Die Einspringerin Hedwig Ritter – Portraitstudio Wien Theresa Wey
Nach der 6. Vorstellung am 1. November 2022 nun die 18. Vorstellung am 20. Februar 2024. Diesmal hatte man nicht den Eindruck einer Familienvorstellung, sondern den einer Schülervorstellung. Eine inhaltlich nicht so leichte Kost, aber Tschaikowskis Musik wieder von Keren Kagarlitsky wunderschön geleitet.
Jolanthe und der Nussknacker
Musiktheater nach der Oper und dem Ballett von Peter Iljitsch Tschaikowski
Volksoper Wien, 20. Februar 2024
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Gleich zu Beginn gab es eine Überraschung. Die international erprobte Olesya Golovneva musste gemeinsam mit ihrem Cover krankheitshalber die Jolanthe absagen. Einspringerin am Pult an der Seite der Bühne war das junge Ensemblemitglied Hedwig Ritter. Es war ein schönes Erlebnis zu hören, wie sie mit laufender Bewältigung ihrer Aufgabe immer sicherer und souveräner sich anhörte, und wir hätten ihr einen Solo-Vorhang zum Schluss gegönnt bzw. hatten ihn eigentlich erwartet.
Alexander Fritze war der neue König der Provence, wohl ein basso profondo, aber ohne Volumen. Der Bedeutung des Arztes im Stück angemessen waren wir diesmal mit Alexandre Beuchat als Ibn Hakia sehr zufrieden. Auch die Kampfgefährten Graf Vaudemont, der sich in Jolanthe verliebt, und Herzog Robert sind ausgewechselt. Julian Hubbard vermag – und schuld daran sind auf keinen Fall technische Mängel – mit der Stimmlage Tenor uns nicht immer Wohlgefühl zu vermitteln. Sein herzoglicher Freund alias Andrei Bondarenko hingegen fällt mit seinem schönen Bariton immer wieder auf. Also umgekehrt im Vergleich zu unserer ersten Vorstellung.
Das Wiener Staatsballett konnte sich weder klassisch noch modern profilieren.
Leider ging uns an diesem Abend die Atmosphäre eines hymnischen Finales noch mehr ab. Dazu kam: Bei Jolanthes Schlussgesang gelangt die Notlösung einer Doppelbesetzung (Hedwig Ritter am Notenpult und die Schauspielerin mit Musicalausbildung, Regie- und Choreografie-Assistentin Victoria Rottensteiner auf der Bühne) an ihre Grenze. Durch die dieses Mal uneingeschaltet gebliebene Übertitelung fiel der Gegensatz Text und Philosophie der Regie von Lotte de Beer weniger auf.
Lothar und Sylvia Schweitzer, 22. Februar 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Jolanthe und der Nussknacker Volksoper Wien, 1. November 2022