Ladas Klassikwelt 48: Wie auf einem Schachbrett – Von Corona-Chorproben in geschlossenen Räumen

Ladas Klassikwelt 48: Wie auf einem Schachbrett – Von Corona-Chorproben in geschlossenen Räumen

„Wenn alle Anforderungen erfüllt sind, bleibt uns nur die Freude am Singen.  Das heitere Werk von „Papa Haydn“ wurde bewusst ausgewählt; es hilft uns, in dieser schwierigen Zeit die Gelassenheit zu bewahren.“

von Jolanta Łada-Zielke

Masken ab → Singen → Masken auf → Lüften, und dann alles von vorne. Jetzt läuft das nach einem solchen Schema. Seit dem August dürfen Chorproben in kleiner Besetzung durchgeführt werden. Einige Hamburger Ensembles wie der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor nutzen diese Möglichkeit eifrig. Der Chorvorstand arbeitet in Absprache mit den Stimmführern an der Organisation dieser speziellen Corona-Proben.

Einer der Probenorte des CPE-Bach-Chors ist das Hamburg-Haus in Eimsbüttel. Dort hat das Ensemble normalerweise zwei Konzertsäle mit einer Bühne zur Verfügung, von denen die kleinere eine Fläche von 110 und die größere von 330 Quadratmetern hat. Derzeit wird in der großen gesungen, auf einer Fläche von ungefähr 150 Quadratmetern. Die Plätze sind so angeordnet, dass die Chormitglieder in Abständen von zweieinhalb Metern voneinander singen. Sie sehen wie auf einem Schachbrett aus, auf dem jedes vierte Feld belegt ist. Während einer Probe saßen sie sogar an getrennten Tischen, wie bei einer schriftlichen Prüfung, was mit Belustigung kommentiert wurde.

Da der CPE-Bach-Chor derzeit 74 aktive Mitglieder zählt, darf ein Drittel von ihnen an einer Probe teilnehmen. Das sind 25 Personen ohne Chorleiter. Im Fall der Sopranistinnen, die die meisten sind (26 Sängerinnen), werden sieben Damen zu jeder Probe eingeladen. Drei von ihnen stehen zusätzlich auf der Warteliste und können bei Bedarf jemanden ersetzen. Sie springen auch gerne ein, wenn eine andere Stimmgruppe unvollständig besetzt wird. Wer an der realen Probe nicht teilnimmt, kann sie online verfolgen, weil die meisten übertragen werden.

Natürlich halten alle die strengen Hygienevorschriften ein. Vor dem Eingang zum Probenraum befindet sich ein Spender mit Desinfektionsmittel. Die Sänger tragen ihre Namen auf die Anwesenheitsliste ein. Man betritt den Saal mit einer Maske, die nur beim Singen abgezogen wird. Darüber hinaus trägt man sie im gesamten Gebäude. Der Probenraum muss in regelmäßigen Abständen von 45 Minuten gelüftet werden. In den Lüftungspausen setzen die Chorsänger ihre Masken auf und gehen nach draußen.

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Wenn alle diese Anforderungen erfüllt sind, bleibt uns nur die Freude am Singen. Der Chor bereitet jetzt eines von Joseph Haydns Oratorien für ein Konzert vor, das hoffentlich im nächsten Frühjahr stattfinden wird. Das heitere Werk von „Papa Haydn“ wurde bewusst ausgewählt; es hilft uns, in dieser schwierigen Zeit die Gelassenheit zu bewahren. Wir singen leidenschaftlich über die wunderbare Beziehung zwischen Mensch und Natur und für einen kleinen Moment vergessen wir die allgegenwärtige Bedrohung durch das Coronavirus.

Die Mitglieder des CPE-Bach-Chors kamen zu dem Schluss, dass ihnen die Proben in kleinen Gruppen gut gefallen und viel bringen. Die Sänger sind disziplinierter, konzentrierter und können sich besser hören. Allerdings fragt sich jeder, ob und wann es endlich zu einem gemeinsamen Konzert kommen wird. Die Sehnsucht nach der Bühne und dem Publikum wächst weiter…

Jolanta Lada-Zielke, 27. September 2020, für
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© Jolanta Lada-Zielke

Jolanta Lada-Zielke, 49, kam in Krakau zur Welt, hat an der Jagiellonen-Universität Polnische Sprache und Literatur studiert und danach das Journalistik-Studium an der Päpstlichen Universität Krakau abgeschlossen. Gleichzeitig absolvierte sie ein Gesangsdiplom in der Musikoberschule Władysław Żeleński in Krakau. Als Journalistin war Jolanta zehn Jahre beim Akademischen Radiorundfunksender Krakau angestellt, arbeitete auch mit Radio RMF Classic, und Radio ART anlässlich der Bayreuther Festspiele zusammen. 2003 bekam sie ein Stipendium vom Goethe-Institut Krakau. Für ihre  journalistische Arbeit wurde sie 2007 mit der Jubiläumsmedaille von 25 Jahren der Päpstlichen Universität ausgezeichnet. 2009 ist sie der Liebe wegen nach Deutschland gezogen, zunächst nach München, seit 2013 lebt sie in Hamburg, wo sie als freiberufliche Journalistin tätig ist. Ihre Artikel erscheinen in der polnischen Musikfachzeitschrift „Ruch Muzyczny“, in der Theaterzeitung „Didaskalia“, in der kulturellen Zeitschrift für Polen in Bayern und Baden-Württemberg „Moje Miasto“ sowie auf dem Online-Portal „Culture Avenue“ in den USA.  Jolanta ist eine leidenschaftliche Chor-und Solo-Sängerin. Zu ihrem Repertoire gehören vor allem geistliche und künstlerische Lieder sowie Schlager aus den Zwanzigern und Dreißigern. Sie ist seit 2019 Autorin für klassik-beigeistert.de.

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