DIE FREITAG-PRESSE – 23. AUGUST 2024

DIE FREITAG-PRESSE – 23. AUGUST 2024

Klaus Mäkelä © Marco Borggreve 

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE FREITAG-PRESSE – 23. AUGUST 2024

Österreichischer Musiktheaterpreis: Opernstar Asmik Grigorian erhält „Großen Preis der Jury“

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Der „Große Preis der Jury“, vormals „Medienpreis“, wird der renommierten Sopranistin im Zuge der Gala Matinée am 1. September 2024 in der Volksoper Wien verliehen.

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Salzburg
Dirigenten-Jungstar Mäkelä debütierte in Salzburg: Bei Schostakowitsch fehlte der doppelte Boden (Bezahlartikel)
Zwiespältig fiel das Salzburg-Debüt des gehypten Dirigenten Klaus Mäkelä mit dem Oslo Philharmonic aus. Auch von der Solistin, der Geigerin Lisa Batiashvili, hatte man mehr erwartet
DiePresse.com

Freude am Wumms (Bezahlartikel)
Klaus Mäkelä ist der jüngste Stardirigent weit und breit. Zu Recht, wie er bei seinem Salzburger Debüt beweist.
SueddeutscheZeitung.de

Triumphales Debüt
Festspiele / Oslo Philharmonic / Mäkelä
drehpunktkultur.at

Linz
Brucknerhaus-Affäre: SPÖ spricht Luger das Vertrauen aus
Während die Parteien Lugers Rücktritt fordern, rückt die Landes-SPÖ vor der Sitzung zur Verteidigung des Linzer Bürgermeisters aus.
Kurier.at

Hannover/ Umsonst und draußen
Geschichten von der Liebe: Alles zum Hannover Klassik Open Air im Maschpark
Was wird gespielt, wer singt und wie wird das Wetter? Am Sonnabend steigt das Hannover Klassik Open Air im Maschpark mit Arien und Duetten aus großen Opern. 2014 gab es das dort erste Opernfestival unter freiem Himmel. Das müssen Sie zur Zehn-Jahre-Gala wissen.
HannoverscheAllgemeine.de

Dortmund
Im Bann von Wagners „Ring“:  Intendant Heribert Germeshausen über die Spielzeit 2024/25 im Opernhaus
Die Oper Dortmund meldet sich aus den Theaterferien zurück und wünscht allen eine aufregende neue Spielzeit 2024/25.
Ruhrnachrichten.de

Startschuss für Konzerte auf Schloss Neuschwanstein gefallen
Erstmals seit 2015 finden wieder Konzerte im Märchenschloss statt. Der Veranstalter überrascht dabei mit einem neuen Konzept. Vier Orchester- und Kammermusikabende im Schlosshof stehen noch aus.
euroherz.de

Graz
„Der Ring an einem Abend“: Opernerlebnis am Grazer Schloßberg
Anfang dieser Woche war der Grazer Schloßberg erfüllt von Operngesang. „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner wurde auf der Kasematten-Bühne gezeigt.
5Minuten.at

Braunschweig
Cortez Musiktheater zeigt „Die Currywurst“ in Braunschweig
Die turbulente Kriminal-Komödie mit Live-Musik spielt in Groß Schwülper. Premiere ist am 23. August in der Brunsviga. Das Braunschweiger Ensemble Cortez Musiktheater meldet sich mit einem neuen, selbstgeschriebenen Stück zurück: Gleich viermal zeigt es die Komödie „Die Currywurst“ in der Brunsviga. Premiere ist am Freitag, 23. August, um 20 Uhr.
Braunschweiger-Zeitung.de

Salzburg
Salzburger Festspiele: Elīna Garanča und Malcolm Martineau ernten Jubel
DerStandard.at

Komponierter Seitensprung
Festspiele / Schumannliebe
drehpunktkultur.at

Camerata Salzburg: „Dichterliebe“ ist klanglich neu umhüllt (Bezahlartikel)
Die Camerata Salzburg spielte Robert Schumanns Liederzyklus in Orchesterfassung
SalzburgerNachrichten.at

Maxim Emelyanychev: Mozart ist sein Steckenpferd
BR-Klassik.de

München
20 Jahre Kammeroper München: Zum Jubiäum kommt „Die weiße Dame“
BR-Klassik.de

Berlin
Zukunft der Komischen Oper in Berlin: Kai Wegner schließt nichts aus
taz.de

Wachs muss erst warm werden: Die Sommerakademie der Wiener Philharmoniker bei Young Euro Classic (Bezahlartikel)
Tagesspiegel.de

Hamburg
Kühne und die Oper in Hamburg: Was Kultursenator Brosda sagt   Die Pläne für ein neues Opernhaus in der Hafencity sind noch nicht vom Tisch
NDR.de

Links zu englischsprachigen Artikeln

Pesaro
Rossini’s Ermione receives a visually overwhelming production in Pesaro
seenandheard-international.com

London
Excellent performances from the cast of six in a reworking of a rare Paisello opera
seenandheard-international.com

Prom 42, Beethoven’s Ninth Symphony, Aurora Orchestra, Collon review – a dramatic coup
TheArtsdesk.com

PROM 42: BEETHOVEN’S NINTH BY HEART, Royal Albert Hall        Aurora Orchestra deconstruct and perform the classic Symphony from memory
broadwayworld.com

Beethoven’s Ninth without music proves a crazy plan that works handsomely, plus the best of August’s classical concerts (Subscription required)                                                                telegraph.co.uk

Energy and showmanship in Minasi and Ensemble Resonanz’s Mozart at the Proms
bachtrack.com/de

Waterperry
Britain’s youngest summer opera festival is seriously impressive
Waterperry Opera Festival presented a Barber of Seville with bundles of Italianate warmth and an exceptional Turn of the Screw
spectator.co.uk

New York
OPERA America Announces New Board Chair And Key Staff Appointments
broadwayworld.com

Annandale-on-Hudson
La damnation de Faust, Bard College — first-rate singers adorn tale of temptation (Subscription required)
Leon Botstein’s conducting was heavy-footed but the voices redeemed the performance
ft.com

Obituary
Record Legend Dies, 97
Robert Peter Munves, a record executive who made millions out of old classics, died this week at the age of 97.
slippedisc.com

Sprechtheater

Sprechtheater
Bleiernes Gedankenwälzen beim „Zauberberg“ der Salzburger Festspiele
DerStandard.at/story

Genussvoll Zeit verschwenden: Thomas Manns „Der Zauberberg“ in Salzburg (Bezahlartikel)
MuenchnerAbendzeitung.de

«Der Zauberberg» in Salzburg:
Der Regisseur Krystian Lupa macht aus dem tausendseitigen Roman von Thomas Mann ein Spektakel, das keine Sprache braucht
NeueZürcherZeitung.ch

Salzburg
„Der Zauberberg“ nach Thomas Mann: Winterreise in den Holocaust
Krystian Lupa inszenierte kafkaeske Bilder und gespenstische Szenen. Die Hälfte des Publikums floh zur Pause
Kurier.at

Ausstellungen/Kunst

Wien
Direktorin der Kunsthalle Wien: „Es sollen einfach mehr Leute kommen“
Die neue Direktorin, Michelle Cotton, will die Kunsthalle Wien wieder breiter öffnen und strengt dafür das Modewort „Outreach“ an. Bei der Britin hat das funktioniert, sie kommt selbst aus einer kulturfernen Familie. Auch den Freundesverein will sie reaktivieren. Was sagt sie zu Gerald Matt als dessen Präsident?
DiePresse.com

Politik

Österreich
Lügen-Affäre: Luger legt alle SPÖ-Parteifunktionen zurück
Nach längerem Schweigen hat Babler den Linzer Bürgermeister doch zum Rücktritt als Linzer SPÖ-Chef aufgefordert. Einem Schiedsgerichtsverfahren kommt Luger mit dem Rückzug zuvor. Lugers Verhalten sei nicht zu entschuldigen, betont Babler: „Ich bin angetreten für eine neue Sozialdemokratie. Als Bundesparteivorsitzender heißt das für mich, klare Konsequenzen einzufordern. In einer Sozialdemokratie unter meiner Führung hat so ein Verhalten keinen Platz.“
Kurier.at

Österreich
Neues Modell: Kanzler will radikale Sozialhilfe-Kürzung
Am Donnerstag stellte Bundeskanzler Karl Nehammer ein neues Modell für die Sozialhilfe vor. So will die ÖVP bei der Nationalratswahl punkten.
Heute.at

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Unter’m Strich

Sieben Tote bei Jachtdrama in Italien
Jachtdrama: Kapitän im Visier der Ermittler. Hat er die Gefahr unterschätzt? James Cutfield hatte auf der „Bayesian“ die Verantwortung über neun Crewmitglieder und zwölf Gäste. Das Schiff hat bereits in der Vergangenheit schwere Unwetter überstanden. Aber diesmal verlief alles anders. Nun sind sieben Menschen tot. Die 18-jährige Tochter von Milliardär Mike Lynch wird noch vermisst.
krone.at

INFOS DES TAGES (FREITAG, 23. AUGUST 2024)

INFOS DES TAGES (FREITAG, 23. AUGUST 2024)

Quelle: onlinemerker.com

Österreichischer Musiktheaterpreis: Opernstar Asmik Grigorian erhält „Großen Preis der Jury“

asmik

Der „Große Preis der Jury“, vormals „Medienpreis“, wird der renommierten Sopranistin im Zuge der Gala Matinée am 1. September 2024 in der Volksoper Wien verliehen.

– 1981 in Vilnius, Litauen, als Tochter der Sopranistin Irena Milkevičiūtė und des Tenors Gegham Grigorian geboren, war Asmik Grigorian die Musik praktisch in die Wiege gelegt. Bereits früh zeigte sich ihr außergewöhnliches Talent, das sie nach ihrem Studium an der Litauischen Musik- und Theaterakademie auf die größten Bühnen der Welt führen sollte. Von der Königlichen Oper in Stockholm über die Bayreuther Festspiele an die Mailänder Scala bis hin zur Metropolitan Opera in New York – seit jeher begeistert Grigorian Publikum sowie Kritiker gleichermaßen mit ihrer emotionalen Tiefe, technischen Brillanz und faszinierenden Bühnenpräsenz.

Diese herausragende Leistung blieb nicht ungewürdigt: Neben dem International Opera Award als „Beste Sängerin“ wurde Grigorian 2019 von der deutschen Fachzeitschrift „Opernwelt“ als „Sängerin des Jahres“ ausgezeichnet. Auch bedachte sie der Österreichische Musiktheaterpreis im selben Jahr mit einem „Goldenen Schikaneder“ für die „Beste weibliche Hauptrolle“. 2022 wurde ihr der „Premios Ópera XXI“ verliehen, gefolgt vom „Opus Klassik“ im Jahr 2023. Mit der Verleihung des „Großen Preis der Jury“ tritt die gefeierte Sopranistin nun in die Fußstapfen von international gefeierten Größen wie Camilla Nylund, die im vergangenen Jahr ausgezeichnet wurde, sowie Elīna Garanča (2022), Jonas Kaufmann (2021), Günther Groissböck (2020), Herbert Lippert (2019), René Pape (2017), dem inzwischen verstorbenen Dmitri Hvorostovsky (2016) und Piotr Beczała (2015).

„Asmik Grigorians beispiellose Karriere und ihr enormer Verdienst um die Opernwelt haben das Musiktheater nachhaltig geprägt. Es ist daher nur folgerichtig, dass sie mit dem ‚Großen Preis der Jury‘ prämiert wird – einer Auszeichnung, die ihrer beeindruckenden Laufbahn gerecht wird“, so Karl-Michael Ebner, Initiator und Präsident des Österreichischen Musiktheaterpreises.

„Es bedeutet mir sehr viel, wieder beim Österreichischen Musiktheaterpreis dabei zu sein! Eine derartige Anerkennung zu erfahren – in einem Land, das eine so bedeutsame Operntradition pflegt – hat für mich einen unschätzbaren Wert“, betont Asmik Grigorian.

