Amusement à la Louis XIV.: Diese Barockoper macht Spaß

Francesco Cavalli, ERCOLE AMANTE,  DVD-Rezension

„Der damals geschlossenen Ehe des Königs war allerdings weniger Fröhlichkeit beschieden, sie galt als unglücklich.“

Francesco Cavalli, ERCOLE AMANTE
Naxos 2.110679/80

von Peter Sommeregger

Zur Hochzeit Ludwig des XIV. von Frankreich, des „Sonnenkönigs“, mit einer spanischen Prinzessin, die 1660 in Paris stattfand, komponierte der damals höchst erfolgreiche Komponist Francesco Cavalli eine Festoper, „Ercole amante“. Aufgeführt wurde sie allerdings erst zwei Jahre nach der Eheschließung, verschiedene widrige Umstände waren dafür verantwortlich.

Im Prolog und im Finale der Oper wird im Text auf den feierlichen Anlass Bezug genommen, die aktuelle Inszenierung behält diese Passagen bei. Das Regie-Team Valérie Lesort und Christian Hecq entzündet ein wahres Feuerwerk von originellen und immer wieder verblüffenden Einfällen. Die für die Pariser Opéra comique und das Schlosstheater von Versailles geschaffene Produktion kommt mit einer kleinen Bühne mit weißem Rundhorizont aus. Was das Produktionsteam aber daraus zaubert, ist mehr als bemerkenswert.

Der Bühnenbildner Laurent Peduzzi setzt ganz auf weiße Wände, die stufenartig ansteigen. Die Farben steuert Kostümbildnerin Vanessa Sannino bei, die auch für die Bühnenmaschinerie verantwortlich zeichnet. Die Pastellfarben der Kostüme und der Einfallsreichtum ihres Designs sind der größte Pluspunkt der Aufführung. Die zwar abwechslungsreiche, streckenweise aber etwas statische Form der Musik gewinnt durch die Buntheit und Originalität der Ausstattung ungemein.

Höchst phantasievoll wird auch der Einsatz der Bühnentechnik gehandhabt, Sannino greift auf Theatereffekte der Entstehungszeit der Oper zurück, was der Authentizität der Produktion sehr nützlich ist. Fast hat man das Gefühl, es mit einer Rekonstruktion der historischen Aufführung zu tun zu haben.

Immer wieder kann man feststellen, dass für barocke Musik heute eine erfreulich große Zahl an Sängern zur Verfügung steht, die in diesem Metier zu Hause sind und keine Probleme mit den besonderen stimmlichen Anforderungen dieser Musik haben. Die barocke Opernszene hat sich über die Jahre ihre eigenen Ressourcen geschaffen.

In der Titelrolle des Ercole ist Nahuel di Pierro zu erleben, der mit der geforderten Ironie den „Macho“ Ercole glaubwürdig darstellt und mit geschmeidigem Bass ausstattet. Sein Sohn und Gegenspieler ist Krystian Adam, der als Figur ein wenig blass bleibt. In den drei weiblichen Hauptrollen hinterlassen Anna Bonitatibus als Giunone, Giuseppina Bridelli als Deianira und Francesca Aspromonte als Iole mit ihren technisch perfekten Sopranstimmen sämtlich einen sehr guten Eindruck. Besondere, originelle Akzente setzen die beiden Countertenöre Dominique Visse als Licco und Ray Chenez als fröhlicher Page.

Chor und Orchester Pygmalion unter der Stabführung von Raphaël Pichon sind für die Solisten ein sicherer Unterbau und tragen zum Witz und zur Spielfreude des ganzen Ensembles bei. So entsteht eine bunte, fröhliche Aufführung, die wahrscheinlich der historischen Festaufführung nicht unähnlich ist. Der damals geschlossenen Ehe des Königs war allerdings weniger Fröhlichkeit beschieden, sie galt als unglücklich.

Peter Sommeregger, 12. März 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

CD/DVD-Besprechung, The Freischütz Project, Insula Orchestra, Laurence Equilbey klassik-begeistert.de

CD-Rezension: Gioachino Rossini, „Matilde di Shabran“, José Miguel Pérez-Sierra, Passionart Orchestra

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