Elisabeth Schwarzkopf
Die letzten Meisterklassen in Telfs

Elisabeth Schwarzkopf  Die letzten Meisterklassen in Telfs – Rezension

Foto: Max Albert Wyss – Stiftung Fotodokumentation Kanton Luzern
Elisabeth Schwarzkopf – Die letzten Meisterklassen in Telfs
Eine Dokumentation von Kirsten Liese

von Peter Sommeregger

Der ideelle Wert dieser Dokumentation erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Die bei Amazon Create Space von der Journalistin und Musikschriftstellerin Kirsten Liese  veröffentlichte DVD verzichtet auf jegliche graphische Gestaltung und Aufhübschung. Ganz puristisch erhält man die Silberscheibe mit einem kurzen Text, sonst nichts.

https://www.kirstenliese.de

Aber dieser nüchterne Datenträger hat es in sich! Die mit privater Handkamera entstandenen Mitschnitte der letzten Meisterklassen Elisabeth Schwarzkopfs sind trotz- oder vielleicht gerade wegen- ihrer technischen Unvollkommenheit ein berührendes, sehr privates Dokument. Es gab in der Vergangenheit zahlreiche Mitschnitte von Meisterklassen der Sängerin, bei youtube sind bis heute Einige abrufbar. Was jene von der vorliegenden Dokumentation wesentlich unterscheidet, ist der stark veränderte Ansatz, mit dem die Schwarzkopf am Ende ihres Lebens den Schülern begegnet. Fast jeder Fan kennt jenen Clip, in dem Schwarzkopf eine japanische Studentin und deren Versuch, die g-moll-Arie der Pamina zu singen, förmlich hinrichtet. Man kann kaum glauben, dass es die gleiche Person ist, die Jahrzehnte später bei derselben Arie mit Empathie und Taktgefühl ihrer Schülerin behutsam den Weg weist. Eine Rolle mag spielen, dass sämtliche in dieser Dokumentation mitwirkenden SängerInnen bereits Fortgeschrittene sind, Schwarzkopf sich daher nicht auf grundsätzliche technische Aspekte des Gesangs einlassen muss. Sie legt den Focus ganz deutlich auf Textbehandlung- und Verständlichkeit, einen oft vernachlässigten Aspekt. Die Teilnehmer dieser Meisterklassen haben sämtlich zumindest mittlere Karrieren gemacht, bestimmt nicht nur wegen jener Meisterklassen, aber die unzähligen klugen Bemerkungen, mit denen die Schwarzkopf das Gespräch mit den Künstlern bereichert, werden ihnen unvergesslich sein. Am Ende fasst sie ihr künstlerisches Credo eindrucksvoll in einer kurzen Rede zusammen. Es ist schön, dass dieses Dokument auch für die Zukunft bewahrt ist. –
(Zuerst veröffentlicht in: Orpheus Heft 2018, 4

Peter Sommeregger,  25.5.2018
für klassik-begeistert.de

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