Eine Stimme von Weltklasse
Bekannt ist Grigorian vor allem für ihre Fähigkeit, komplexen Charakteren mit atemberaubender Intensität Leben einzuhauchen. Ein Beispiel dafür ist ihre gefeierte Interpretation der Salome in Richard Strauss’ gleichnamiger Oper, die 2018 bei den Salzburger Festspielen unter der Regie von Romeo Castellucci und der musikalischen Leitung von Franz Welser-Möst aufgeführt wurde. Seitdem hat Grigorian eine regelmäßige Präsenz bei den Salzburger Festspielen: 2020 und 2021 als Chrysothemis in „Elektra“, 2022 in den weiblichen Hauptrollen aller drei Opern von Puccinis „Il trittico“ und 2023 als Lady Macbeth in Verdis „Macbeth“. Höhepunkte der Saison 2023/24 umfassen ihre mit Spannung erwarteten Hausdebüts an der Metropolitan Opera in New York als Cio-Cio-San in „Madama Butterfly“ sowie der Bayerischen Staatsoper in München als Lisa in „Pique Dame“. Auch feierte sie ihr eindrucksvolles Rollendebüt als Turandot an der Wiener Staatsoper.

Grigorians Engagement für die Kunst endet jedoch nicht auf der Bühne. Als Gründungsmitglied der Vilnius City Opera hat sie auch abseits der großen Opernhäuser Maßstäbe gesetzt und zur Förderung der Opernkultur in ihrer Heimat und darüber hinaus beigetragen. Zweimal wurde die Sopranistin mit dem Goldenen Bühnenkreuz, dem höchsten litauischen Theaterpreis, ausgezeichnet – eine Würdigung ihrer musikalischen Erfolge und ihres Einsatzes für das Musiktheater.

Weitere Informationen auf musiktheaterpreis.at

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VERONA: DOMINGO ZARZUELA-GALA MIT HERNÁNDEZ UND CHACÓN (21. August)

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ZU FACEBOOK
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Visionärer Schritt für Davos: Kirchner Museum Davos plant Erweiterung für internationale Kunstsammlung
Sehr geehrte Medienschaffende
Im Kirchner Museum Davos (KMD) steht ein bedeutendes Projekt an. Das KMD plant einen Erweiterungsbau, um eine der aussergewöhnlichsten privaten Kunstsammlungen von internationaler Bedeutung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Um die kulturelle und touristische Attraktivität der Region Davos und Graubündens nachhaltig zu stärken, ist ein Grundsatzentscheid der
Gemeinde Davos und der Davoser Stimmbevölkerung zur Unterstützung des Projekts notwendig.

Datum: Donnerstag, 22. August, 10:00 – 11:00 Uhr
Ort: Kirchner Museum Davos, Promenade 82, 7270 Davos
Referierende
● Katharina Beisiegel, Direktorin Kirchner Museum Davos
● Claudio Rhyner, Landratspräsident, und Vize-Präsident Ernst Ludwig Kirchner
Stiftung
● Philipp Wilhelm, Landammann Gemeinde Davos
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MACERATA/ Galleria dell’Accademia di Belle Arti di Macerata (GABA.MC),
Piazza Vittorio Veneto 7

„Trasguardi“ – Eine Ausstellung über die Sinnlichkeit des lebendigen Theaters in der Bühnenphotographie von Clarissa Lapolla

