Verona glänzt mit der „Zeffirelli-Traviata“ – und einer erstklassigen Violetta

Giuseppe Verdi, La Traviata  Arena di Verona Opera Festival, 19. August 2023

Arena di Verona © Dr. Charles Ritterband

Franco Zeffirelli, dem vor genau einem Jahrhundert – dem Beginn der Verona-Opernfestspiele – in Florenz geborenen Altmeister großartiger Opern-Inszenierungen und zahlreicher berühmter Kinofilme ist auch die „Traviata“ der Arena di Verona zu verdanken: Diese grandiose Inszenierung beruht auf dem Traviata-Film Zeffirellis (mit Teresas Stratas und Plácido Domingo) aus dem Jahr 1983. Das bis in die kleinsten Ausstattungsdetails minutiös den Prunk der französischen Hauptstadt im Zweitem Kaiserreich unter Napoleon III wiedergebende Bühnenbild ist überwältigend. Es bildet mit seinen aufwendigen Umbauten und den prachtvollen Kostümen (Kostüme: Maurizio Millenotti), den „spanischen“ Tänzerinnen und „Stierkämpfern“ den Rahmen für die üppigen Bälle der lasziv-verschwenderischen Halbwelt um die Edel-Mätresse Violetta Valéry und ihrer Freundin Flora Bervoix.

Giuseppe Verdi, La Traviata
Arena di Verona Opera Festival, 19. August 2023 

Regie und Bühne: Franco Zeffirelli
Kostüme: Maurizio Millenotti
Licht: Paolo Mazzon
Choreographie: Giuseppe Picone
Dirigent: Andrea Battistoni

Violetta Valéry: Jessica Pratt
Alfredo Germont: Francesco Meli
Giorgio Germont: Ludovic Tézier
Flora Bervoix: Sofia Koberidze

Orchester, Chor, Corps de Ballet der Fondazione Arena di Verona
Chormeister: Roberto Gabbiani

Wiederaufnahme aus dem Jahr 2022
Gesungen in italienischer Sprache

von Dr. Charles E. Ritterband

Eine Zeffirelli-Inszenierung ist mehr als nur eine Augenweide – sie ist atemberaubend und Verona hat deren einige zu bieten. Die „Traviata“ hat beides: den Prunk großer Massenszenen und anderseits die Intimität der immer wieder berührenden Geschichte dieser todgeweihten jungen Frau, ihres etwas naiven Geliebten und seines wenig einfühlsamen Vaters. All dies mitreißend inszeniert und vor allem musikalisch perfekt – zumindest was das voluminöse und doch sensible Orchester der Arena unter der Stabführung von Andrea Battistoni betrifft.

Als Traviata war die erstklassige australische Sopranistin Jessica Pratt – eine Sängerin von Weltklasse – zu bewundern, die kurzfristig für die offenbar erkrankte Lisette Oropesa eingesprungen ist. Pratt erfüllte diese Aufgabe mit bewunder Leichtigkeit und zugleich großer emotionaler Intensität. Ihr Sopran strahlt und leuchtet, ihre Stimme füllt mühelos das riesige Rund der römischen Arena – anhaltender Schlussapplaus des Publikums.

Jessica Pratt © Benjamin Ealovega

Weniger Begeisterung weckte hingegen ihr Partner, der italienische Tenor Francesco Meli – eigentlich ein namhafter Belcanto-Spezialist, aber als Alfredo fehlte ihm (von Duetten mit Violetta abgesehen) doch etwas der erforderliche tenorale Schmelz und auch die gesangliche Trittsicherheit, vor allem im ersten Akt. Er hat sich dann allerdings in den folgenden drei Akten ein- und warmgesungen.

Exzellent und ein stimmlich wie darstellerisch überzeugendes Erlebnis bot der französische Bariton Ludovic Tézier als Giorgio Germont mit sonorer, füllig-warmer Stimme. Am folgenden Tag stand Tézier erneut auf der Bühne der Arena – diesmal an der Seite von Jonas Kaufmann und Sonya Yoncheva im Solistenkonzert.

Dr. Charles E. Ritterband, Verona 19. August 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Solistenkonzert Jonas Kaufmann, Sonya Yoncheva, Ludovic Tézier Arena di Verona, 20. August 2023

Giacomo Puccini, Tosca Arena di Verona, 5. August 2023

Giuseppe Verdi, Aida Arena di Verona Opera Festival, 2. August 2023

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