La scala di seta © Herwig Prammer
Ein gewöhnungsbedürftiges aber originelles Bühnenbild, zu viel Slapstick und eher dümmliche Späßchen aber vollendeter Belcanto in Rossinis selten aufgeführtem Frühwerk „La scala di seta“. Unter den hervorragenden sängerischen Leistungen ragte der herrliche wohlklingende Belcanto des Levy Sekgapane in der Rolle des Dorvil hervor. Das Zürcher Opernpublikum manifestierte ungeteilte Begeisterung.
Gioachino Rossini
La scala di seta
Musikalische Leitung: Leonardo Sini
Orchester der Oper Zürich
Inszenierung: Damiano Michieletto
Opernhaus Zürich, 25. September 2025
Wiederaufnahme
von Dr. Charles E. Ritterband
Rossini war erst 20 Jahre alt, als er 1812 den Einakter „Die seidene Leiter“ komponierte, eine musikalische Farce. Doch dieses Frühwerk weist bereits sämtliche Aspekte der burlesken Opern Rossinis auf, der ja als populärster Komponist seiner Zeit galt, als „Weltherrscher“, als „Napoleon der Musik“.
Schon die Ouvertüre – wesentlich bekannter und häufiger gespielt als die kurze Oper selbst – ist ein raffiniertes Meisterwerk voll Humor: die Violinen zeichnen lautmalerisch in einer schnell absteigenden Figur das Bild der herabgeworfenen Leiter lautmalerisch nach und später, ausgerechnet als vom ehelichen Treueschwur die Rede ist, platzen die beiden Hörner mit einem Fanfarenmotiv im Fortissimo herein – ebenso wie in Mozarts „Nozze“ in der Arie des Figaro im letzten Akt signalisieren die Hörner, für jeden italienischen Zuhörer unmittelbar verständlich, den „Cornuto“, den gehörnten Ehemann…

Leonardo Sini leitete das Orchester der Oper Zürich mit Rossini’scher Verve und Frische. Die Solisten brillierten mit ihrem Belcanto, allen voran Levy Sekgapane, unbestreitbar Star des Abends, mit seiner weichen, die Steilstufen des Belcantos virtuos erklimmenden und die Höhen meisternden Tenorstimme. Eine kongeniale Partnerin war ihm Olga Peretyatko als melodiös strahlende Giulia, trittsicher in den Koloraturen. Der herrliche sonore Bass des Blansac von Nahuel Di Pierro bot einen perfekten Kontrast zu Sopran und Tenor. Etwas komödiantisch überzeichnet der Germano des Enrico Marabelli.

Das Bühnenbild wird von einem formatfüllenden Spiegel, der in einem Winkel von 45 Grad montiert wurde, reflektiert – es zeigt in knalligen Farben den Grundriss der Wohnung und dieser wird von eifrigen Bühnenarbeitern alsbald mit Möbeln, Küchengarnitur und Bad gefüllt.
Temperamentvoll, ja geradezu rasant inszeniert – perfekt passend zum unermüdlichen Schaffensdrang des jungen Rossini.
Dr. Charles E. Ritterband, 30. September 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt Opernhaus Zürich, 29. Mai 2025