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Clarissa Lapolla

Kaum eine Kunstform vermag es, alle Sinne so anzusprechen wie die Oper. Auditiv, visuell und sogar olfaktorisch gelingt es ihr, grandiose Momente zu schaffen, zu bewegen, Gänsehaut zu erzeugen und manchmal sogar jene Katharsis, die das antike griechische Drama stets erzielen wollte. Historisch wurde dabei auch stets die Frage diskutiert, ob nun die Musik oder das Wort den Primat innehaben – Prima la musica e poi le parole? Insbesondere in der Zusammenarbeit von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal kumulierte diese Frage zu einem außergewöhnlichen Klimax des gemeinsamen Schaffens, denn letztlich war die Frage irrelevant, arbeiteten doch beide, Musik wie Wort, in der Oper stets zusammen. Im Ergebnis erzeugte die Operngeschichte gemeinsam mit den bildenden Künsten oftmals atemberaubende Produktionen, die uns in andere Welten entführten und das gesamte Spektrum menschlichen Fühlens und Erlebens abzubilden vermochten. Exemplarisch seien hier Produktionen wie „La Gioconda“, die in einer Fassung aus ihrer Entstehungszeit bis Februar 2024 an der Deutschen Oper Berlin gezeigt wurde, Margarete Wallmanns „Tosca“ aus dem Jahr 1958 oder Otto Schenks „Der Rosenkavalier“ aus dem Jahr 1968 an der Wiener Staatsoper, sowie Franco Zeffirellis „La Bohème“ aus dem Jahr 1963 für die Scala und natürlich auch seine „Turandot“ für die MET aus dem Jahr 1987 genannt. Interessanterweise entstand historisch gesehen nie eine Diskussion, ob nicht vielleicht auch das Bild und die Inszenierung den Primat vor Musik und Wort innehaben sollten. Stets folgte das Bühnenbild der durch Musik und Libretto festgelegten Deutung des Werks.

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„Salome“, Teatro Petruzzelli, Bari, Premiere am 24. Februar 2023

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„Arianna a Nasso“ (Ariadne auf Naxos, ital. Fassung), Festival della Valle d’Itria, Martina Franca, Premiere am 21.07.2020 

Erst mit den 68ern machten sich in Frankreich und im deutschprachigen Raum jene Regisseure breit, deren Konzept des Regietheaters zunächst vom Spieltheater kommend eine bewusste Dekonstruktion der Werke und ihrer Lesarten durchsetzen wollte. Unter dem Vorwand der „Modernisierung“ begann so eine zunehmende Aushöhlung von Theaterstücken, die es dem Regietheater ermöglichte, den Werken völlig fremde Deutungen überzustülpen und so zumeist gesellschaftspolitische Agenden zu propagieren. Im Laufe des erfolgreichen „Marschs durch die Institutionen“ jener 68er wurden dann zunehmend auch Intendanzen französischer und deutscher Theater mit Protagonisten des Regietheaters besetzt, später folgend dann ebenso in Österreich. Als im Ergebnis zunehmend das Publikum ausblieb, da das Interesse an belehrenden Theaterabenden überschaubar blieb, stürzte dies einerseits die Spieltheater in die Krise. Andererseits begannen die Protagonisten des Regietheaters damit, auf die Oper überzugreifen und verlagerten den von ihnen initiierten Kulturkampf auch in die Musiktheater. Heute haben es sich zahlreiche Protagonisten des Regietheaters an den großen Opernhäuserm in Frankreich, Deutschland und Österreich komfortabel eingerichtet, beispielhaft seien hier Paris, München und Wien genannt. Es ist keine Überraschung, dass jenes Konzept des Regietheaters noch weniger an den Opernhäusern funktioniert, da es zumeist jeder Sinnlichkeit entsagt und somit einen wesentlichen Charakterzug der Oper schlicht auslöscht. Auslastungen von unter 25% wie beispielsweise an der Staatsoper Hamburg sind das Resultat. Als Reaktion ist dann häufig die Rede davon, dass die Oper eine verstaubte, zu modernisierende Kunstform sei, die man nur durch zunehmende Ideologisierung für ein junges Publikum attraktiv machen müsse, um sie als Kunstform zu retten, am Regietheater könne es aber keinesfalls liegen wer das nicht verstehe sei intellektuell eben nicht ausreichend gebildet.

Dass eine Veränderung oder gar Politisierung von existierenden Opern und ihren Libretti genauso lästig und vollkommen unnötig ist, liegt auf der Hand. Und tatsächlich beweist ein Blick nach Italien immer wieder, dass zeitgenössische Inszenierung von Opern möglich ist, ohne die Werke zu entfremden oder dekonstruieren zu müssen. Im Gegenteil, im Land von Puccini, Verdi, Rossini und Donizetti entstehen kontinuierlich ästhetisch herausragende Gesamtkunstwerke, in der die volle Bandbreite der gewählten Darstellung von Minimalismus zu völliger Opulenz zu erleben ist und die so der Kunstform Oper als holistisches Kunstwerk nicht nur Tribut zollen. Vielmehr wird genau so die Oper lebendig gehalten und weiterentwickelt.

