Laeiszhalle: Tönet ihr Zinken!

Hamburger Zinken-Festspiele, Les Cornets Noirs  Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal, 4. Februar 2025

Nuria Rial © nuriarial.com

In der Hamburger Laeiszhalle feiern Les Cornets Noirs ein wunderbares, rar erklingendes Instrument namens Zink. Auch Nuria Rials strahlender Monteverdi-Sopran sorgte für stehende Ovationen!

Nuria Rial, Sopran

Les Cornets Noirs
Gebhard David & Frijthof Smith, Zink

Patrick Sepec, Violoncello
Magnus Andersson, Theorbe
Johannes Strobl, Truhenorgel

Werke von Alessandro Grandi, Ignazio Donati, Giuseppe Scarani, Domenico Gabrielli, Luzzasco Luzzaschi, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Angelo Michele Bartolotti, Dario Castello, Francesca Caccini, Girolamo Frescobaldi, Maurizio Cazzati, Claudio Monteverdi, Benedetto Re und Giovanni Legrenzi

Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal, 4. Februar 2025

von Johannes Karl Fischer

Ein bisschen aus der Mode gekommen ist er schon, dieser Zink. Diesem faszinierenden, zu Monteverdis Zeit in allen Ecken der Kunstmusik präsenten Blasinstrument muss man heute eher hinterherreisen.
Selbst in der Hamburger Klassik-Szene braucht es eine Einführung des Zinkisten in der ersten Konzerthälfte. „Ganz aus Holz gebaut, gehört aber zu den Blechblasinstrumenten“. Grund sei die Spieltechnik, besser gesagt die Tonerzeugung. Zum Glück dauert seine Rede nicht allzu lang, schon segeln die wunderbar weichen, doch klangvollen Töne wieder durch die Laeiszhalle.

Das ist nicht die einzige Besonderheit dieses einmaligen Abends der Alten Musik. Ganze 14 Komponisten stehen auf dem Programm, wahrscheinlich mindestens ein abendlicher Jahresrekord für diesen Saal. Egal, nahtlos schwebte das Ensemble Les Cornets Noirs durch die seidensanften, kunstvollen Klänge von Renaissance und Frühbarock und sendete diese begeisternde Musik aus den Schubladen der klanglichen Kunstraritäten in den winterkalten Hamburger Februarabend. Ein bisschen wohltuende, doch lebendige Ruhe für die musikalische Seele, ein perfekter Ausgleich zum alltäglichen Großstadtgetümmel!

Zum weiteren Highlight des Abends wurde Nuria Rials Sopran, die mit beispielloser Brillanz die locker-luftigen Melodien durch den Saal segeln ließ. Das ist alles keine sehr laute Musik – ein bisschen das Gegenspiel zu einem mächtigen Mahler-Abend – doch strömten ihre engelgleich atmenden Phrasen mindestens genauso effektvoll und die musikalische Seele umschlingend von der Bühne wie eine innige Tristan-Melodie. Völlig mühelos legte ihre Stimme die Noten in die Luft, versetzte die Ohren des Publikums mit heiterer, herziger Wärme in den siebten Monteverdi-Himmel!

Laeiszhalle Hamburg © Thies Rätzke

Mindestens ein Extralob verdiente sich Frau Rial auch mit ihren sehr zahlreichen und völlig natürlich gesetzten musikalischen Verzierungen. Hier ein Triller, dort eine kleine Extranote, fast schon unmerklich doch prächtig schmückte sie die musikalischen Engelwolken im strahlenden Schein der bunten Musikornamente. Das war eine einzigartige Meisterleistung der wahrscheinlich größten und höchsten Kunst der Alten Musik, völlig zurecht brach das Publikum in für diesen Saal völlig einmalig stehende Ovationen aus!

Die allerdings wohl auch dem ebenfalls begeisternd auftretenden Instrumentalensemble gelten sollten. Neben den zurecht gefeierten, preisgelobten Zinken glänzten auch die anderen drei Instrumente mindestens genauso brillant, ein virtuoses Cellosolo sauste durch die verzierten Barocksonaten, selbst die meist begleitend spielende Theorbe tupfte ihre gezupften Noten sanft in den Saal. Inmitten dieser feurigen, weichen und doch mitreißenden Zinkenklänge durfte auch eine ruhig atmende Orgeltoccata nicht fehlen.

Die Hamburger Zinken-Festspiele lassen dieses rare doch wunderbare Barockinstrument bei schallendem Applaus feiern! So prächtig klingen also die hochbedürft’gen alten Meister.

Könnte man nicht als nächstes Krummhörnern, Schalmeien und Spinetten eine Bühne geben? Die Alte Musik-Szene hätte auch jenseits der Musikmuseen einen dringenden Aufschwung verdient.

Die Applausstimmung war jedenfalls weit lebendiger als bei vielen Stangenrepertoire-Sinfoniekonzerten in der Elbphilharmonie!

Johannes Karl Fischer, 5. Februar 2025 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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