Garančas göttlicher Gesang

Elīna Garanča, Konzert, Karel Mark Chichon, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz,  Philharmonie Berlin

Elīna Garanča: Konzert mit Karel Mark Chichon, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz,
Philharmonie Berlin, 1. Februar 2017

Wer bei diesem Konzert dabei war, wird es sein Leben lang nicht vergessen. Der Abend mit Elīna Garanča und ihrem Ehemann Karel Mark Chichon in der Philharmonie Berlin war an Hingabe und Perfektion nicht zu überbieten. Elīna Garanča singt auf dem Olymp ihrer Schaffenskraft, die noch lange anhalten wird. Ihre Stimme ist vital, sinnlich und unverbraucht. Sie ist die beste Mezzosopranistin der Welt.

Es ist ein unvergleichlicher Genuss, die Sängerin aus Lettland live zu hören. Sie gibt alles, ist allzeit hochkonzentriert, singt leicht und beschwingt, wenn es sein muss auch dramatisch und düster. Ihre Strahlkraft in der Höhe sucht seinesgleichen. Im tieferen Register lässt ihr Mezzo einen wohlig schauern.

Herzlichen Dank, Elīna. Sie singen phantastisch! Die Eintrittskarten sind jeden Cent dreimal wert. Sie sind für klassik-begeistert.de schon jetzt die Sängerin des Jahres 2017. Ihre Klangfülle, Ihr untrügliches Gefühl für Nuancen und Zwischentöne sucht seinesgleichen!

Ihr Forte ist prachtvoll und klar, dabei unangestrengt und in keinster Phase gepresst. Genau das macht eine phantastische Sängerin aus und unterscheidet sie von einer sehr guten Sängerin. Garančas Piano ist himmlisch, bezaubernd, klar gestützt und immer vollkommen hörenswert. Dabei ist ihre Textverständlichkeit in allen Registern „amazing“.

Ja, das Piano von Elīna Garanča war am Mittwoch in der Philharmonie Berlin so schön, dass vielen Zuhörern ein Schauer über den Rücken lief. Und im Forte hallte die Stimme der Lettin so wunderbar nach in dem Berliner Akustiktempel, der sich in Sachen Klang hinter der neuen Hamburger Elbphilharmonie nicht zu verstecken braucht.

Elīna Garanča sang in Berlin die Arie der Johanna von Piotr I. Tschaikowsky aus „Die Jungfrau von Orléans“ auf Russisch zum Auftakt. Sie war gleich vollkommen bei der Sache, die Stimme hundertprozentig da. Danach gab es von Camille Saint-Saëns „Samson, recherchant ma presence“ aus der Oper „Samson et Dalila“. Wunderbar. Bezaubernd. Dann „Acerba voluttà… O vagabonda stella“ aus „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea. Alles wie gesagt phantastisch, siehe oben.

Nach der Pause dann aus derselben Oper „Ecco, respiro appena…  Io son l’umile ancella“. Dann „Voi lo sapete, o mamma“ aus der „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni, darauf die drei neapolitanischen Canzonen „Musica Proibita“ von Martino Stanislao Gastaldon sowie „Non t’amo più“ und „Marechiare“ von Francesco Paolo Tosti.

Karel Mark Chichon dirigierte dabei sehr feinfühlig mit vollstem Engagement und verlangte der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz alles ab. Das Orchester muss sich im deutschlandweiten Vergleich überhaupt nicht verstecken. Das Zusammenspiel untereinander, die Bezogenheit auf den Dirigenten sind famos. Vor allem das erste und zweite Cello haben Spitzenniveau. Besonders ansprechend waren der „Melancholische Walzer“ von E. Darzins sowie das Vorspiel zum 1. Akt von „La Favorite“ von Gaetano Donizetti.

Und als Elīna Garanča nach exakt zwei Stunden (inklusive Pause) das Publikum mit „Granada“ auf Spanisch – leider – auf den Weg nach Hause schickte, war jedem im Saal klar: Wir waren Zeitzeugen zweier musikalischer Sternstunden.

Viele Klassik-Freunde stellen sich jetzt natürlich die Frage: Wann wird Elīna Garanča das erste Mal in der Elbphilharmonie im Hamburger Hafen auftreten, die die Freie und Hansestadt in die Top 6 der europäischen Musikstädte katapultiert hat: hinter Wien, Paris und Berlin, aber schon neben München und Mailand? (Die drei Hausorchester in Hamburg sind nur noch nicht so überragend wie in den anderen fünf Städten). Aber die Elbphilharmonie ist der architektonische und klangliche neue Meilenstein der Konzerthäuser dieser Welt.

klassik-begeistert sagt: Frau Garanča, bleiben Sie gesund, geben Sie mit ihrem phantastisch und empathisch dirigierenden Ehemann Karel Mark Chichon noch viele schöne Konzerte – und machen damit viele Menschen glücklich…

Ja, der Gesang von Elīna Garanča macht glücklich. Er lässt einen alle Widrigkeiten des Lebens vergessen. Er verzaubert.

Auch wer Klassik nur in Ausnahmefällen hört: Diese große Künstlerin aus Riga in Lettland sollte jeder Mensch in seinem Leben einmal hören. Das ist besser und nachhaltiger als sich fünf CDs zu kaufen, die nur zu Hause herumliegen.

Elīna Garanča singt in den nächsten Tagen: in Baden-Baden (Festspielhaus, 3. Februar 2017), in München (Gasteig, Philharmonie, 5. Februar 2017), in Frankfurt am Main (Alte Oper, 8. Februar 2017), in Düsseldorf (Tonhalle, 14. Februar 2017), Wien (Wiener Konzerthaus, 17. Februar 2017), Köln (Kölner Philharmonie, 21. Februar 2017) und Mannheim (Rosengarten, 23. Februar 2017).

Diese Termine sollten sich Klassik-Begeisterte ganz dick in ihren Kalender eintragen. Und zu diesen Konzerten fahren, im Internet Karten kaufen – und notfalls auf dem Schwarzmarkt (im Internet und vor den Konzerthäusern, da geht immer etwas) zuschlagen.

Ja, dies ist eine „Kritik“! Eine Kritik die aus 150 Zeilen Lob besteht!

Besser als Frau Garanča kann man Klassik nicht singen. Elīna Garanča ist der Maßstab für alle Künstler, die auf den Bühnen der Welt vors Publikum treten. Bei den Damen vermögen ihr derzeit noch drei Künstlerinnen das Wasser zu reichen: Anna Netrebko, Anja Harteros und Olga Peretyatko.

Diese drei Ausnahmekünstlerinnen singen Sopran, wobei sich Anna Netrebkos Stimme immer mehr in Richtung Mezzo entwickelt, ihre Höhe aber immer noch bestechend und umwerfend ist.

Elīna Garanča merkt man an, dass sie immer wieder Ruhephasen in ihrem Künstlerleben einlegt. Dass sie gut und gesund lebt. Dass sie ein erfülltes Privat- und Berufsleben hat – dass sie zwei wunderbare Töchter hat, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Karel Mark Chichon das Fundament ihres Lebens sind – gemeinsam mit ihrer göttlichen Stimme und der wunderbaren Musik.

Wer noch nie das Vergnügen hatte, Elīna Garanča live zu hören, der möge bitte sofort einmal eine kleine Pause einlegen und folgendes Video auf Youtube anhören:

Das ist Elīna Garanča aus ihrem Album „Romantique“: „Mon coeur s’ouvre à ta voix“ aus der Oper „Samson et Dalila“ von Camille Saint-Saëns.

Und als ultimative Zugabe noch ein weiteres Stück aus dem Album „Romantique“, das die Stimme von Frau Garanča sehr gut abbildet:

 

 

„O ma lyre immortelle“ aus der Oper „Sapho“ von Charles Gounod, komponiert für die göttliche Stimme von Pauline Viardot.

Und das sind Kommentare bei YouTube im Internet:

Eric Garbutt: In a class of her own. So many have recorded this aria and many with distinction. What makes this excellence is the true mezzo voice and the beautiful singing. Marylin Horne’s version was the standard for decades, but she growled the low notes; Elīna sings them and never loses her beauty of tone. Magnificent.

Panchomanvor 1 Woche
Brava!!! Elīna is a dream! The best of the best. Sublime, pure perfection!. Hermosura de mujer!! Quiero una así!!!

Dan Barthyvor 3 Monaten
Brilliant! Brava!

OSCAR LUIS FEMOPASEvor 3 Wochen
BELLÍSIMA .-.-.-

Camille Bouchardvor 5 Monaten
Son français est excellent ! Avec sa merveilleuse voix Elīna Garanča interprète „Mon coeur s’ouvre à ta voix“ divinement.

Nach ihren Konzerten in Deutschland und Österreich singt Elīna Garanča erst einmal im April und Mai in den USA. Wer sie im deutschsprachigen Raum wieder hören möchte, kann dies am 5. Juli 2017 beim Festival „Klassik unter Sternen“ tun, das sich 2017 zum zehnten Mal jährt: Im Stift Göttweig in Niederösterreich. Für dieses Jubiläum verspricht der Künstlerische Leiter, Karel Mark Chichon, ein ganz besonderes Programm und außergewöhnliche Stars an der Seite von Elīna Garanča. Durch den Abend begleitet ORF-Kultur-Lady Barbara Rett.

Und am 26. Und 29. Juli 2017 wird Elīna Garanča Léonor de Guzman in Gaetano Donizettis Oper „La Favorite“ an der Bayerischen Staatsoper in München singen.

Im November und Dezember 2016 hatte Elīna Garanča ihr Rollendebüt als Santuzza in der „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni an der Opéra national de Paris gegeben. Im April bis Mai 2017 wird sie den Octavian in Richard Strauss’ „Rosenkavalier“ an der Metropolitan Opera New York geben (Donald Trump sollte sich dieses Konzert gerne mal anhören, um ein wenig runterzukommen und zu spüren, dass die Menschen in Frieden leben wollen). Im Mai singt sie die Rückert-Lieder von Gustav Mahler mit den Los Angeles Symphonic unter der Leitung von Gustavo Dudamel in Los Angeles.

Elīna Garanča verrät für ihr Konzert in Niederösterreich am 5. Juli 2017: „Auf jeden Fall werden wir versuchen, etwas Einzigartiges zu bringen und es wird ein Teil meiner Traumpartie auf der Bühne stattfinden!“

Bereits im letztjährigen Programm in Niederösterrich zeichnete sich die künstlerische und stimmliche Weiterentwicklung von Elīna Garanča ab. Mit der erstmals vor großem Publikum gesungenen Arie „O don fatale, o don crudel“ aus Verdis „Don Carlo“ stieß sie vom lyrischen ins dramatischere Mezzo-Fach vor. In den nächsten Jahren hat die Ausnahmekünstlerin noch viel vor – sie sind gespickt mit Debüts wie der Rolle der Santuzza in der „Cavalleria rusticana“, ihrer ersten Eboli in „Don Carlo“ von Giuseppe Verdi oder der Amneris in der Verdi-Oper „Aida“.

„Jetzt kommen die Partien, von denen ich als Studentin oder als junge Künstlerin geträumt habe“, sagt Elīna Garanča „Die stehen jetzt ganz nah vor mir, ich darf sie umarmen und zum Zuschauer transportieren.“

Andreas Schmidt, 2. Februar 2017
Klassik-begeistert.de

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert