"Für uns gibt es nur zwei Stile von Musik: gute Musik und schlechte Musik"

Interview: Kirill Timofeev vom Rastrelli Cello Quartett  klassik-begeistert.de, 17. November 2022
Fotos von Alexei Fedorov und Ottavio Tomasini


Rastrelli Cello Quartett: „Wir versuchen beim Musizieren nicht auf den Celli zu spielen, sondern Musik zu reproduzieren.“

Interview mit Kirill Timofeev vom Rastrelli Cello Quartett von My Cao

Wir treffen das Rastrelli Cello Quartett im Piano Salon Christophori in Berlin vor ihrem Auftritt auf ein Gespräch. 2022 feiert das Quartett ihr 20-jähriges Bestehen und auch ihre aktuelle CD, mit ausschließlich eigenen Kompositionen. Stilistische Grenzen kennen die vier Herren aus St. Petersburg nicht. Sie spielen das, was sie in ihrem Inneren hören. Genauso wie der Namenspate des Ensembles Bartolomeo Rastrelli, ein bedeutender Architekt, der im 18. Jahrhundert das Stadtbild und somit das Kulturleben von St. Petersburg prägte, möchte das Quartett eine Kultur Mission verfolgen und ihr buntes Repertoire mit ihren ZuhörerInnen teilen.

klassik-begeistert: Wie würdet ihr euren Musikstil beschreiben?

Kirill Timofeev: Für uns gibt es nur zwei Stile von Musik: gute Musik und schlechte Musik. Wir spielen jede Art von Musik, weil es für uns heutzutage keine richtigen Genres mehr gibt, ist es eine Art Fusion. Wir spielen gerne und viel Klassik, Jazz und moderne Musik. Wichtig ist uns, dass wir unsere Musik lieben und Spaß daran haben. Das ist auch der Grund, weshalb wir das Quartett gegründet haben. Unser Musikstil besteht aus der Musik, die wir fühlen.

klassik-begeistert: Wie habt ihr zu eurem Musikstil gefunden?

Kirill Timofeev: Es war unser Wunsch, nicht nur im klassischen Bereich zu bleiben, sondern alles zu spielen, was wir selber auch gerne hören und daraus was zu entwickeln. Durch das gegenseitige Zuhören von Stimmen und Wünschen unserer Mitglieder, haben wir unseren Stil gefunden.

klassik-begeistert: Was möchtet ihr den Zuhörer*innen vermitteln?

Kirill Timofeev: Uns liegt es am Herzen eine Klangfarbe zu vermitteln. Die ZuhörerInnen haben in der Vergangenheit oft gedacht, dass sie nicht die Celli, sondern andere Instrumente hörten. Für uns als Quartett ist das ein Zeichen, das wir uns mit unserer Musik auf dem richtigen Weg befinden. Wir versuchen beim Musizieren nicht auf den Celli zu spielen, sondern Musik zu reproduzieren, die wir in unserem Inneren hören. Musik ist für uns eine internationale Sprache, die wir ernst nehmen, damit wir uns unseren Zuhörer*innen mitteilen können. Wir wollen einen positiven Energieaustausch mit dem Publikum haben und ihnen gute Laune bereiten. Dabei ist uns wichtig, dass wir ihre Sinne und Herzen bereichern.

klassik-begeistert: Was zeichnet euch aus?

Kirill Timofeev: Wir musizieren nicht nur gemeinsam seit 20 Jahren. Wir sind auch eine Familie und das ist was uns auszeichnet. Die Geheimzutat für das lange Miteinander ist, dass es uns nicht darum geht mit den besten Musikern zu musizieren, sondern darum, dass man nach 30 Tagen Tournee im Auto sich miteinander entspannt unterhalten kann – wie eine Familie halt. Wir schätzen uns gegenseitig nicht nur als Musiker sondern auch als Menschen.

klassik-begeistert: Was hat euch dazu animiert das aktuelle Album mit nur eigenen Werken herauszubringen und was sind die Ziele für eure Zukunft?

Kirill Timofeev: Wir haben die Pandemie für die Entwicklung des Albums effektiv genutzt und neue Ideen ausprobiert. Der Lockdown hat uns dazu gezwungen, neue Wege des Musizierens einzuschlagen. Zunächst haben wir einzeln zuhause unsere Stimmen aufgenommenen und diese dann zusammengestellt. Daraus entsprang die Idee selbst zu komponieren. Es ist alles immer noch in Entwicklung und wir befinden uns noch auf einer großen Reise. Nach zwanzig Jahren können wir sagen, dass wir das Gefühl haben, das wir erst gestern angefangen haben.

My Cao, 17. November 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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