European Union Youth Orchestra. Foto: © Nancy Horowitz
European Union Youth Orchestra
Konzert am 7. August 2021 im Wolkenturm, Grafenegg
Alban Gerhardt, Violoncello
Pablo Heras-Casado, Dirigent
Konzert am 19. August 2021 im Wolkenturm, Grafenegg
Jess Gillam, Altsaxophon
Vasily Petrenko, Dirigent
von Herbert Hiess
Zuletzt fast genau vor fünf Jahren war das European Union Youth Orchestra in Grafenegg unter dem phänomenalen Bernard Haitink am selben Ort im Wolkenturm zu hören, wobei man heute noch von diesen Eindrücken zehren kann.
Mittlerweile sind natürlich die Orchestermitglieder andere und die Chefdirigenten haben auch gewechselt oder sind ihrer Fasson treu geblieben. Das war leider bei den zwei Grafenegger Konzert 2021 zu beobachten und noch mehr zu hören.
Zuvor gesagt – die Musiker sind nach wie vor exzellent; und das in allen Instrumentengruppen. Doch bräuchten gerade die jungen Leute eine hochkompetente Führung, die ihnen etwas von Balance zwischen Streichern und Holzbläsern; zwischen Holzbläsern und Blechbläsern erzählt und demonstriert. Und interpretatorisch war heuer leider fast nichts zu merken.
Fangen wir mit dem Konzert „Gipfelsturm am Wolkenturm“ an (ursprünglich geplant mit Strauss’ „Alpensinfonie“), das mehr eine „sanfte Hügelwanderung“ wurde. Coronabedingt wurde Strauss’ „Monsterwerk“ abgesagt und das bestehende Programm war wenig reißerisch. Die 3. Brahms ist wahrlich kein Hauptwerk für ein Symphoniekonzert und eher was für Kenner. Interpretatorisch wurde nicht viel aus dem Stück rausgeholt. Es klang eher ruppig und glanzlos, die Kantilenen der Themen (vor allem bei Brahms im 2. Satz Andante) wurden nicht ausgekostet.
Der Cellist Alban Gerhardt punktete mit einem wunderschönen und sanften Ton; da machte es tatsächlich Freude, ihm beim virtuosen Spiel zuzuhören und zuzusehen.
Wenig ansprechend war das zweite Konzert beim Festival unter dem Orchesterchef Vasily Petrenko. Es fing mit einer verhetzten und lieblosen „Freischütz“-Ouvertüre an und endete mit einer knalligen Zweiten von Sibelius.
Erstmals seit der Corona-Pandemie wurde ein Konzert mit Pause gespielt; vor dieser spielte die hervorragende Saxophonistin Jess Gillam das Cellokonzert des Russen Alexander Glasunow, das auf barocke Art modern gesetzt ist. Sogar mit einer damals schon so beliebten Schlussfuge schielte der russische Komponist so auf seine musikalischen Vorfahren zurück.
Man weiß, dass das Saxophon in der Klassik kaum Einzug gefunden hat; Chapeau, wie die Instrumentalistin das Werk in Klänge verwandelt hat.
Das Orchester ist an jedem Pult hervorragend besetzt; die Musiker sind großartig und haben eine große Zukunft vor sich. Dennoch wurden beide Konzerte im Rahmen von einem Festival gespielt. Daher muss man die Leute auch danach messen. Aber man kann sicher sein, dass das „alte“ Niveau im wahrsten Sinn des Wortes „spielend“ wieder erreicht wird.
Herbert Hiess, 20. August 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at