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„La Bohème“, Teatro Petruzzelli, Bari, Premiere am 21.12.2023

Dieses anspruchsvolle Schaffen auf den Bühnen Italiens zu dokumentieren, hat sich die Bühnenphotographin Clarissa Lapolla zum Ziel gemacht. Nach ihrem Studium an der Accademia del Teatro alla Scala kehrte sie 2014 zurück in ihre Heimat Apulien und wirkt seitdem von Bari aus. Einerseits ist sie ständige Photographin des Teatro Petruzzelli, als auch des Festival della Valle d’Itria und der Camerata Musicale Barese und begleitet das dortige künstlerische Schaffen. Dazu kamen in der Vergangenheit Arbeiten am Teatro Stabile in Turin, dem Newport Dance Festival in Rhode Island oder dem Premio Roma Danza. Auch gestaltete sie die Plattencover für Franco Fagiolis „Anime Immortali“ und Javier Camarenas „Signor Gaetano“. Dabei wirft Frau Lapolla ihren Blick der Kamera nicht nur auf die Oper als Gesamtkunstwerk, sondern auch all ihre einzelnen Bestandteile, seien es Tanz, seien es Details im Bühnenbild oder die Menschen, die hinter den dargestellten Charakteren verschwinden oder in ihnen aufgehen.

Ausgewählte Werke von Clarissa Lapolla sind nun in Macerata in der Galleria dell’Accademia di Belle Arti unter dem Titel passenden „Trasguardi“ ausgestellt. Gezeigt werden dort „Bilder, die einen Ausschnitt des Lebens erzählen, eine Geschichte innerhalb einer Geschichte, aber auch ein Eintauchen in Bewegung und Licht“. Dabei zeugen ihre Aufnahmen von der Vergänglichkeit des Dargestellten, da jeder Moment stets einzigartig ist und nie repetitiv sein kann. Es ist diese Einzigartigkeit, die im Fokus von Clarissa Lapollas Werken steht und die sie herausarbeitet, indem sie in die Dunkelheit um die Bühne herum eintaucht, um das Dargestellte zu isolieren und in den Fokus der Betrachtung zu stellen. Die dadurch ausgesprochene Einladung an den Betrachter ist dabei nicht nur eine zum Betrachten des einzelnen Motivs. Gleichzeitig werden Details herausgestellt, sozusagen ausgeleuchtet und so zur Beweglichkeit erweckt. Und wo Bewegung ist, ist Interaktion, mit einem Mal entstehen Dialoge zwischen ihren Bildern, zwischen verschiedenen Opern als auch Balletten und eine Reise in die Welt des Theaters beginnt, führt uns mit dem Tageslicht von Außen erst in das Theater hinein, wo das Licht gedimmt wird, dann nur noch auf der Bühne vorhanden ist und über die Menschen des Theaters hin in seine innerste Seele führt. Eben zu genau dem, was das Theater ausmacht und lebendig hält.

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13. Internationales Ballett Festival DANCE OPEN, 23.-28. April 2014, St. Petersburg

Eine bemerkenswerte Ausstellung über das Schaffen einer bemerkenswerten Künstlerin, deren Arbeit die den auf der Bühne gezeigten Werken innewohnende Ästhetik herausstreicht und nicht nur als Zeugnis des Theaters in Italien zu sehen ist. Sie spricht eben all unsere Sinne an, lässt uns teilhaben an jenem aufwühlendem, katharsischem Geschehen und gibt uns so die Möglichkeit, den Kern und Sinn von jeder Art des Bühnenschaffens, seien es Spieltheater, Ballett oder Oper wiederzufinden und neu zu verstehen. Fernab von jeder Ideologie, Verfälschung oder Umdeutung, dafür aber ganz nah an Herz und Leben.

„Trasguardi“ – Clarissa Lapolla e il teatro
19. Juni – 3. Oktober 2024
Galleria dell’Accademia di Belle Arti di Macerata (GABA.MC),
Piazza Vittorio Veneto 7
62100 Macerata
Italien

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