Ein exzellentes Ensemble sorgt für großen Rossini-Genuss

Gioachino Rossini, La Cenerentola,  Bayerische Staatsoper, München, 21. März 2022

Foto: Bayerische Staatsoper © Felix Löchner

Bayerische Staatsoper, München, 21. März 2022

Gioachino Rossini   La Cenerentola

Musikalische Leitung   Michele Spotti
Inszenierung   Jean-Pierre Ponnelle
Bühne und Kostüme   Jean-Pierre Ponnelle
Chor   Stellario Fagone

Bayerisches Staatsorchester
Bayerischer Staatsopernchor

von Frank Heublein

An diesem Abend wird in der Bayerischen Staatsoper La Cenerentola von Gioachino Rossini aufgeführt. Das Münchner Haus hat ein mannigfaltiges Repertoire. Diese La Cenerentola erblickte das Licht der Bühne in 1980. Jean-Pierre Ponnelles Bühne ist funktional, unterstützt Handlung und Spiel. Damit legt er den Fokus auf die Sänger und Sängerinnen.

Drei besonders wundervolle Momente schenkt mir diese Aufführung. Den ersten in Person Erwin Schrotts als Alidoro, der Cenerentola motiviert, aufs Fest des Don Ramiro zu gehen. In seiner Arie „Osservate. Silenzio. Abiti, gioie“ (Pass auf. Schweige. Kleidung, Geschmeide) offenbart mir Erwin Schrott seinen geschmeidigen, vollmundigen, kraftvollen Bass. Er singt gefällig, umschmeichelnd und souverän.

Der zweite dieser Momente ist ein Stellvertreter für die Raffinesse Rossinis. Für das was mich bei Rossini packt, atemlos macht. Meine Faszination gilt den Ensemblemomenten. Das Finale des ersten Aktes „Mi par d’essere sognando“ (Ich scheine zu träumen) ist großartig! Die Stimmen flirren, flattern durcheinander, sind in einem Moment Teil des großen Ganzen und zugleich?, kurz darauf?, so schnell bin ich nicht in der Lage zu unterscheiden: es ist für mich ein Moment der musikalischen Explosion. Ich gehe darin auf, versinke und genieße.

Der wesentliche Teil der Faszination: diese turbulenten Momente werden dann zum Ereignis, wenn jede einzelne Stimme exakt prononciert. Ist das nicht der Fall, fällt die Faszination in sich zusammen. Das ist eine ganz besondere Herausforderung bei Rossini. Die Sänger und Sängerinnen glänzen hier einzeln und in der Abstimmung zueinander meisterhaft. Der heute ausschließlich männlich besetzte Bayerische Staatsopernchor stützt nicht nur diese Szene maßgeblich in Gesang und Spiel.

Den dritten Moment gibt mir Maria Kataeva als Angelina alias Cenerentola mit „Ah Prence, io cado ai vostri piè“ (Ach Prinz, ich falle Euch zu Füßen) im Finale der Oper. Maria Kataeva seidenweich, warmer elastischer Mezzosopran lässt mich innerlich hüpfen. Wie elegant leicht sie die Koloraturen bewältigt: eine Belcanto Sahneschnitte.

Das Bayerische Staatsopernorchester spielt unter seinem heutigen Dirigenten Michele Spotti gut und routiniert. Die Sänger und Sängerinnen werden unterstützt, ich spüre große Achtsamkeit in der Abstimmung des Tempos und der Stärke. In drei, vier Momenten müssen sich die Sänger gegen das Orchester durchsetzen. Michele Spotti führt das Orchester schnell wieder unter die Stimmen. Ein Hammerklavier als Continuo gibt diesem Abend eine besondere musikalische Note.

Die Solisten singen alle auf sehr hohem Niveau. Bass Renato Girolami als Don Magnifico zu Anfang zweiter Akt überzeugt mich als Buffo sowohl stimmlich wie schauspielerisch. Zusammen mit seinen Töchtern Sopran Lucrezia Drei (Clorinda) und Mezzosopran Yajie Zhang (Tisbe) und dem falschen Fürsten Dandini – Bass Jarrett Ott – sorgt er für zahlreiche unterhaltsame schauspielerisch komödiantische Momente des Abends. Tenor Edgardo Rocha als Don Ramiro beweist seine Klasse in seiner Arie „Principe non sei più“ (Du spielst nicht länger den Fürsten). Das exzellente Ensemble bereitet mir einen unterhaltsamen vergnügten Rossini typischen hochgetakteten turbulenten Opernabend.

Frank Heublein, 22. März 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Programm

La Cenerentola von Gioachino Rossini

Besetzung

Don Ramiro   Edgardo Rocha
Dandini   Jarrett Ott
Don Magnifico   Renato Girolami
Tisbe   Yajie Zhang
Alidoro   Erwin Schrott
Clorinda   Lucrezia Drei
Angelina (Cenerentola)   Maria Kataeva

***Stimmen

Don Ramiro, Prinz von Salerno (Tenor)
Dandini, sein Diener (Bass)
Don Magnifico, Baron von Montefiascone, Vater Clorindas und Tisbes (Bass)
Clorinda, Tochter Don Magnificos (Sopran)
Tisbe, Tochter Don Magnificos (Mezzosopran)
Angelina, genannt Cenerentola, Stieftochter Don Magnificos (Mezzosopran)
Alidoro, Philosoph und Lehrer Don Ramiros (Bass)

Benjamin Britten, Peter Grimes, Bayerische Staatsoper, München, 10. März 2022

4. Akademiekonzert des bayerischen Staatsorchesters, Bayerische Staatsoper, München, 7. März 2022

Giacomo Puccini, Tosca, Nationaltheater  Bayerische Staatsoper München, Donnerstag, 24. Februar 2022

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