Haralds Passionen IV: Von der Ukrainischen und anderem

Haralds Passionen IV: Von der Ukrainischen und anderem  klassik-begeistert.de 10. Juli 2022

Foto: Vaslav Nijinsky (1890–1950) in Le Spectre de la Rose by Michel Fokine (1880-1942). Costume by Leon Bakst (1867-1924). Wikipedia.de

„Russen, die ich liebe!“

von Harald Nicolas Stazol

Noch einmal, Sie werden verzeihen, stelle ich Nijinsky in den Prospekt, denn noch eines ist mir aufgefallen: Tschaikowskis 2. Symphonie, die „kleinrussische“, ein Kosename für die Ukraine. Man möge sie doch fürderhin die „Ukrainische“ nennen.

Fabel um Fabel fügt sich darin, man ahnt die Kornähren bis zum Horizont, Volkslied folgt auf Volkslied, dann nach oben, oben – Tschaikowski findet ja, Gott sei Lob und Preis!, nie zum Schluss – aber dies ist doch die Schilderung eines Eindruckes einer Landschaft, unabhängig von jedweder Politik?

Und plötzlich fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren, ist doch mein alter Regisseursfreund Gregory zu Gast beim kleinen Barbecue, Sir Sean Grieves, wir waren auf Downing College in Cambridge so rechte Ruderer und folglich Kumpanen, ließ es sich nicht nehmen, mir ein Kilo Angus-Rind von seinen Besitzungen auf der Isle of Skye zu schicken – da lege ich die DVD aus der Pariser Opéra ein, Romeo und Julia, — Sergei Prokofjew in der Inszenierung von Rudolf Nurejew, ja, und jetzt sind wir im Bilde!

Wussten Sie, dass Prokofjew dem Ballett ein Happy End geben wollte, nur mühsam abgehalten von Freunden, „Sergei, Du kannst doch nicht Shakespeare verbessern wollen?“ – aber fast hätte er es getan, so wie Thomas Mann im Dr. Faustus seinen eigenen Lieblingsenkel „wie ein Tier kreischend“ an Hirnhautentzündung verrecken lässt…

Warum? Weil es das Werk verlangt!

Hier nun also nichts von Encephalitis, fliegt einem doch das Blech weg bei dieser Inszenierung aus Paris, eine der ältesten Silberscheiben in meinem Besitze, ich rezensierte sie einmal für die Musikzeitung des Stern, Amadeo, das war 1998, und sie ist für mich immer noch Faszinosum.

Und warum dies alles sich so füglich auf den Tanzboden fügt, davon soll im nächsten Teil ausführlich die Sprache sein.

Harald Nicolas Stazol, 10. Juli 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Haralds Passionen V lesen Sie morgen, Montag, 11. Juli 2022.

Haralds Passionen I: “Russen, die ich liebe”! klassik-begeistert.de, 7. Juli 2022

Haralds Passionen II: Der Prozess klassik-begeistert.de, 8. Juli 2022

Haralds Passionen III: Ya tebya lyublyu! klassik-begeistert.de, 9. Juli 2022

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert