"Tosca" in Hamburg: Szenen von überwältigender Kraft und monströser Schönheit

Giacomo Puccini
, Tosca, Angela Gheorghiu,  Staatsoper Hamburg

Foto: Staatsoper Hamburg (c)
Giacomo Puccini
, Tosca
Staatsoper Hamburg
, 24. März 2018

Probenfoto: Angela Gheorghiu mit Riccardo Massi, Staatsoper Hamburg

Die Musik der Oper „Tosca“ von Giacomo Puccini, darin sind sich die meisten Opernliebhaber einig, ist traumhaft schön. Die Magie dieser Meisterkomposition, die erstmals am 14. Januar 1900 im Teatro Costanzi in Rom erklang, war am Samstag auch bei der Aufführung in der Staatsoper Hamburg zu spüren. Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg unter Pier Giorgio Morandi, der Chor der Staatsoper Hamburg und der Kinderchor sowie mitunter phantastische Solisten sorgten für einen sehr gelungenen Abend im Haus an der Dammtorstraße.

„Mit prägnanter Schlagkraft treibt Puccini die Handlung von den schroffen Akkordblöcken des Anfangs bis zu den explodierenden Orchestermassen, die zu Toscas Selbstmord nochmals Cavaradossis Abschiedsarie intonieren, voran“, sagt der Musikkritiker Rolf Fath. „Dazwischen stehen Szenen von überwältigender Kraft und monströser Schönheit.“

Überragende Darsteller des Abends waren die rumänische Sopranistin Angela Gheorghiu als Floria Tosca und Franco Vassallo als Scarpia. Gheorghiu ist die ideale Besetzung für diese Rolle. Technisch wie immer sehr raffiniert, elegant und leicht sang sie in allen drei Akten. Sie betonte ganz wunderbar das weiblich Klangschöne und sang überaus innig.

„Angela Gheorghiu war das Highlight des Abends“, sagte Rolf Schleifer, 62. „Sie singt leicht und duftig und immer tonal perfekt auf Weltklasseniveau.“ Martin Hegel, 59, lobte „die sehr innige Darbietung“ der Rumänin.

Eine ganz wunderbare Leistung bot auch der Bariton Franco Vassallo. Als Polizeichef Scarpia sang er prachtvoll und mit großer Stimmintensität – umwerfend, wie der Italiener voll exzessiver Verächtlichkeit den Polizeichef mimt, mit vor Gier fast entgleisenden Gesichtszügen und einer Stimme, die seine Brutalität und Kälte, aber auch seine Einsamkeit durchblitzen lässt.

Die Leistung von Riccardo Massi als Mario Cavaradossi war sehr gut an diesem Abend im ausverkauften Hause. Massi sang sehr klar, sicher, hell und beeindruckend kräftig. Was für eine Strahlkraft bei den „Vittoria, Vittoria!“-Rufen im zweiten Akt! Beim berühmten „E lucean le stelle“ im dritten Akt hingegen traf der Italiener nicht alle Töne lupenrein – das waren keine magischen Momente, Seniore Massi.

Einzige Wermutstropfen an diesem Abend: Der Dirigent Pier Giorgio Morandi hätte das Philharmonische Staatsorchester Hamburg bei den bezaubernden piano- und pianissimo-Stellen der Angela Gheorghiu weiter zurücknehmen müssen. Da spielten die Musiker einfach zu laut – und der Weltstar war leider kaum zu hören.

Unangenehm war fast den ganzen Abend über der Hustenteppich aus dem Publikum, der über der schönen Musik lag. Ein Mann beschwerte sich bei einer dauerhustenden Frau, woraufhin die antwortete: „Was soll man denn machen, wenn man eine teure Karte gekauft hat?“

Andreas Schmidt, 25. März 2018,
klassik-begeistert.de

2 Gedanken zu „Giacomo Puccini
, Tosca, Angela Gheorghiu,
Staatsoper Hamburg“

  1. Man kann das Husten mit etwas Mühe zurückhalten oder zumindest verschieben, an eine Stelle, an der die Musik lauter wird. Ich spreche aus persönlicher Erfahrung. Selbstverständlich ist das unangenehm, erfordert Selbstdisziplin, aber das nennt man Respekt!

    Man kann seine Gummibärchen, Zuckerl oder was auch immer aus der raschelnden PVC-Packung nehmen und sie anderweitig verstauen, wo sie keinen Lärm machen, wenn man sie in den Rachen schiebt.

    Vielleicht sollte man solche Tipps an den Eingangstüren anbringen?

    Jürgen Pathy

  2. Oh? Begeisternder FRANCO VASSALLO! Er wandelt sich vom liebenden, gütigen Vater ‚Miller‘, warm, voluminös-lyrisch im weiten Wohlklang, – zum abscheulichen, eisigen, stählernen Schauderling ‚Scarpia‘. Ein sanfter privater lombardischer Herr, wandelt auf der Bühne seine Charakterkräfte nach Jäh-herzeblut in tönend-geformte Kontrastfarben – auch mit betörenden Klangwolken aus seiner Maske: nie quält er mein Mittelohr mit stählernem Schmettern im forte, niemals. [Caro signor Vassallo: I come back to listen to you! Au revoir. Mari K ]

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