Diese großartige Sängerin ist Tosca 100!

Interview, Hui He, Tosca  Staatsoper Hamburg, 1. Oktober 2021

Fotos: © Yunlong Jia

Die international gefeierte chinesische Sopranistin Hui He gastiert gerade an der Staatsoper Hamburg als Tosca in der gleichnamigen Oper von Giacomo Puccini. Sie gibt am Samstag, 2. Oktober, ihre 100. Vorstellung mit dieser Partie – noch gibt es ein paar Karten für diesen großartigen Abend im Haus an der Dammtorstraße (weitere Aufführungen: Freitag, 8. Oktober und Dienstag, 12. Oktober.) Ebenso empfehlenswert übrigens ist ein Besuch von Giuseppe Verdis phantastischer letzter Oper Falstaff mit ausnahmslos sehr guten Solisten (Sonntag, 3. Oktober und Samstag, 9. Oktober.)

Hier Hui Hes englische Kurz-Biografie: Chinese soprano Hui He is one of the best opera singers of the World. Her debut as Aida was in Shanghai Grande Theater, she burst into the international music scene with her performance as the title role in Puccini’s Tosca at Teatro Regio in Parma. Hui He completed her musical and vocal studies in China and Italy. In 2000 she won the Second Prize at the Operalia Competition in Los Angeles, while in 2002 Hui He won First Prize at the Voci Verdiane in Busseto. Since her breakout performance in 2002, Hui He has sung at most of the world’s leading theaters, including the Metropolitan Opera, Vienna State Opera, Teatro alla Scala in Milan, Deutsche Oper Berlin, Berlin Staatsoper Unter den Linden, Opernhaus Zürich, Opéra Bastille in Paris, Bavarian State Opera in Munich, Gran Teatre del Liceu in Barcelona, Teatro Real Madrid, Théâtre de la Monnaie of Bruxelles, Lyric Opera in Chicago and Arena di Verona. When she debuted Madama Butterfly at the Volksoper Wien, Wiener Zeitung described her interpretation as “The best Butterfly you could wish for”.

Interview: Andreas Schmidt (im Chorsaal der Staatsoper Hamburg, 30. September 2021).

Klassik begeistert : Hui He, Sie werden diesen Samstag Ihre 100. Tosca in der Staatsoper Hamburg singen. Das muss ein ganz besonderer Moment sein, diese Partie in der wunderschönen Hansestadt zu geben…

Hui He: Es ist für mich eine große Ehre, hier in Hamburg meine 100. Tosca zu singen. Ich bin schon etwas aufgeregt, obwohl ich seit 19 Jahren diese Rolle singe. Ich habe in Parma mit Tosca debütiert – unglaublich, wie die Zeit vergeht. Es ist wirklich ganz wunderbar, dass ich in diesem traditionsreichen Opernhaus mein Jubiläum feiern darf mit einer der schönsten Opernkompositionen der Welt.

Beschreiben Sie uns bitte Tosca…

Hui He: Tosca ist eine Diva, und sie ist eine berühmte Sängerin auf der Bühne. Sie ist auch eine Frau, die verliebt ist. Sie ist eine Frau, die einen mächtigen Mann tötet: Scarpia.

Sind Sie auch verliebt?

Hui He: (lacht) Ich bin mit der Oper verheiratet. (lacht lange)

Sie sind mit der Oper verheiratet?

Hui He: Ja. Ich lebe meistens im Theater, in der Oper. Ich bin Single.

Kann Frau nicht ein Opernstar sein und trotzdem einen Mann an ihrer Seite haben?

Hui He: Das ist wirklich sehr schwer. Ich bin ja die ganze Zeit am Reisen. Für einen Opernsänger ist es schwer, eine Familie zu gründen. Manche Sänger können das, aber ich bin nicht unglücklich mit meiner Situation. Ich komme aus China und habe da auch eine andere Kultur in mir. Als Opernsänger ist es schwer, den richtigen Partner zu finden und mit ihm zusammen zu leben. Als ernsthafte Sängerin muss ich meine ganze Energie für die Bühne bündeln, für die Auftritte. Nicht jeder versteht das. Für mich ist es wirklich einfacher, das Leben einfach zu halten. Wenn Du eine Familie hast, musst Du Dich um sie kümmern, auch um die Kinder. Ich bin meist 11 von 12 Monate an großen Häusern verpflichtet. Heute bin ich in Europa, morgen in China, übermorgen in Amerika. Ich mag dieses Leben, es ist mein Leben. Meine Lebensmittelpunkte sind China und Verona, wo ich viele Partien in der Arena di Verona gesungen habe.

Bis zu welchem Alter möchten Sie singen?

Hui He: Ich höre auf, wenn meine Stimme nicht mehr gut klingt. Wenn meine Stimme leiert und ich nur noch mit großem Vibrato singen kann, ist Schicht im Schacht. Solange meine Stimme noch jung ist und funktioniert, werde ich singen, denn Singen ist mein Leben.

Wie ist ihr Energiemodus, wenn Sie morgens aufwachen?

Hui He: Mein Leben dreht sich ganz ums Singen: Ich denke an die nächste Probe, an die nächste Unterrichtsstunde mit meinem Coach.

Sie sind auch eine großartige Malerin…

Richtig angefangen mit dem Malen habe ich erst vergangenes Jahr, in Corona-Zeiten. Ich war dreieinhalb Monate alleine in meinem Haus… und begann zu malen. Ich war damals sehr besorgt, weil viele Theater ihre Produktionen eingestellt haben. Dann habe ich mir gesagt, ich fange an zu malen und stelle der Misere etwas Positives gegenüber. Ich ließ meiner Hand freien Lauf und habe ganz viel gemalt. Eine italienische Galerie hat mir geholfen und ich habe meine erste Ausstellung in Dubai bekommen: Artwork of Dubai. Das Malen ist eine aufregende neue Erfahrung für mich.

He Hui (c)

Haben Sie schon als Kind gemalt?

Hui He: Nein, aber als ich 18 war, habe ich überlegt, Kunst zu studieren. Ich entschied mich fürs Singen. Die Pandemie hat mir die Möglichkeit geboten, meiner zweiten Leidenschaft neben dem Singen nachzugehen.

Wann haben Sie erkannt, dass Sie eine große Sängerin werden können?

Hui He: Die Liebe zur Oper habe ich schon als junges Mädchen entdeckt, aber ich hatte kein Verständnis für meine Stimme. Erst nach vielen Jahren meiner Karriere habe ich realisiert, dass meine Stimme besonders und dass sie ein Geschenk ist.

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He Hui (so ihr richtiger Name) ist im chinesischen Ankang geboren und aufgewachsen. Sie interessierte sich bereits in der Schule für westliche Musik und studierte Gesang am Konservatorium in Xi’an bei Professor Rao Yujian (饶余鋻). 1994 machte sie dort ihren Bachelor-Abschluss und blieb anschließend als Gesangslehrerin am Konservatorium.  He Hui pflegt enge Beziehungen zu chinesischen klassischen Musikkreisen, ist ihrem Konservatorium in Xi’an nach wie vor verbunden und tritt regelmäßig im Nationalen Zentrum für Darstellende Künste in Peking auf, wie 2015 in der Titelpartie von Verdis Aida unter Zubin Mehta.

Interview: Andreas Schmidt, 1. Oktober 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Giacomo Puccini, Tosca Staatsoper Hamburg, 29. September 2021

 

 

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