Klassik und Kultur in Zeiten der Krise: Was hören, was bewegt, was lesen und was sehen die LeserInnen von klassik-begeistert.de?

Klassik und Kultur in Zeiten der Krise 2

Foto: Auch der Symphonische Chor Hamburg kann zur Zeit nicht proben. Copyright: Olaf Malzahn (c)

Johannes schreibt:

„Sehr geehrter Herr Schmidt,

im Rahmen ihres LeserInnen-Aufrufs vom 16.03 bei klassik-begeistert.de möchte ich Ihnen einige eigene Eindrücke zum Thema zukommen lassen:

Als Musik- (hauptsächlich Klassik) und Musikwissenschaftsbegeisterter Mensch versuche ich in diesen Tagen mit verschiedenen Musikbeschäftigungen ein gewisses Gegengewicht zu den sehr bedrückenden Nachrichten, die leider momentan zum Alltag gehören, zu schaffen. Ganz oben auf der Liste steht bei mir mindestens eine Gesamtaufnahme von Madama Butterfly, vom Fliegenden Holländer, von der dritten Symphonie von Mahler, von Alcina und vom Rosenkavalier mir anzuhören.

Viel mehr als um die Aufnahmen und die Musik geht es mir hierbei um die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Partitur. Diese spielt für mich eine entscheidende Rolle, um meinen Gedanken eine kurze Auszeit von den omnipräsenten Corona-Nachrichten zu gönnen; gerade die Kritische Gesamtausgabe der erwähnten Mahler-Symphonie (die mir die Hamburger Stabi dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat) weckt Erinnerungen an die paradiesischen Mahler-Klänge der Berliner Philharmoniker (hierbei möchte ich auf mein Kommentar bei klassik-begeisert.de zum entsprechenden Konzert am 27.02 verweisen).

Apropos Berliner Philharmoniker: In den letzten Tagen hatte ich endlich mal die Zeit, mir das Konzert der Berliner Philharmoniker vom 09.06.2017 in der Digital Concert Hall anzuschauen; diese Aufnahme von Dvorak 9 ist einfach atemberaubend und sicherlich eine der besten Aufführungen dieses Werkes. Gustavo Dudamel kombiniert hier einzigartige, perfekt durchdachte Tempowechsel im ersten Satz mit einer zauberhaften Fusion von diversen hochkomplexen Klangfarben. An manchen Stellen klingt die Musik nach altwiener Apfelstrudel im Café Schwarzenberg, an anderen nach einem detailreichen Landschaftsgemälde der Prärie von Wyoming oder Montana (ich habe selbst lange Jahre in den USA, also in der „neuen Welt,“ gelebt). Einfach purer Perfektionismus.

Zusätzlich beschäftigt mich in diesen Tagen immer noch das Buch „A History of Performing Pitch“ (über die Geschichte der musikalischen Stimmtonhöhen) des Musikwissenschaftlers Bruce Haynes, ein weiteres Buch über Puccinis Musik liegt bereits auf meinem Schreibtisch. Auch denke ich in diesen Tagen immer noch an den Dienstag der vergangenen Woche, als ich mir im kleinen Saal der Elphi das Ensemble Metamorphosen Berlin angehört habe, nicht zuletzt wegen der Streicherserenade von Tschaikowsky (die ich eigentlich auch vorhatte, mir mit dem Kammerorchester Wien-Berlin im April erneut in der Elphi anzuhören, das fällt jetzt ja bekanntlich aus).

Es ist schon irgendwie ein komisches Gefühl, dass nach diesem so scheinbar unscheinbaren Konzert (ich habe in der laufenden Spielzeit schon über 30 Klassikkonzerte und Opern miterleben dürfen) man sich bis auf weiteres erst mal darauf einstellen muss, Musik aus dem Lautsprecher zu hören.

Am allerliebsten würde ich mich momentan irgendwie einfach in die Musik hineinversetzten und einfach abwarten bis diese Welt sich wieder erholt hat und die Nachrichten sich etwas beruhigt haben. Wenn da nicht bloß diese blöde Masterarbeit wäre…

Mit freundlichen Grüßen
Johannes“

+++

Irina Doelitzsch-Kaufmann schreibt:

„Sehr geehrter Herr Schmidt,

wenn ich aufgeregt oder auch niedergeschlagen bin, helfen mir zwei völlig unterschiedliche Musikwerke. Beethovens Chorfantasie und von ABBA „When all is said and done“ und „Head over heels“. Ich bin gespannt, was andere berichten.

Viele Grüße
Irina Doelitzsch-Kaufmann“

klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at, 21. März 2020

… und wir möchten weiter gerne wissen: Wie holen Sie in diesen Tagen und Wochen, in denen nicht vieles ist wie früher, ein wenig Muße, Erbauung und Entspannung in Ihren Alltag?

Welche CDs hören Sie? Welche Streams und Fernsehsendungen sehen Sie? Welche Schallplatten spielen Sie? Was lesen Sie? Und welche Radiosendungen goutieren Sie?

Welche Komponisten begeistern Sie? Welche Einspielungen sprechen Sie an? Welche Opern und Konzerte schauen Sie sich an? … und was gibt Ihnen die Kultur, die Klassik und die Oper, die Musi – die seichte und die ernste – in dieser Zeit?

Schicken Sie Ihre Eindrücke, Impressionen, Beobachtungen, Hör- und Seherlebnisse bitte – gleich welcher Länge – an:

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