von Jolanta Lada-Zielke
„Weihnachten ist da, wenn ich Paukenwirbel und den Gesang >>Jauchzet, frohlocket<< höre”, sagen die meisten, nicht nur deutschen Musikliebhaber. Das „Weihnachtsoratorium“ von Johann Sebastian Bach ertönt in der Adventszeit in vielen Kirchen und in den berühmtesten Konzertsälen Deutschlands.
Im Gasteig in München tritt der Münchener Bach-Chor mit Begleitung des Orchesters Bach Collegium München traditionell am letzten Adventssonntag mit dem Werk auf. Sein Partnerensemble Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor aus Hamburg hat das Oratorium schon zweimal in der neuen Elbphilharmonie präsentiert. Die Konzerte wurden von Hansjörg Albrecht dirigiert, der dieses Stück zum ersten Mal als vierjähriger Junge miterlebte.
„Meine Eltern haben mich zum Konzert mit dem ‚Weihnachtsoratorium‘ mitgenommen, meine Mutter hat Solo gesungen hat“, sagt Albrecht. „Das war in einer gotischen Hallenkirche, wo ein großer Chor mit Orchester Bachs Werk musiziert hat. Ich fand damals die Pauken am Anfang des ersten Satzes, („Jauchzet frohlocket“) so spannend, dass ich unbedingt Schlagzeuger werden wollte. Zu Hause habe ich versucht, diesen Wirbel auf Töpfen zu üben.“
Um die jüngsten Musikliebhaber auf die Rezeption dieses großen Werks vorzubereiten, hat der Anette Betz Verlag ein musikalisches Bilderbuch zum „Weihnachtsoratorium“ herausgegeben. Die Autoren sind Rudolf Herfurtner und Maren Briswalter. Das Buch enthält schöne Bilder und eine CD mit Mitschnitten der drei ersten Kantaten. Die Autoren erzählen jungen Lesern, dass Johann Sebastian Bach als Kantor in der Leipziger Thomaskirche jede Woche eine neue Kantate komponieren musste und die „Weihnachtsoratorium“-Kantaten zunächst als einzelne Werke aufgeführt wurden.
Die „Karriere” vom Kerzenbuben zur Sopranstimme
Die Handlung der Geschichte spielt im Winter 1734, als der 27. Dezember auch ein Festtag war. Wir verfolgen die Ereignisse aus der Sicht des achtjährigen Thomas Trost, der mit großem Interesse und Begeisterung den Thomanerchor beim Proben des „Weihnachtsoratoriums“ beobachtet. Dann bekommt er einen Vorschlag, ein so genannter „Kerzenbube“ zu werden, dessen Aufgabe war es, eine angezündete Kerze bei den Proben und Konzerten zu halten, damit die Knaben Noten sehen konnten. Sie sangen während der Gottesdienste, die sehr früh morgens und abends stattfanden, als es sowohl in der Thomas- als auch in der Nikolaikirche in Leipzig ziemlich dunkel war. Bei dieser Arbeit hört Thomas Trost dem Werk genau zu, und in einem Moment versucht er mit den anderen Jungs mitzusingen. Meister Bach merkt das und behauptet, dass Thomas eine schöne Sopranstimme habe, er dürfe also in die Thomasschule gehen, wo er sich „sattsingen“ könne. Der Junge hat fünf Geschwister und hungert daher sehr häufig. In der damaligen Thomasschule konnte man genügsame und kostenlose Mahlzeiten erhalten.
Auf der CD befindet sich die Aufnahme des „Weihnachtsoratoriums“ aus dem Jahr 1991,in der Aufführung des Vokalensembles Frankfurt und dem Orchester Concerto Köln unter der Leitung von Ralf Otto. Die Geschichte liest Hans Juergen Stockerl vor. Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar mit den wichtigsten musikalischen Begriffen,wie Fuge, Kantate, Choral oder Koloratur.
Ich habe das Buch einer Leserin im entsprechenden Alter und mit guter musikalischer Vorbereitung zum Testen gegeben. Hier ist die Meinung der 11 Jahre alten Charlotte:
„Mir hat es gefallen, dass man sich die CD dazu noch anhören kann! Das Buch ist sehr gut geschrieben, es ist so gemacht, dass es sich nicht langweilig anhört! Ich würde schätzen, dieses Buch ist gut für Kinder ab dem Alter von fünf Jahren. Früher verstehen die Kinder das noch nicht so gut. Die Musik auf der CD ist sehr schön! Ein Lob ans Orchester. Die Kinder lernen Bachs schönes „Weihnachtsoratorium“ kennen, lernen die Weihnachtsgeschichte mit der Geburt Jesu kennen (es sei denn sie kennen sie schon) und erleben eine tolle ausgedachte Geschichte mit Thomas Trost! Von Fünf Sternen würde ich diesem Buch als Bewertung 4,75 geben. Mir gefällt es wirklich sehr gut! Abends, wenn man die CD hört, schläft man auch gut ein; nicht weil die CD langweilig ist, sondern weil die Musik entspannt! Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und Hören!“
Jolanta Lada-Zielke, 16. Dezember 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Die Journalistin und Sängerin Jolanta Lada-Zielke, 48, kam in Krakau zur Welt,
und hat an der Jagiellonen-Universität Polnische Sprache und Literatur studiert, danach das Journalistik-Studium an der Päpstlichen Universität Krakau abgeschlossen. Gleichzeitig absolvierte sie ein Gesangsdiplom in der Musikoberschule Władysław Żeleński in Krakau. Als Journalistin war Jolanta zehn Jahre beim Akademischen Radiorundfunksender Krakau angestellt, sie arbeitete auch mit Radio RMF Classic, und Radio ART anlässlich der Bayreuther Festspiele zusammen. 2003 hat sie ein Stipendium vom Goethe-Institut Krakau bekommen. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie 2007 mit der Jubiläumsmedaille von 25 Jahren der Päpstlichen Universität ausgezeichnet. 2009 ist sie aus privaten Gründen nach Deutschland gezogen, zunächst nach München, seit 2013 lebt sie in Hamburg, wo sie als freiberufliche Journalistin tätig ist. Ihre Artikel erscheinen in der polnischen Musikfachzeitschrift „Ruch Muzyczny“, in der Theaterzeitung „Didaskalia“, in der kulturellen Zeitschrift für Polen in Bayern und Baden-Württemberg „Moje Miasto“ sowie auf dem Online-Portal „Culture Avenue“ in den USA. Jolanta ist eine leidenschaftliche Chor-und Solo-Sängerin – sie singt als Sopran im Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor in Hamburg. Zu ihrem Repertoire gehören vor allem geistliche und künstlerische Lieder sowie Schlager aus den Dreißigern.