Franz Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker präsentieren musikalische Delikatessen

Johann Strauss Junior, Operetten-Pasticcio  Musikverein, Wien, 29. März 2025

Pasticcio © Martina Draper

Man kann jetzt doppelt froh sein, den oberösterreichischen Stardirigenten Franz Welser-Möst wieder am Podium des großen Musikvereinssaales zu erleben. Er trotzt offenbar seiner üblen Krebserkrankung und dürfte sich jetzt in einer „Hoch-Phase“ befinden. Und das Johann-Strauss-Pasticcio, das er und die Philharmoniker präsentierten, war von einer unübertroffenen Elegance, Schönheit und Brillanz.

Musikverein, Wien, 29. März 2025

Operetten-Pasticcio
Werke von Johann Strauss Junior (Arien, Duette, Orchesterwerke)

Mit Christiane Karg (Sopran), Mauro Peter und Maximilian Schmitt (Tenor)

Wiener Philharmoniker
Dirigent: Franz Welser-Möst

Website: Home – Johann Strauss 2025 Wien

von Herbert Hiess

Jetzt ist es an der Zeit, eine Art Apotheose an die Wiener Philharmoniker erklingen zu lassen. Was wir fast unverschämterweise als selbstverständlich betrachten, ist ein Umstand, nach dem sich viele Kulturbeflissene weltweit sehnen würden. Bei diesem Strauss-Pasticcio hörten wir die Philharmoniker in einer Art unbeschreiblichen Schwebezustand; angefangen von den großartigen Streichern über die Harfe und den superpräzisen Holzbläsern bis hin zum Schlagwerk und dem Blech.
Und gerade die Wiener haben noch die instrumentellen „Eigenheiten“ des Wiener Horns, der Wiener Oboe und noch dazu der Wiener Pauke. Und wenn dann noch ein Maestro wie Welser-Möst vor diesen Spitzenleuten steht, dann ist das das Idealrezept für eine Sternstunde – und so war es auch.

Johann Baptist Strauss, geboren am 25. Oktober 1825 in der Gegend des 7. Wiener Gemeindebezirks (bei St. Ulrich; also in der Region Burggasse) hat sich mit Werken wie den Operetten „Die Fledermaus“, „Wiener Blut“, dem Donauwalzer, Kaiserwalzer unsterblich gemacht. Musik, die der durchschnittliche Neujahrskonzert-Lauscher bestens kennt. Im Rahmen dieses Pasticcios brachten Maestro Welser-Möst, die phantastischen Solisten und die Philharmoniker viele selten (bis auch nie) gespielte Werke, die bewusst zeigten, was man eigentlich verpasst.

Pasticcio © Martina Draper

Sei es die Ouvertüre „Der Karneval in Rom“, Gesangsnummern aus „Fürstin Ninetta“, „Simplicius“, „Waldmeister“ usw. Und dann begegnen wir wieder bekannten Werken wie „Eine Nacht in Venedig“, „Zigeunerbaron“.

Unbeschreiblich der Entreact zum 2. Akt von „Nacht in Venedig“. Es begann mit einem bewegenden Hornsolo und der Maestro gemeinsam mit dem Orchester machten mit dynamischen Abstufungen und Temporückungen ein tränenförderndes musikalisches Universum daraus.

Herausragend auch das Finalstück (des offiziellen Programmes) die Ouvertüre zur „Die Göttin der Vernunft“ mit dem ausgeprägten Violinsolo, das Konzertmeister Volkhard Steude berührend und mit Bravour spielte. Übrigens dirigierte beim Neujahrskonzert 1996 Lorin Maazel dieses großartige Werk und spielte vom Dirigentenpult das Violinsolo – das war übrigens eines der besten Neujahrskonzerte überhaupt. Versierte YouTube-Besucher finden das leicht; da auch hörenswert Josef Strauss „Die Nasswalderin“, wo Lorin Maazel ebenfalls die Geige erklingen ließ.

Zurück zu Franz Welser-Möst und dem Strauss-Pasticcio. Ein Pasticcio bezeichnet auch eine Delikatesse aus der Küche (wie Pastete) und wird im Musikjargon auch als Synonym für eine Zusammenstellung von musikalischen „Highlights“ verwendet.

Franz Welser-Möst und die Philharmoniker und die drei Solisten machten ein unvergleichliches Fest daraus.

Pasticcio © Martina Draper

Und Christiane Karg und die beiden Tenöre Maximilian Schmitt und Mauro Peter sind mehr als erwähnenswert. Die brillante Sopranistin sang ihre Nummern mit Witz, Verve und Vergnügen; die beiden Tenöre waren auf gleichem Niveau – unvergleichlich das Diminuendo von Maximilian Schmitt bei der Arie des Armin aus „Simplicius“.

Pasticcio © Martina Draper

Ein Johann-Strauss-Konzert mit den Philharmonikern in Wien ohne Zugaben ist eigentlich undenkbar; so hielten es Welser-Möst, Christiane Karg und Maximilian Schmitt – als erste Zugabe sangen sie das Duett aus „Wiener Blut“…Saft voller Kraft… Die Begeisterung des Publikums war grenzenlos.

Pasticcio © Martina Draper

Danach stieg Welser-Möst auf sein Podium und machte eine begeisterungswürdige Erklärung mit Selbstironie wegen eines Versprechers über die letzte Zugabe. No na, natürlich der „Radetzky Marsch“. Bevor sich wer aufregt und sagt, der war ja vom Vater Strauss. Alles, alles richtig – aber hier handelte es sich um eine Instrumentierung des Strauss Juniors von dem Marsch.

Es war eine mehr als beeindruckende und denkwürdige Veranstaltung, die wieder zeigte, was wir in Wien hier für ein Glück mit diesem Orchester haben.

Auf diesem Wege speziell die besten gesundheitlichen Wünsche für Franz Welser-Möst. Möge er dem Publikum noch lange erhalten bleiben!

Herbert Hiess, 31. März 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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