Händels Oratorium Israel in Egypt – die Elphi erlebt einen Gesang der absoluten Spitzenklasse

Georg Friedrich Händel (1685-1759), Israel in Egypt, Oratorium in zwei Teilen  Elbphilharmonie, Großer Saal, 26.  März 2024

Elbphilharmonie © Maxim Schulz

Georg Friedrich Händel (1685-1759) – Israel in Egypt,
Oratorium in zwei Teilen

Dirigent   Peter Whelan
Monteverdi Choir

English Baroque Soloists

Julia Doyle   Sopran
Amy Wood   Sopran
James Hall   Countertenor
Nich Pritchard   Tenor
Jack Comerford   Bass-Bariton
Tristan Hambleton   Bass-Bariton

Elbphilharmonie, Großer Saal, 26.  März 2024

von Iris Röckrath

Frenetischer Jubel für die Protagonisten des groß angelegten Oratoriums, das 1739 in London zur Uraufführung gelangte. Zur damaligen Zeit wurde es nur dreimal aufgeführt und für einige Jahre abgesetzt, weil es den Geschmack des Publikums nicht traf. Viele Stellen wurden von Händel immer wieder verändert und umgeschrieben, bis es ihm dann in den 50er Jahren gelang, durch Einfügen von Arien den Trend der Zeit zu finden. Heute gehört es zu den beliebtesten Stücken, allerdings kann ich den Grund hierfür nicht wirklich sehen.

Am bestens aufgelegten charismatischen Dirigenten Peter Whelan, der für Sir John Eliot Gardiner die Leitung übernommen hat, hat es sicher nicht gelegen. Ihm ist es gelungen, Cembalo zu spielen und gleichzeitig Einsätze zu geben, dabei die 60 Mitwirkenden zusammenzuhalten, die einzelnen Stücke zu formen und daraus ein riesiges Klanggemälde zu bauen. Die English Baroque Soloists folgten seinen teilweise rasanten Tempi und spielten mit wunderbarem Klang auf ihren alten Instrumenten. Der Monteverdi Choir brillierte wieder einmal mit klangschönen Stimmen vom hohen Sopran bis in den tiefsten Bass.

Dieser Chor vereint die phantastischsten Solistinnen und Solisten, die in Dreier- oder Vierer-Stimmgruppen wie aus einem Guss klingen. Sie modellieren die feinsten Pianissimi, sie folgen rasantesten Tempi und trotzdem klingen die Koloraturen wie aneinandergereihte Perlenschnüre.

Die Chorsängerinnen und Sänger führen ihre Stimmen instrumental ohne den kleinsten Ansatz eines Vibratos. Nie sind einzelne Stimmen herauszuhören. Das ist Gesang der absoluten Spitzenklasse.

Aus dem Chor heraus traten die Solisten und Solistinnen mit angenehmer Schlichtheit und ohne Partituren für ihre Solostellen hervor. Der Countertenor James Hall ließ gleich zu Beginn mit klarem, warmen, eher dunkel gefärbten Altus aufhorchen.

„Der Herr ist meine Stärke und mein Lied“ sangen die beiden wunderbaren Sopranistinnen Julia Doyle und Amy Wood mit leuchtendem Ton im zweiten Teil stimmlich perfekt zueinander passend.

Nick Pritchards angenehm timbrierte Tenorstimme reiht sich ein in zurückhaltende, bescheidene Klangschönheit, genauso wie die beiden Bässe Jack Comerford und Tristan Hambleton.

Schade, dass diese wunderbaren Solisten in diesem Stück so wenig zu singen haben. Vielleicht ist genau das mein Problem mit dem Stück. Aber vielleicht ist es auch der Inhalt der Geschichte aus dem alten Testament bzw. die Texte: „Singt dem Herrn ein Lied, denn er hat ruhmreich gesiegt. Das Ross und seinen Reiter warf er ins Meer.“ (Finale)

Iris Röckrath, 28. März 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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