Das "European Union Youth Orchestra" glänzt mit strahlender Spielfreude in Grafenegg

European Union Youth Orchestra, Vasily Petrenko, Michael Schade,  Grafenegg Auditorium, 21. April 2019

Foto: European Union Youth Orchestra  © Nancy Horowitz
Grafenegg Auditorium, 21. April 2019

Michael Schade Tenor
Vasily Petrenko Dirigent
European Union Youth Orchestra

Richard Strauss
«Mondschein-Musik» aus der Oper «Capriccio» op. 85
«Zueignung» op.10/1
«Cäcilie» op. 27/2
«Morgen!» op. 27/4
«Liebeshymnus» op. 32/3
«Befreit» op. 39/4

Anton Bruckner
Symphonie Nr. 4 Es-Dur «Romantische»

von Herbert Hiess

2019 konnte man das European Union Youth Orchestra (EUYO) wieder einmal in Grafenegger Residenz im Auditorium erleben – wieder einmal unter seinem Chef Vasily Petrenko. Er ist ein hochbegabter Profi und wie man hören kann, ein exzellenter „Coach“ für die jungen Leute. Was ihm vielleicht etwas fehlt, ist ein Quäntchen Klangsensibilität – dazu später.

Hochbegabt und mit Begeisterung spielten sich die jungen Musiker durch das recht komplexe Programm; die Spielfreude soll ihnen noch lange erhalten bleiben. Unglaublich, wie gut die einzelnen Instrumentengruppen einstudiert und vorbereitet waren. Seien es die exzellenten Streicher, die ebenbürtigen Bläser oder der ganz hervorragende Paukist. Dieses Orchester braucht sich vor vielen sich in starrer Routine befindlichen Profiorchestern nicht zu verstecken.

Chapeau vor den Solohornisten. Zittern schon „g’standenen“ Hornisten vor dem Soloeinsatz zu Beginn der Bruckner-Symphonie tagelang die Knie, war die Ruhe und Souveränität dieses Herrn mehr als zu bewundern. Auch das Hornsolo bei der Strauss’schen „Mondscheinmusik“ ist gerade zu Beginn ein Hammer. Die Leistung der jungen Dame hat einen großen Erinnerungswert.

Anton Bruckners vierte Symphonie ist ein musikalisches „Naturgemälde“, das die Musiker und vor allem den Dirigenten vor enorme Herausforderungen stellt. Der oberösterreichische Komponist neigt oft zur Detailverliebtheit und (leider) auch zu einer gewissen Formlosigkeit. Gerade der zweite Satz (Andante quasi allegretto) drohte auch in diesem Konzert oft in wunderbar einstudierte und gespielte Einzelteile zu zerfallen, was am Dirigenten lag.

So auch die zeitweise verschobene Klangbalance. Die bläserlastige Akustik des Auditoriums verschluckte öfters die Streicherklänge. Wenn Bläsereinwürfe geheimnisvoll mit den Streichern in Dialog hätten treten sollen, wäre das die Aufgabe des Dirigenten gewesen, dies bei den Proben herauszuarbeiten. Schade, dass diese Effekte selten bis nie zur Geltung kamen.

Das ist eigentlich nur „Beckmesserei“; wenn man die Begeisterung und Freude der jungen Leute sah, sind diese Gedanken sowieso nur Nebensache.

Keine Nebensache waren die Strauss-Lieder, die Michael Schade sang. Der 54-jährige Deutsch-Kanadier, der eine wunderschöne Stimme hat (hoffentlich nicht „hatte“), neigte in den Forte-Passagen zum extremen Forcieren. Registerwechsel waren allzu deutlich hörbar.

Er hatte dann auch Mühe, über das (zugegebenermaßen dicht instrumentierte) Orchester zu kommen. Einsamer Höhepunkt des Abends war das im zartesten Pianissimo gehaltene „Morgen!“ – nicht zuletzt durch das Violinsolo der hervorragenden Konzertmeisterin.

Herbert Hiess, 23. April 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

 

 

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