mit historischen Interdependenzen. Ein Erinnerungsbrei wie letztlich im Bewusstsein, mehr noch im Unterbewussten von Menschen, Völkern und Nationen.

In einem lebendigen, mit viel Dynamik variierten Bühnenbild (Hans Op de Beeck) entstehen atmosphärische Bilder von poetisch-metaphorischer Kraft. Das Letzte Abendmahl („Einer von euch wird mich verraten!“), gestellt mit bunt gekleidetem PerformerInnen-Volk, huscht vorbei und bleibt doch hängen. Kinderwagen und was wird uns in die Wiege gelegt, Jesus auf geputztem Sockel, der Polizist, der letztlich selbst nach seiner Pfeife tanzt. Die anfangs wie eine Tote aus einem Karton entpackte Frau, per Hexenverbrennung und vom Patriarchat geächtet als wertgeminderter, gefährlicher Nicht-Teil der Gesellschaft, zeigt sich schließlich doch lebendig. Sehr viele Rahmen werden auf ihrem gebeugten Rücken aufgetürmt. Und einen Rahmen sprengt sie schließlich.

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Die Arbeit lebt von Poesie, Lyrik und Prosa, vielen Stimmungen (in Anklängen werden auch Themen von Werken flämischer Meister zu performativem Leben erweckt) und Gefühlen. Von Schwermut und Getragenheit über Selbstbeschau und trotzigen Selbstbetrug zu kämpferischem Verteidigen und Beharren („Ich habe nichts Schlimmes getan!“) oder Resignation. Immer wieder aber schaut Cherkaoui auch mit Humor und Augenzwinkern auf sich und seine Landsleute. Die Choreografie setzt die tänzerische Meisterschaft der Kompanie „Eastman“ dem Sujet dienend ein, unaufdringlich, hochkarätig. Und sie begeistert.

Was aber bleibt, ist die Kraft dieser Gesellschaft. Seit dem 15. Jahrhundert ist Flandern ein kultureller Schmelztiegel. Heute leben Menschen aus der ganzen Welt dort und bereichern mit ihren Prägungen die Gesellschaft und deren Kunst. Eindrucksvoll zeigt Cherkaoui das in einer nur kurzen Sequenz, in der er jeden der DarstellerInnen auf der Bühne einen poesievollen Satz in seiner/ihrer Muttersprache sprechen lässt. Kein babylonisches Sprachengewirr, sondern Verständigung auf der Ebene gemeinsamer Realitäten, Träume und Sehnsüchte. Polyphonie als Utopie.

Die Arbeit ist wie eine Meditation, in deren Verlauf unzählige Aspekte aus intrapsychischem wie historischem Nebel an die Oberfläche gespült werden. Framing als unbewusst wirkender und bewusst eingesetzter Mechanismus zur Identitätsbildung und Polyphonie als metaphorische Umschreibung der resultierenden, individuellen wie gesellschaftlichen, Existenzweise. „Vlaemsch (chez moi)“ ist ein höchst dichtes, äußerst komplexes, sensibel beobachtetes, in poetische, mehrdimensionale Bilder gepacktes, auch sehr persönlich-autobiografisches, humanistisch-feministisches und zu Recht mit Standing Ovations bedachtes Werk.

ran4©FilipVanRoe_Vlaemsch by Sidi Larbi Cherkaoui @ Eastman Company

Die zum Ende hin eingestreuten arabischen Gesangsfetzen weisen auf den zweiten Teil dieses Diptychons, in dem sich Sidi Larbi Cherkaoui, wie er vor der Vorstellung im Einführungs-Gespräch mit Bettina Masuch erläuterte, seinen marokkanischen Wurzeln stellen will.

Rando Hannemann
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Lukas Resetarits wird 75: „Rückspiegel“ und „Was gibt es Neues?“ am 14. Oktober in ORF 1

Außerdem: Eine neue Ausgabe „Fakt oder Fake“ mit Oliver Baier, Katharina Straßer und Marianne Mendt

Wien (OTS) – Am Freitagabend wird in ORF 1 wieder gerätselt, gestaunt und gelacht! In einer neuen Folge „Fakt oder Fake“ am Freitag, dem 14. Oktober 2022, um 20.15 Uhr grübeln Oliver Baier, Katharina Straßer und Marianne Mendt über Tatsachen und Täuschungen. Um 21.15 Uhr ist anlässlich Lukas Resetarits’ 75. Geburtstags dessen Blick in den „Rückspiegel“ mit Highlights aus seinen Programmen zu sehen. Sein Geburtstag ist auch das Thema von „Was gibt es Neues?“ um 22.30 Uhr. Lukas Resetarits sitzt gemeinsam mit Eva Maria Marold, Gery Seidl, Leo Lukas und Viktor Gernot im Rateteam.

„Fakt oder Fake“ um 20.15 Uhr

Clemens Maria Schreiner hat diesmal die Rollen umgedreht: Er fragt „Was gibt es Neues?“-Moderator Oliver Baier, ob seine abstrusen Geschichten und Videos „Fakt oder Fake“ sind. Weiters sind Schauspielerin Katharina Straßer und die Musik- und Schauspiel-Legende Marianne Mendt im Rateteam. Sie stellen sich u. a. den Fragen: Stimmt es, dass ein Hundejahr sieben Menschenjahren entspricht? Und können einzelne Wassertropfen in der Luft einfach so stehenbleiben? Rätsel über Rätsel – aber es gibt auf alle auch Antworten!

„Lukas Resetarits: Rückspiegel“ um 21.15 Uhr

Lukas Resetarits wirft einen Blick in den „Rückspiegel“ und präsentiert auf der Bühne sein Schaffen der letzten Jahrzehnte. Er hat nämlich bei der Durchsicht der DVD-Gesamtausgabe seiner Programme einiges für sich wiederentdeckt. Und so kommentiert er Nummern, die immer noch Gültigkeit haben, und verbindet aktuelle Moderationen mit den Videoaufnahmen von einst.

„Was gibt es Neues?“ mit Resetarits, Marold, Seidl, Lukas und Gernot um 22.30 Uhr

Lukas Resetarits wird von Oliver Baier in dessen „Was gibt es Neues?“-Rateteam begrüßt. Sein 75. Geburtstag ist auch das Thema der Sendung, die er gemeinsam mit Eva Maria Marold, Gery Seidl, Leo Lukas und Viktor Gernot bestreiten wird. Die Promifrage stellt Dirk Stermann, der gerade seine erste Solokabarettpremiere hinter sich gebracht hat.

Das Kabarettprogramm „70er – leben lassen“ über den optimistischen Geist der Siebzigerjahre und viele weitere Filme und Serien mit Lukas Resetarits findet man in einer Kollektion auf Flimmit.
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ORF III am Freitag: Österreichisches Film-Doppel „Taxi für eine Leiche“ und „Ene mene Muh… und tot bist Du…“

– ORF III Kultur und Information präsentiert am Freitag, dem 14. Oktober 2022, in der Sendeleiste „Der Österreichische Film“ die Krimikomödien „Taxi für eine Leiche“ von Wolfgang Murnberger sowie „Ene mene Muh… und tot bist Du...“ von Houchang Allahyari.

Nach dem Roman „Ende der Vorstellung“ von Edith Kneifl entstand 2002 die von Wolfgang Murnberger inszenierte TV-Adaption „Taxi für eine Leiche“ mit u. a. Gertraud Jesserer und Karlheinz Hackl, die ORF III ab 20.15 Uhr zeigt. Ein Kino in der Wiener Vorstadt: Nach Ende der Vorstellung sitzt plötzlich eine Leiche im Saal. Der mysteriöse Krawattenmörder hat wieder zugeschlagen. Gemeinsam mit ihrem Freund Schorsch (Hackl) will Kinobesitzerin Hermine (Jesserer) den „geschäftsschädigenden“ Fund unauffällig loswerden. Doch die Leiche ist plötzlich wieder verschwunden. Im Zuge der Ermittlungen geraten nicht nur Hermine und Schorsch, sondern auch Lotte (Brigitte Kren) und Wurli (Karl Fischer), freizügige Friseurin und eifersüchtiger Taxifahrer, sowie der sonderbare Beislgast Gabriel (Lars Rudolph) unter Verdacht.

Anschließend folgt die 1999 produzierte „mörderische“ Satire „Ene mene Muh… und tot bist Du...“ (21.40 Uhr) von Houchang Allahyari: In einem Altersheim am Stadtrand von Wien versammeln sich die ältesten Bürger/innen der Stadt. Der neue Chefarzt Dr. Klein (Reinhard Nowak) setzt sich für ein menschenwürdiges Dasein der Heiminsassen ein. Er organisiert Ausflüge, Kinobesuche und kleine Feiern. Die Bewohner/innen lieben ihn dafür, das Pflegepersonal weniger. Als es zu einer Reihe seltsamer Todesfälle unter den Seniorinnen und Senioren kommt, fällt der Verdacht der eher schlampig ermittelnden Polizei auf ihn. Dr. Klein wird suspendiert, und um seine Reputation wieder herzustellen, versucht er, den Fall auf eigene Faust zu klären. Ihm ist längst klar, dass der Täter oder die Täterin unter den Heimbewohnerinnen und -bewohnern zu suchen ist. Unterstützt wird er vom pensionierten Polizeiinspektor Förster (Karl Merkatz), der sich nicht nur als Waffennarr, sondern auch als brauchbarer Ermittler erweist. Vor der Kamera standen weiters u. a. Bibiana Zeller (Frau Kadletz), Christine Schuberth (Schwester Sigrid), Kurt Sobotka (Dr. Pressl) und Waltraut Haas (Frau Selik).
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Ein Gedanke zu „DIE FREITAG-PRESSE – 14. OKTOBER 2022“

  1. Der Beitrag zum Thema „Regietheater“ ist wirklich lesenswert. Vor allem das letzte Viertel, in dem Heinz Sichrovsky die Sparte der Regisseure an den Pranger stellt, die „unmusikalisch“ seien: Simon Stone hebt er hier stellvertretend hervor. Dem muss ich teilweise zustimmen. Bislang hat es noch kein Regisseur geschafft, mich von der Oper fernzuhalten. Seit Simon Stones Inszenierung von Verdis „La Traviata“ hat sich die Lage geändert. Ich möchte dieses Bombardement an über die Leinwand flimmernden WhatsApp Nachrichten und das gleißende Licht, das vollkommen im Gegensatz zu der wunderbaren Musik verläuft, eigentlich nicht mehr über mich ergehen lassen.

    Das Besorgniserregende dabei: Glaubt man Kennern, könnte der Australier als Regisseur sogar noch das ganze Jahrzehnt an den Opernbühnen prägen. Simon Stones Spezialität: Seine sogenannten „Überschreibungen“. Dabei nimmt er Klassiker, setzt sie in die Gegenwart und stülpt ihnen somit eine gewisse Aktualität über. Bevor er beim Schauspiel damit ausgedient hat, galt er dort als regelrechter Shootingstar. Nun hat man ihn an der Oper „entdeckt“ und lässt ihn in Wien aufs zahlende Publikum los. Beim Wozzeck empfand ich das Konzept noch als stimmig. Bei der Traviata hingegen nicht.

    Dass eine Influencerin, die sich am Bauernhof ein Digital Detox gönnt, an Aktualität kaum zu überbieten ist, dem möchte ich gar nicht widersprechen. Wenn allerdings grelles Bild und harmonische Musik derart wenig Hand in Hand gehen, wird es unerträglich. Vielleicht sollte man Simon Stones Aufträge deshalb einfach begrenzen. Ob zu Alban Bergs atonaler Musik ein Arbeiter aus dem Wiener Proletariat sich beim Würstelstand vergnügt oder im Fitnesscenter sich den Frust von der Seele strampelt, steht da viel weniger im Widerspruch.

    Jürgen Pathy

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